Gedient oder bedient?

Gedient oder bedient?
„Habt acht“ gegen „null Bock“ – wer zu Felde zog und wer sich in die Büsche schlug.

Alle reden mit. Aber wer war dabei? Ein musternder Blick auf die Präsenzdiener in den Reihen der Staatsdiener (siehe unten) beweist: Trotz der tausend Eide, die Politiker aller Farben heute auf Wehrpflicht oder Berufsarmee schwören, kam ihnen selbst seinerzeit – als stellungspflichtige Jungmänner – der Eid auf die Fahne nur höchst ungern über die Lippen. Und wie steht’s sonst so um die privilegierte Prominenz? Wer hat gedient – und wer war bloß bedient?Der repräsentative Rundruf unter den Front-Soldaten an den Futtertrögen der Seitenblicke-Society fördert Ungeahntes zutage: Die „hohen Tiere“ aus dem Streichelzoo verdanken ihr robustes Natu-rell mehrheitlich der Grundausbildung im Felde.

Sogar der Autor (siehe oben) leistete den Dienst an der Waffe (1984) – auch wenn ihm seine Diensthabenden von damals vieleher „einen an der Waffel“ attestierten. Dem Wehrmann Chmelar blieb wegen „fortgesetzter Aufmüpfigkeit“ letztlich das „Existenzminimum“ jedes Abrüsters – die „Wehrdiensterinnerungsmedaille“ – versagt. Da sieht er zweifellos matt aus, im Vergleich etwa mit (stern-)glänzenden heimischen Weltstars sämtlicher Gewichtsklassen. Der Leibnitzer Autohaus-Dynast Heribert Kaspar, heute 59 und als „Mister Ferrari“ auf der Überholspur an jedem abgebildeten Buffet, wurde 1972 Panzerjäger: „Ich war ein Weichei, das beim Robben aufgab, und andere für niedere Arbeiten bezahlte – bis ich dafür in den Häf’n ging. Das hat mich abgehärtet, ich hab’ profitiert. Ich bin für die Wehrpflicht – sie schafft viel mehr Bezug zum eigenen Land.“

Schauspieler Christian Spatz- ek (57) beurteilt das Heer als beste Berufsausbildung: „Da durfte ich jede Rolle live einstudie- ren – vom Bauernbuam bis zum Hackler, vom Kleinkriminellen bis zum Großindustriellen. Alle wa- ren sie da. Gratis!“ Und das „Kreuzerl“ heute? „Mach ich – mit Bauchweh – bei der Berufsarmee.“

Mehr als Bauchweh hatte der Haarkünstler Josef Winkler (44), als er 1987 im Tiroler St. Johann eine „megageile Zeit als Fallensteller und Granatwerfer extrem intensiv“ erlebte. Er, der damals schon die Kompanien modisch auffrisierte und damit reichlich Körberlgeld mitschnitt, kam gar in Gewissensnot- stand: „Ein Kamerad kletterte nach Zapfenstreich über die Mauer in die Kaserne. Ich war Wache, er reagierte nicht ... Da hätte ich schießen müssen, aber – ich konnte es einfach nicht.“ Heute stimmt er für die Wehrpflicht ab, weil sie mehr Zusammenhalt und gute Emotionen in unseer Jugend weckt.

Langzeit-Barde Waterloo (67) brachte es bis zum Korporal Kreuzmayer, als er 1963 bei Linz als „Funkfernschreiber“ diente. „Was mir immer zu schaffen machte, war die Waffe. Für mich ein Tötungsinstrument – abzulehnen! Es wär’ ja schön, wenn wir überhaupt kein Heer bräuchten – für uns reichert Schönbrunn mit tausend Berittenen.“ Die „tolle Kameradschaft“ wärmt seine Erinnerung an den klirrenden Frost und „Frust“, denen er stets mit Gesang zur Gitarre begegnete. Sein Votum heute? „Berufsheer! Eine Armee verlangt Spezialisten.“

„Drübergezaubert“

2011 wurden 46.145 Österreicher „gemustert“, 36.365 davon als „tauglich“. 13.108 zogen Zivildienst vor. Das ergibt eine Grundwehrdiener-Quote von 50,4 %. Also gerade einmal jeder Zweite. Eine Wahl, die zwei Magier zu ihrer Zeit nicht hatten: Magic Christian – bürgerlich Christian Stelzl (67) – und Alexander Bisenz (50). Der mehrfache Weltmeister hat sich, so wie der Kult-Komiker, als Rekrut drübergezaubert. Trotzdem ist er für die Wehrpflicht: „Jeder sollte wissen, wie gefährlich Waffen sind.“ Bisenz, den das Bundesheer „so viel Zeit und Geld“ kostete (1980 als „Erdkäfer“ in Leobendorf) zweifelt – und verzweifelt – an den Regierenden: „Würden die da oben anständig arbeiten, dann hätten sie Konzepte – so haben sie einen Zivildiener als Selbst-Verteidigungsminister ... Die Volksverblödung geht mir – mit Verlaub – komplett am Arsch vorbei.“

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