Peter Kurth: "Man ist nicht per se ein Schwein"
Auf den ersten Blick sieht Peter Kurth aus wie ein Mann fürs Grobe, einer, der gerne provoziert, stichelt, Position bezieht, Meinungen vertritt und diese auch mit der Faust verteidigt, aber nur, wenn es unbedingt sein muss. Der am 4. April 1957 in Güstrow in der Nähe von Rostock geborene Schauspieler ist seit Ende der 90er-Jahre fixer Bestandteil der deutschen Film- und Theaterlandschaft.
„Aktuell drehe ich gerade ein Doku-Drama von Regisseur Raymond Ley. Es geht um die Entführung von Theo Albrecht, einer der beiden Aldi-Brüder“, sagt er im KURIER-Interview. Im Kino sei er das nächste Mal im Film „In den Gängen“ zu sehen (Kinostart: Anfang Mai). Der Film von Thomas Stuber hatte unlängst bei der Berlinale Premiere und wurde von der Kritik positiv aufgenommen.
Bevorzugt gebucht wird Kurth, wenn im Drehbuch von einem schlecht gelaunten Fiesling, einem brutalen Geldeintreiber oder Kleinkriminellen die Rede ist. Warum das so sei, wisse er auch nicht. Nachsatz: „Ich würde liebend gerne immer nur den Guten spielen“, meint er augenzwinkernd.
Böse
In der erfolgreichen Serie „Babylon Berlin“, die vorerst exklusiv bei Sky zu sehen ist, aber im Herbst im ORF und bei der ARD ausgestrahlt werden wird, spielt der 61-Jährige auch keinen Guten, sondern den hochrangigen Polizisten Bruno Wolter, der an der Seite von Gereon Rath (Volker Bruch) im Untergrund die Fäden zieht: Verhandlungen im Burleske-Club, Sex mit Prostituierten, die so einer Anzeige entgehen. Er verprügelt Verdächtige und lässt Beweise verschwinden. „Das interessante an solchen Rollen ist ja, dass niemand per se gemein und böse ist. Kein Mensch kommt aus dem Mutterleib gekrochen und ist ein fieses Schwein. Das hat ja mit vielen Faktoren zu tun. Diese Faktoren zu beleuchten, zu hinterfragen, warum diese Person denn nun so ist wie sie ist, das ist für mich als Schauspieler spannend“, sagt Kurth.
Er brauche diese Rollen mit Ecken und Kanten, Figuren mit Tiefgang. „Wenn ich in einem Film, am Theater oder in einer Serie eine platte dramaturgische Funktion übernehmen soll, habe ich daran kein Interesse.“
Schwere Knochen
„ Babylon Berlin“ sei für ihn deshalb so erfolgreich, weil die Serie genau zur richtigen Zeit umgesetzt wurde. „Das Thema betrachtet die Gesellschaft, das sozial-politische, wirtschaftliche Umfeld vor dem braunen Terror, also bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen, und dokumentiert, warum es überhaupt so weit kommen konnte. Gab es denn keinen Ausweg, keine Chancen, das zu verhindern? Diese Fragen stellt sich die Serie. Die Zwanziger, die Weimarer Republik. Das war eine der spannendsten und auch entscheidendsten Phasen des 20. Jahrhunderts. David Schalko hat dazu ja auch gerade ein Buch veröffentlicht: ,Schwere Knochen’. Ich hab’s schon gelesen. Wirklich klasse.“
Berlin ist für Peter Kurth inzwischen Lebensmittelpunkt geworden. „Die Stadt ist für mich wie eine Ehefrau: Mal verträgt man sich, manchmal mag man sich weniger.“ Werden Sie auch in der dritten Staffel von „Babylon Berlin“ eine Rolle spielen? „Nächste Frage!“ Was wollen Sie sich in Wien abseits der ROMY-Gala ansehen? „Die Man Ray Ausstellung.“
Ausgezeichnet: „Babylon Berlin“ Champagner-Partys und Armut, Emanzipation und Extremismus, Verlockung und Abgrund stehen sich im Berlin der Zwanzigerjahre gegenüber: Für Kunst und Kultur sind es „Goldene Jahre“, gleichzeitig blühen Verbrechen und der Nationalsozialismus keimt auf. In der nun mit einer KURIER ROMY ausgezeichneten Serie sind neben Peter Kurth noch Volker Bruch, Liv Lisa Fries und Karl Markovics zu sehen. Die ersten beiden Staffeln von „Babylon Berlin“ werden im Herbst im ORF und in der ARD ausgestrahlt. An der dritten Staffel wird bereits gearbeitet. Mehr Infos auch auf: www.sky.at/babylonberlin.
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