Ruf nach Solidarität im Burgtheater

Alexandra Liedtke, Gabor Rose 28.04.2013, Wien, Burgtheater, Benefiz-Gala
Beim Abend für "Nein zu Arm und Krank" waren sich Prominente einig: Es muss mehr passieren.

Schon beim Empfang vor der Benefiz-Gala, zu dem Burgtheater-Direktor Matthias Hartmann Sonntagabend lud, war das Thema Solidarität in aller prominenter Gäste Munde. Später sangen und lasen Maria Happel und Sona MacDonald zugunsten der Initiative "Nein zu Arm und Krank" als "Spatz und Engel" Lieder und Geschichten von Edith Piaf und Marlene Dietrich. Aber schon beim Empfang meinte Siegfried Meryn, der die Initiative 2009 gründete: "Wir sind eine solidarische Gesellschaft, aber die Solidarität beginnt abzunehmen. Besonders in der heutigen wirtschaftlichen Situation würde ich mir mehr wünschen." Mitgründer und Unternehmer Hans Schmid: "Viel zu wenig Menschen sind bereit zu teilen. Sonst würde nicht eine Million Menschen an der Armutsgrenze leben." Der dritte Initiator, Raiffeisenbank Wien/NÖ-Vorstand Georg Kraft-Kinz, wurde deutlicher: "Wir sind keine solidarische Gesellschaft, sondern eine biedermeiereske. Der Egoismus nimmt zu, wir schauen weniger aufeinander als vor 30 Jahren. Je mehr wir haben, umso weniger teilen wir."

Dazu komme die oft übersehene immaterielle Solidarität. Meryn: "Kann ich an gesellschaftlichen Ereignissen teilnehmen? Kann ich meinen Kindern Geschenke machen, etwa eine Karte für ein Fußballmatch um 20 Euro?" Die Initiative, die Menschen unterstützt, die krank sind und gleichzeitig in Armut leben, ruft daher auch zur immateriellen Solidarität auf. "Wir laden auch Betroffene zur Gala, weil sie ein wichtiger und geschätzter Teil unserer Gesellschaft sind", sagte Meryn und Schmid stimmte zu: "Das ist ganz wichtig, weil man Menschen diskriminiert, wenn man ihnen keinen Respekt zeigt. Und sie noch ausschließt." Für Kraft-Kinz war das ein Grund mitzumachen: "Wir wollen nicht Geschenke geben, sondern Menschen befähigen, dass sie Teil der Gesellschaft sein können. Wer nicht wert geschätzt wird, fällt aus der Gesellschaft raus."

Tu Gutes und lache

Einig waren sich die Gäste von Ex-Gesundheitsministerin Andrea Kdolsky über Bildungsexperten Andreas Salcher bis ORF-Finanzchef Richard Grasl, dass man dabei auch lachen kann. Schmid: "Man hat sogar selten so ein gutes Recht zu lachen wie bei so einer Charity. Es ist Grund zur Freude, weil man helfen kann." Allerdings gehöre zum Respekt vor Betroffenen auch eine gewisse Bescheidenheit, betonte Schmid: "Gott sei Dank haben schon viele erkannt, dass Kaviar und Charity nicht gut zusammengehen." Meryn: "Bei uns gibt es deshalb Mineralwasser und Orangensaft und Käsesemmeln. Da sind wir seit der ersten Veranstaltung konsequent." Die Gäste lobten es.

Hausherr Matthias Hartmann glaubt übrigens schon an die Solidarität der Gesellschaft: "Zumal unsere Systeme wie Steuer und Altersvorsorge zum Glück darauf basieren. Ich hoffe, der Staat kann diese Werte erhalten." Denn Armut sei nicht immer sichtbar: "Hervorgerufen durch schwere oder chronische Krankheiten, durch schwierige soziale Verhältnisse, in denen zum Beispiel oft alleinerziehende Mütter leben. Armut macht krank, Krankheit macht Arm."

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