Michael Sturminger: Zart und zäh wie der Wind

Michael Sturminger.
Die Ideen gehen dem Intendanten der Sommerspiele Perchtoldsdorf nie aus. Sein neuer Film mit Hollywoodstar John Malkovich kommt im Herbst in die Kinos.

Altes Kino" steht groß über dem Abgang in den Keller eines Gemeindebaus im neunten Bezirk. Den markanten fröhlichen Lacher von Schauspielerin Maria Happel erkennt Filmemacher Michael Sturminger schon von oben. Unten wird geprobt. "Das Käthchen von Heilbronn", das am 3. 7. bei den Sommerspielen Perchtoldsdorf Premiere hat. Happel führt Regie, ihr Mann Dirk Nocker und die gemeinsamen Töchter Annemarie und Paula spielen mit.

Michael Sturminger: Zart und zäh wie der Wind

Unterwegs mit... Michael Sturminger…
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Es ist Sturmingers erstes Jahr als Intendant der Sommerspiele. "Als Regisseur habe ich drei Mal in Perchtoldsdorf inszeniert, das waren immer tolle Produktionen", erzählt der Multitasking-Spezialist später im Auto. Immer dabei: eine Schachtel Marlboro und das kleine Notebook. "Meine Frau beschwert sich, wenn überall dieses Kastl vor mir steht", sagt der 51-Jährige auf dem Weg in die Kreativwerkstatt seiner Frau, Bühnenbildnerin Renate Martin. In diesem Loft voll Requisiten, Skizzen und Büchern, entstanden, gemeinsam mit ihrem Firmenpartner Andreas Donhauser, all die Ideen für die Ausstattung der erfolgreichen Wolf-Haas- oder Ulrich-Seidl-Filme.

Weil Renate gerade am Bühnenbild für Sturmingers "Geschichten aus dem Wienerwald" (Bregenzer Festspiele) arbeitet, durften die ebenso künstlerisch begabten Kinder, beide Studenten an der Angewandten, in Perchtoldsdorf einspringen. Paul (25) ist fürs Bühnenbild, Marie (21) für die Kostüme verantwortlich. "Unser 13-jähriger Nachzügler hält uns noch auf Trab." Seit 25 Jahren ist der Sohn des Mitbegründers der Wiener "Jeunesse" verheiratet.

Der Rockmusiker

Michael Sturminger: Zart und zäh wie der Wind
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In seiner Jugend kam er noch zum Handballspielen, Segeln und Skifahren. Und vor allem zum Bassspielen in seiner Rockband. Oper interessierte den Filmfreak noch nicht. "Die Inszenierungen waren damals so schlecht, grauenhaft." Jetzt schwärmt er von Hanekes "Così fan tutte", die er unbedingt einmal selbst inszenieren möchte.

Nur selten spielt er noch mit seinen Freunden aus der Rockband. Für Sport bleibt auch keine Zeit. Wenn Sturminger nicht inszeniert sind er und Hollywoodschauspieler John Malkovich mit ihrer Produktion "The Giacomo Variations" auf allen Kontinenten unterwegs. Die Idee gehen dem schlanken, blonden Drehbuchautor nie aus. Gerade ist er mit dem Schnitt seiner neuesten Arbeit, die Kinoversion der Giacomo Variations, fertig geworden. Sturminger zeigt Ausschnitte aus dem Musikfilm, den er mit großartigen Schauspielern und Sängern, von Malkovich und Veronica Ferres bis Miah Persson oder Jonas Kaufmann in der Lissabonner Oper gedreht hat.

Michael Sturminger: Zart und zäh wie der Wind
Vorest beschäftigt sich Michael Sturminger, Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf, noch mit den Proben. Gespielt wird "Das Käthchen von Heilbronn", Regie führt Maria Happel (re. im Bild), 3. Juli bis 4. August vor der Burg Perchtoldsdorf.
Geld sei Malkovich egal. Er verdiene pro Drehtag die von der US-Filmgewerkschaft festgelegte Mindestgage von 2500 Euro. Das sei für einen Hollywoodschauspieler nichts. "Wenn ein Projekt interessant ist, macht John mit, egal, ob er daran verdient oder nicht. Dazwischen spielt er in Blockbustern, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen", erzählt Sturminger, der mit Musik und Theater aufwuchs. "Meine Mutter war aus einer jüdischen Großbürgerfamilie, da standen zwei Konzertflügel im Wohnzimmer, auf denen zwei Mal vierhändig gespielt wurde. Die Schränke waren voll mit Noten. Damals gab es selbst gespielte Kammermusik, keine CDs oder Schallplatten."

Sanfter Wille

Während Michael Sturminger gemütlich in der leeren Loftbadewanne seine eMails checkt, beschreibt ihn sein Freund Donhauser als hartnäckigen, zähen Mann, "der gleichzeitig zart wie der Wind ist, der so lange bläst, bis er erreicht, was er will. Die Sache ist ihm wichtig, nicht die Befindlichkeit. Er diskutiert alles so lange aus, bis alle einsichtig sind."

Zustimmend nickt der neue Intendant der Sommerspiele Perchtoldsdorf. "Laut sein kann ich nicht. Ich bin kein Orkan."

Info "Das Käthchen von Heilbronn", 3. 7. bis 4. 8. 2014, www.sommerspiele-pertoldsdorf.at

Meine Lieblingsoper ist Mozarts Così fan tutte.

Ohne Musik möchte ich nicht leben.

Wütend werde ich über mich selber. Wenn ich das Gefühl habe, ich stecke fest. Wenn ich an Grenzen stoße, die ich nicht überwinden kann. Wenn man sich verrennt und keine Alternativen findet, wird man tragisch.

Tränen fließen bei oberflächlicher Rührung im Kino oder bei Dingen, die einem wirklich tief treffen.

Meine Mutter sagte immer: Preis hast noch keinen gewonnen. (Was gar nicht stimmt.)

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