Maria Köstlinger: "Verdrängen als Motor"

Schauspielerin Maria Köstlinger
Karlheinz Hackls Witwe im Interview über Trauer und ihre Rolle als "Vorstadtweib"

Dieses Jahr", sagt Maria Köstlinger (42), "war das schlimmste." Die Schauspielerin verlor im Juni, eineinhalb Jahre nach der erneuten Diagnose Gehirntumor ihren geliebten Ehemann und Vater ihrer Tochter Melanie (13), Bühnen-Legende Karlheinz Hackl († 65).

Trotz Trauer und Schmerz arbeitete die Josefstadt-Mimin weiter, stand wenige Wochen nach Hackls Tod wieder vor der Kamera. Das Ergebnis, die spitze TV-Satire "Vorstadtweiber", wird nächste Woche präsentiert und ist ab 12. Jänner im ORF zu sehen.

KURIER: Der traurige Verlust Ihres Mannes fiel genau in die Dreharbeiten zu "Vorstadtweiber". Wie hart war es für Sie, weiterzuarbeiten?

Maria Köstlinger: Es war sehr anstrengend, schließlich habe ich ja auch in der Josefstadt gespielt und mit meiner Kindergruppe "Gut gebrüllt" Premiere gehabt. Das war schon viel. Andererseits tat es gut, sich in dieser langen Zeit, in der man so unfassbar verzweifelt ist, auch mal von der Katastrophe wegbeamen zu können.

Haben Sie sich in dieser langen Zeit voneinander verabschiedet?

Nachdem wir erfahren hatten, dass nichts mehr zu machen ist, haben wir soviel Zeit wie möglich miteinander verbracht – und uns auch in gewisser Weise voneinander verabschiedet. Das Schlimme war, dass neben den intensiven Momenten im Krankenhaus das normale Leben weitergehen musste. Du gehst arbeiten, deine Tochter zur Schule, währenddessen liegt dein Mann im Sterben. Das war hart, aber das Verdrängen ist auch ein Motor, sonst würde man vieles gar nicht aushalten.

Maria Köstlinger: "Verdrängen als Motor"
Karlheinz Hackl mit Tochter Melanie 05.11.2012, Wien, MQ, Nestroypreis
Was gibt Ihnen – abgesehen von Ihrer Tochter Melanie – Kraft?

Meine Freunde – und ich gehe fast täglich zum Friedhof und bin im Gespräch mit dem Karli.

Haben Sie Angst vor Weihnachten?

Wir werden versuchen, das so gut wie möglich über die Bühne zu bringen. Lachend, weinend, mit allem, was man zulassen muss.

"Die Vorstadtweiber" ist eine Satire – hat es gut getan, beim Dreh lachen zu können?

Ja, wobei es auch viele ernste Szenen gibt. Aber auch diese helfen einem, weil man all seine Emotionen hineinlegen kann. Die Schauspielerei kann Ablenkung und Ventil zugleich sein.

Maria Köstlinger: "Verdrängen als Motor"
"Vorstadtweiber", Wiener Vorstadt. Bessere Gesellschaft. Schein und Sein. Ein goldener Käfig. Doch ist wirklich alles Gold, was glänzt? Eigentlich könnte es den fünf titelgebenden ?Vorstadtweibern? Gerti Drassl, Maria Köstlinger, Martina Ebm, Nina Proll und Adina Vetter in ihrer vermeintlich heilen Wohlstandswelt gar nicht besser gehen ? bis eine von ihnen in der gleichnamigen neuen ORF-Gesellschaftssatire ganz plötzlich von der kalten Realität eingeholt wird und damit für alle von ihnen die Fassade zu bröckeln beginnt. Und in der Hölle der Existenzangst ist scheinbar alles möglich.Im Bild: Gerti Drassl (Maria Schneider), Nina Proll (Nicoletta Huber), Martina Ebm (Caroline Melzer), Maria Köstlinger (Waltraud Steinberg), Adina Vetter (Sabine Herold). - Veroeffentlichung fuer Pressezwecke honorarfrei ausschliesslich fuer die redaktionelle Berichterstattung in Zusammenhang mit Sendungen oder Veranstaltungen des ORF. Foto: [M] ORF. Andere Verwendung honorarpflichtig und nur nach schriftlicher Genehmigung der ORF-Fotoredaktion. Copyright: ORF, Wuerzburggasse 30, A-1136 Wien, Tel. +43-(0)1-87878-13606
Sie leben seit vielen Jahren in Döbling. Würden Sie sich manchmal auch als "Vorstadtweib" bezeichnen?

Es gibt schon Szenen, die – überspitzt – an die Realität in der Vorstadt erinnern. (lacht) Aber die Frau, die ich spiele, ist ja völlig abhängig von ihrem Mann, verpulvert sein Geld. Damit identifiziere ich mich nicht. Mir war es immer wichtig, unabhängig zu sein.

Inwiefern hat Sie das Jahr verändert?

Ich weiß es nicht. Vielleicht insofern, dass es heute mein Ziel ist, für den Moment zu leben und nie zu vergessen, wie schnell alles vorbei sein kann.

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