Mächtiger als die Queen: Die bewegende Geschichte der Oprah Winfrey
Oprah Winfrey ist Medienfrau, Schauspielerin und Produzentin und zählt zu den einflussreichsten Frauen in den USA und darüber hinaus. Das Forbes-Magazin listete sie 2020 im Ranking der mächtigsten Frauen auf Platz 20 noch vor der britischen Queen (Platz 46). Zu ihren Freunden zählt Barack Obama, den sie im Wahlkampf 2008 kräftig unterstützte. Aktuell ist Winfrey als "Nebendarstellerin" im Krimi um Harry und Meghan in aller Munde.
Ihr "Enthüllungs"-Interview mit den abtrünnigen Royals wurde mit Spannung erwartet und brachte waschechte Skandale ans Tageslicht. Von Rassismus innerhalb der Palastmauern war in dem 90-minütigen Gespräch ebenso die Rede, wie von dürftiger persönlicher und gänzlich fehlender psychologischer Unterstützung. Gegenüber ihrer langjährigen Freundin Winfrey zeigten sich Harry und Meghan entschlossen, ihre Erlebnisse mit der Öffentlichkeit zu teilen. Doch wer ist Winfrey, die gerne und oft als (Talkshow-)Legende bezeichnet wird?
Oprah Winfrey: Der Star, der mit Stars spricht
In gewisser Hinsicht verkörpert Winfrey den amerikanischen Traum gleich doppelt und dreifach. Sie verdiente ihr Vermögen von schätzungsweise 2,7 Milliarden Dollar (2,4 Mrd. Euro) nicht nur selbst, sondern setzte sich dabei auch im von weißen Männern beherrschten US-Entertainment durch. Ihr einst kriselnder Kabelsender OWN (Oprah Winfrey Network) schreibt nach einer Reihe von Sitcoms und TV-Dramen gute Zahlen. Sie hält außerdem zehn Prozent Anteile am Diätprogramme-Unternehmen Weight Watchers.
Winfrey wuchs als Tochter einer minderjährigen Mutter in Armut auf und wurde nach eigenen Angaben mit neun vergewaltigt, war mit 14 schwanger und verlor ihren Sohn bald nach der Geburt. Ihr Kommunikationstalent brachte die junge Frau früh zu einem Sender. Ihre "Oprah Winfrey Show" wurde zur erfolgreichsten Talkshow in der Geschichte des Fernsehens. Beim Ende der Sendung 2011 nach 25 Jahren als Gastgeberin trauerten ihr unzählige Fans nach. Eine Art Sprecherin des amerikanischen Gewissens blieb sie auch danach.
Es waren nicht nur Filmstars wie Tom Cruise oder Musiker wie Michael Jackson und Whitney Houston, die bei Winfrey Platz nahmen und Details aus ihrem Leben auspackten. Mit den passenden Fragen lockte Winfrey auch berühmte Künstler, Unternehmer und Politiker aus der Reserve und zeigte deren menschliche Seite, holte aber auch Menschen mit Ängsten oder bizarren Süchten ins Studio. Das Bedürfnis der Gäste, über Gefühle zu sprechen oder persönliche Fehltritte zu beichten, wurde bald mit dem Begriff "Oprahfication" institutionalisiert.
Für Afroamerikaner ist Winfrey eine solch tragende Stimme, dass das National Museum of African American History and Culture in Washington ihr derzeit eine eigene Ausstellung widmet. Winfrey selbst sieht ihren Erfolg als "Wiedergutmachung" für all diejenigen, die im langen Kampf für Gleichberechtigung in USA mehr leiden mussten als sie.
Ihr beeindruckender Weg bestärkt vor allem Schwarze Amerikaner bis heute. "Oprah zu sehen, ist jeden Tag der Grund, warum ich mich selbst so heftig liebe", schrieb jemand in das Gästebuch des Museums. Als Winfrey die Ausstellung besuchte und den Eintrag las, kamen ihr die Tränen. "Ich musste weinen, weil der Kreis sich geschlossen hatte und der Auftrag erfüllt wurde", sagte sie. Sie habe ein Spiegel für ihr Publikum und für deren Lebensgeschichten sein wollen, damit "die Menschen sich selbst sehen".
Selbst als Schauspielerin ist Winfrey mittlerweile zu sehen. Für den Kinderfilm "Das Zeiträtsel" ist sie in Rolle der Hexe Mrs. Which ein Glücksfall. Unter Kinogängern und Kritikern war der Film um das hochintelligente Mädchen Meg, die auf der Suche nach ihrem Vater durch Raum und Zeit reist, zwar eher ein Flop. Aber Winfreys Auftritt überzeugte. Im Interview mit dem "Guardian" beschrieb sie den Film als "neue Generation des 'Zauberers von Oz'". Die britische Zeitung gestand: Winfrey weiß einfach, wie man etwas verkauft.
2018 gab es sogar intensive Spekulationen darüber, ob Oprah im Jahr 2020 als Präsidentin kandidieren könnte. Bei einem Wahlkampfauftritt zur Unterstützung von Demokratin Stacey Abrams kam allerdings die Absage: "Ich will nicht antreten, okay?" Fast klang es genervt. Unter ihren 43 Millionen Followern auf Twitter gab es sicher einige, die bei einer Kandidatur der Talkmasterin laut gejubelt hätten.
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