Hollywood-Star Kevin Costner: "Ich wollte mich nicht zweimal scheiden lassen"
Er brachte uns unvergessliche Filme, so vielfältig und unterschiedlich wie "Der mit dem Wolf tanzt", "JFK", "Field of Dreams", "Die Unbestechlichen", "Waterworld", "Bodyguard" und kürzlich die TV-Serie "Yellowstone".
Über Kevin Costner kann man endlos schreiben. Meine italienische Kollegin Silvia Bizio (Hollywoodkorrespondentin für La Repubblica) hat er sogar zu einem brandneuen Buch inspiriert, Kevin su Costner (Kevin über Costner).
Costners neuestes Werk, "Horizon", das er produzierte, mitschrieb und teilweise Regie führte, wollte er alles vereinen; das Schicksal der indigenen Völker Amerikas, den Wilden Westen, Natur, Gesellschaft, Ensemblefilme, Pferde. Es war zu viel des Guten.
Aber mit 70 (feiert kommenden Samstag Geburtstag) und nach einer Karriere, die vor 43 Jahren begann, ihm zwei Oscars und Weltruhm brachte, darf sich der geborene Kalifornier beruflich Träume erfüllen, die ihm privat derzeit nicht beschert sind. Nach zwei Ehefrauen und sieben Kindern, wurde er vor knapp einem Jahr von Christine Baumgartner geschieden und lebt seither allein in seinem Haus in Santa Barbara.
KURIER: Welche Filme haben Sie als Schauspieler und als Regisseur immer schon inspiriert?
Kevin Costner: Filme, die ich mir gerne immer wieder ansehe, sind "Der Zauberer von Oz" (1939), "Vom Winde verweht", "Einer flog über das Kuckucksnest", "Die Brücke am Kwai" und "Lawrence von Arabien". Und ich mochte "Once Upon a Time in Hollywood" sehr. Wie Sie sehen, hatten sehr verschiedene Filme einen großen Einfluss auf mich. Wie "Ist das Leben nicht schön?" von Frank Capra, und "Der Mann, der Liberty Valance erschoss", ein Western, der auf einer Bühne spielt und ziemlich künstlich aussieht, aber ein großartiges Drehbuch hat.
Kritiker warfen Ihnen bei Ihren Regiearbeiten immer wieder vor, dass Ihre Filme viel zu lang sind…
Ich hatte nie Angst vor der Länge eines Films. Nie. Bei "Open Range" wollten sie, dass er zwei Stunden dauert, und ich machte ihn zwei Stunden und neunzehn Minuten. Bei "Der mit dem Wolf tanzt" wollten sie etwas Kürzeres, und er wurde drei Stunden lang. Ich lernte 1985 in Venedig mit "Fandango": lass einen Film das sein, was er sein soll. Okay, vielleicht wird ihm in den USA nicht die Ehre zuteil, die er verdient, aber das ist egal. Wenn dein Film einen Herzschlag hat, werden ihn die Menschen entdecken. Dann ist er lebendig und echt.
In Amerika gibt es diesen Cowboy-Mythos, von dem ganze Generationen beeinflusst sind. Sie auch? Was ist die Faszination?
Es gibt diese verlorene Generation, die glaubt, dass Westerns gut sind. Und eine Menge Leute, die sie gar nicht wollen, weil Hollywood lange sehr faul mit dem Thema umging. Die dachten, okay, wenn wir einen Hut und einen Bart auf einen Typen draufkleben, der auf einem Pferd sitzt, können wir es schon Western nennen. Das geschah vor allem im TV. Ich sehe den Western ganz anders: ich glaube nicht, dass die Naturgesetze damals so simpel waren. Wir reden hier von Einwanderern, die größtenteils die Sprache nicht konnten, von Menschen, die sich unter schwierigsten Bedingungen ein neues Leben aufbauen mussten. Es gab keine Gesetze. Das allein machte das Leben kompliziert. Und wenn man der Geschichte treu sein will, dann muss man sie auch so kompliziert erzählen. Wenn man das vereinfacht, wird man dem Erbe dieser Menschen – unserer Vorfahren – nicht gerecht. Wenn man sich aber um Authentizität bemüht, dann kann man auch als Zuschauer ihr Dilemma verstehen. Deshalb ist der Cowboy für mich kein Mythos, sondern eine Realität.
Ihr letztes Werk,"Horizon" war eine Passion für Sie, ein sehr ambitioniertes Projekt aus purer Leidenschaft. Viele haben Ihnen davon abgeraten, kein Studio wollte es finanzieren. Wie machten Sie es dennoch?
Ich glaube, einige Filme sind Reisen. "Der mit dem Wolf tanzt" war eine Reise, es gab keine Handlung in dem Sinn. "Horizon" ist auch eine Reise, er ist für Menschen gemacht. Ich habe ihn für die Menschen geschaffen, damit sie ihn ihren Liebsten zeigen, ihren Söhnen, damit sie ihn ihren Freunden empfehlen, ihn in fünf Jahren oder zehn Jahren erneut anzusehen. Ich musste mein Grundstück verpfänden, auf dem ich den Rest meines Lebens verbringen möchte, um "Horizon" zu realisieren. Aber so war ich schon immer. Es war am Ende günstiger, als ein Studio es hätte machen können. Es ist ein sehr hohes Risiko, aber ich warte nicht darauf, wie der erste Film abschneidet. Ich glaube an die Geschichte.
Ihr Leben hat sich in den letzten Jahren drastisch verändert – nicht nur beruflich. Wo und wie sehen Sie sich heute?
Man versucht ja immer, Liebe zu finden. Und ich hatte sie einst und dann ein zweites Mal… Was ich nicht wollte, war, mich je wieder scheiden zu lassen. Das war die schmerzhafteste Erfahrung meines Lebens.
Sie hatten beruflich Ihre Höhen und Tiefen – sind Sie zynisch geworden, was das Business in Hollywood betrifft?
Nein, ich halte es für eine große Ehre, dass ich machen kann, was ich mache. Ich bin ein Romantiker, was dieses Business betrifft. Denn am Ende zählt nur eins: ich liebe Filme.
Kommentare