Kathleen Turner (70): Film mit Michael Douglas "war Überlebenskampf"
Wer je ihre Originalstimme in einem ihrer Filme gehört hat, weiß, dass sie sich allein dadurch von ihren Kolleginnen und Kollegen unterscheidet: das tiefe, raue Timbre ist ihr Markenzeichen.
In englischsprachigen Ländern ist sie für die Stimme der Jessica Rabbit berühmt, die diese Cartoonfigur erst so richtig sexy machte: "Ich bin bekannter für meine Stimme als für mein Gesicht," sagte sie mal.
Sie wurde in Missouri geboren, wuchs in London und Südamerika auf und besuchte zwei Universitäten bevor sie mit "Body Heat" 1981 einen astronomischen Durchbruch hatte; die Rolle gilt bis heute als eine der sexiesten aller Zeiten.
Mit "Auf der Jagd nach dem Grünen Diamanten" zementierte sie ihren Erfolg. Als Chandler Bings Transvestiten-Mutter in "Friends" erreichte sie ein weltweites TV-Publikum. Und Theaterliebhaber sprechen immer noch über ihren Bühnenauftritt als Mrs. Robinson in "Die Reifeprüfung", in der sie, damals 47, eine Nacktszene hatte.
Mit 70 ist und bleibt Kathleen Turner ein Unikat, das sich kein Blatt vor den Mund nimmt: ein Gespräch über Schlammschlachten mit Michael Douglas, Frauenrechte und der peinliche Moment mit Hollywoodlegende Gregory Peck (gest. 2003).
KURIER: Sie lernten Michael Douglas bei "Auf der Jagd nach dem Grünen Diamanten" kennen und arbeiteten mit ihm viele Jahre später erst kürzlich wieder bei "Die Kominsky Methode". Was verbindet Sie?
Kathleen Turner: Der erste Film war ein richtiger Überlebenskampf! Ich scherze nicht. Sowas verbindet. Wir hatten einen echten Erdrutsch bei dem Dreh, nicht die Szene, die dann im Film landete, die war kreiert. Wir waren in Mexiko, und der halbe Berg fiel auf mich und Michael. Wir waten durch den Schlamm neben dem Wasserfall und sind an den Knöcheln aneinandergefesselt. Der Schlamm vom Erdrutsch hat uns mitgerissen. Und irgendein Parasit hat alle krank gemacht. Michael und ich blieben gesund, weil wir stark daran glauben, dass ein Stamperl Tequila und ein Chili pro Tag alles abwehren.
Würden Sie sich als Abenteuerin bezeichnen?
Ja, ich habe keine Angst vor Veränderung. Ich suche danach. Ich liebe Herausforderungen.
Sie haben eine Menge Preise bekommen, woran erinnern Sie sich am meisten?
Ich hatte nie ein Problem, berühmte Leute, die ich bewundere anzusprechen. Als ich zum ersten Mal bei den Oscars war, präsentierte ich einen Preis gemeinsam mit William Hurt. Wir waren nach Liberace dran und ich dachte: "Oh Mann, der Typ hat mehr Schminke im Gesicht als ich." Gregory Peck war damals der Moderator, und ich ging auf ihn zu: "Mister Peck, ich bin Kathleen Turner." Und er sagt: "Oh Gott, tolle Stimme!" Ich antworte: "Sie auch." Wie peinlich! Erschieß mich.
Sie wurden mit Ihrem ersten Film “Body Heat“ zum Sexsymbol und meinten einmal, das habe nichts mit Aussehen und alles mit Ausstrahlung zu tun. Männer kapieren das nicht, nur Frauen. Konnten Sie mit Ihrem Image umgehen?
Es gibt da ein Zitat von mir, das immer falsch interpretiert wird. Was ich wirklich sagte, war: "Wenn ich mich gut fühle und einen Raum betrete und ein Mann reagiert nicht auf mich, dann steht er vermutlich nicht auf Frauen." Der Punkt ist, ich muss mich gut fühlen. Und das ist Ausstrahlung, nicht Aussehen. Es kommt von mir, von innen.
Sie spielten einen Transvestiten im Fernsehen, Chandler Bings Mutter, zu einer Zeit, als das noch nicht akzeptiert wurde. Wie empfanden Sie das?
Es machte Spaß! Und noch Jahre danach hat mich Matthew Perry "Dad" genannt, wann immer wir uns sahen.
Sie gelten als Aktivistin. Was liegt Ihnen am meisten am Herzen?
Ich werde nie aufhören über Frauenrechte und Gesundheit zu sprechen. Ich habe meiner Tochter vor zehn Jahren gesagt, "geh nicht davon aus, dass Frauen für immer das Recht zur Selbstbestimmung über ihren Körper haben werden." Ich erinnere mich an Roe vs. Wade und den Kampf um das Recht zur Abtreibung. Und ich fasse es nicht, dass das nun in den USA abgeschafft und wir ins Mittelalter zurückbefördert wurden. Wir müssen uns dagegen auflehnen. Es geht nicht um Abtreibung, es geht um Gesundheit und das Recht zur Kontrolle über den eigenen Körper. Mich macht das alles rasend.
Sie hatten immer einen guten Sinn für Humor, was Altern angeht. Sehen Sie eine positive Veränderung in Hollywood und den Rollen, die älteren Schauspielerinnen angeboten werden?
Es ist immer noch nicht genug gutes Material, das für uns geschrieben wird, aber es bessert sich langsam. Europa war da immer voraus. Sophia Loren und Catherine Deneuve gelten als tolle, schöne Frauen. In Amerika haben wir null Respekt für Lebenserfahrung und Weisheit.
Werden wir mit dem Alter nachsichtiger?
Ich hoffe es! Wir haben mehr Perspektive. Und mehr innere Ruhe. Relax. Aber geh auf die Straße und demonstriere für Frauenrechte.
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