KURIER: Wo nehmen Sie all Ihre Energie her?
Jane Fonda: Es macht mir immer noch Spaß! Ich ernähre mich gesund, treibe Sport, schlafe neun Stunden. Mein politischer Aktivismus ist nötiger denn je. Ich erwarte, dass ich noch circa zehn Jahre auf diesem Planeten habe – also will ich die auch nützen.
Welche Gedanken gingen Ihnen durch den Kopf, als Sie vom Cecil B. de Mille-Preis erfuhren?
Ich bin ich in Tränen ausgebrochen, war zutiefst berührt. Ich will diese Auszeichnung nützen, um die Wichtigkeit der Kunst zu betonen. In Chaos-Zeiten ist sie das Verbindungsglied. Viele der nominierten Filme helfen uns, die verschiedensten Krisen zu verstehen. Derzeit gibt es drei: die Pandemie, die Klimakrise und das Rassenproblem, also die weiße Vorherrschaft. Gäbe es keinen Rassismus, hätten wir keine Klimakrise. Gäbe es keine Klimakrise, hätten wir keine Pandemie.
Dennoch leben wir in einer Zeit der Hoffnung, nachdem Joe Biden zum Präsidenten gewählt wurde – wofür ich mich sehr stark einsetzte. Er ist ein Mann, der zuhört, weiterlernt und der Taten, nicht nur Worte sprechen lässt. Zuerst müssen wir die Klimakrise bewältigen. Dieses Thema wird mich bis zu meinem Tod begleiten. Sobald wir wieder in großen Gruppen zusammenkommen dürfen, werde ich wieder die "Fire Drill Fridays“ (Fondas Protestmärsche) organisieren. Bürgerlicher Ungehorsam ist heute wichtiger denn je.
Sehen Sie viele Filme?
Dieses Jahr, ja! Und auch Fernsehen. Ich hatte doch nichts Besseres zu tun und war dankbar. Lange betrachtete ich TV von oben herab. Bei irgendeiner Verleihung dachte ich mir, wer sind all diese Schauspieler, ich kannte keinen. Diesmal kenne ich jede einzelne nominierte Person!
Welche Kollegen schätzen Sie bis heute?
Interessanterweise vor allem Frauen – Lily Tomlin etwa, mit der ich die Serie "Grace & Frankie“ drehe. Von den Männern sind es Robert Redford, mein Vater Henry und Donald Sutherland, aber mit dem war ich ja liiert, und jetzt ist er verheiratet, also haben wir natürlich wenig Kontakt.
Welche Ihrer 58 Film- und TV-Rollen sticht hervor?
Da gibt es drei. Der erste war "Klute“ (1971, neben Sutherland), für den ich ja den ersten Oscar gewann. Ein so guter Film, der meine Karriere auf ein neues Level brachte. Der zweite ist "Coming Home“ (1978), den ich produzierte und in dem es mit dem Vietnamkrieg um ein Thema ging, das mir so am Herzen lag. Und der dritte ist "On Golden Pond“ (1981), weil ich mit meinem Vater arbeiten wollte, bevor er starb, was dann vier Monate später geschah. Es war ein Geschenk, mit ihm zu drehen.
Wie wichtig war Ihr Vater in Ihrem Leben?
Ich vermisse ihn jeden Tag. Er war nicht sehr kommunikativ, er kam aus der Generation, die nie Emotion zeigen konnte. Aber ich bewunderte und liebte ihn.
Wem widmen Sie Ihren Preis fürs Lebenswerk?
All den jungen AktivistInnen, die von Greta Thunberg inspiriert sind. Den Millionen auf der ganzen Welt, die die größte globale Demonstration in der Geschichte der Menschheit organisierten und nicht lockerlassen, bis sich was tut.
Was war Ihre allererste Preisverleihung?
Sie werden es nicht glauben: Die Golden Globes! Am 5. März 1962. Marilyn Monroe ( am 4. August 1962) wurde beste Schauspielerin. Ich gewann als "Most Promising Young Actress“ (hoffnungsvollste junge Schauspielerin). eine Kategorie, die es schon lange nicht mehr gibt.
Das haben Sie mit Arnold Schwarzenegger gemeinsam! – Frau Fonda, danke für das Gespräch.
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