Harvey Weinstein: Die gefürchtete Macht in Hollywood
Die opulente Pre-Oscar-Party, die er jährlich veranstaltet, gehört zu den hochkarätigsten und absolut privaten Society-Events, auf der Showbiz-Kaliber wie Beyonce und Jay-Z auf der Tanzfläche zu finden sind.
Glaubt man ihren Konkurrenten, sollte man die Weinstein-Brüder nie unterschätzen. "Meine eine Lektion aus dem Wettbewerb mit ihnen ist, sie niemals abzuschreiben", sagte etwa Joe Pichirallo, der bereits bei den Filmstudio Fox Searchlight Pictures und Focus Features im Vorstand saß. "Ich habe die Totenglocke oft für die Weinsteins läuten hören, nur um sie zurückrauschen zu sehen." Der ältere Bruder Harvey Weinstein hat der US-Filmbranche schon so manches Schnippchen geschlagen.
Mehr als unfassbare 300 Oscar-Nominierungen haben die von Weinstein produzierten Filme schon eingefahren, mehr als 75 Mal räumte ein von ihm und seinem Bruder Bob (mit-)produziertes Werk die Statuette ab. Unter ihren bekanntesten Titeln finden sich sowohl Klassiker wie "Der englische Patient" (1996), "Shakespeare in Love" (1998) und "Gangs of New York" (2002) als auch Hits wie die "Herr der Ringe"-Trilogie, "Inglourious Basterds" (2009), "The Artist" (2011), "The King's Speech" (2011), "Silver Linings" (2012) oder "Django Unchained" (2012).
200 Millionen Dollar soll Harvey heute schwer sein, die sich einmal seine fünf Kinder aufteilen. Drei davon hat er mit seiner Ex-Frau Eve Chilton. 2004 ließ er sich von seiner ehemaligen Assistentin scheiden - nach 27 Jahren Ehe.
Seit 2007 ist er nun mit Designerin Georgina Chapman (40) liiert, zwei Kinder folgten - und eine Ehekrise als er beschuldigt wurde, ein Model während eines Business-Meetings begrapscht zu haben. Man einigte sich schließlich außergerichtlich. Heute zeigt sich das Paar wieder happy am Red Carpet.
Es war wohl die Liebe zum Kino gekoppelt mit ihrem Unternehmergeist, die den aus dem New Yorker Stadtteil Queens stammenden Weinstein an die Spitze der umkämpften Filmindustrie führte. Mit den Einnahmen von Harvey und Bobs ersten selbst produzierten Film "The Secret Policeman's Other Ball" (1982) gründeten sie die Produktionsfirma Miramax (ein Wortspiel aus den Vornamen ihrer Eltern), die Hollywood auch nach dem Verkauf 1993 an Disney kräftig durcheinanderwirbeln sollte.
Miramax beherrschte vor allem die US-Kinos der 1990er- und 2000er-Jahre. Doch mit einigen Vorschlägen stießen die Brüder beim damaligen Disney-Chef Michael Eisner auch auf taube Ohren: Eisner lehnte den Michael-Moore-Film "Fahrenheit 9/11" als zu politisch ab. Die Weinsteins realisierten die Hit-Doku mit ihrem Privatvermögen. Und auch mit der kostspieligen "Herr der Ringe"-Trilogie wollte Disney zunächst nichts zu tun haben - sie spielte weltweit fast drei Milliarden Dollar (2,8 Mrd. Euro) ein.
Wieder und wieder bewies der für seine Wutausbrüche berüchtigte Weinstein, der unter dem Spitznamen "The Punisher" (Der Bestrafer) bekannt wurde, dass er am Ende doch auf das richtige Projekt setzte. "Filme kann ich im Schlaf machen", sagte er 2009 in einem Interview - und genau deshalb hätte er vielleicht dabei bleiben sollen.
Denn der Versuch, sich mit der 2005 gegründeten und von Goldman Sachs mitfinanzierten Weinstein Company etwa auch in der Mode- und Internet-Branche zu versuchen, ging eher nach hinten los.
Auch wegen des schwächelnden DVD-Markts und zahlreicher gefloppter Filmproduktionen übt sich der kräftige, bullig wirkende Weinstein inzwischen eher im Bereich Kabelfernsehen und Streaming. "TV ist an diesem Punkt in meiner Karriere einträglicher und viel einfacher. Wenn man Filme macht, läuft man auf dem Hochseil", sagte er der "Los Angeles Times" im Jänner. Produziert hat er bislang die TV-Show "Project Runway" mit Heidi Klum und Serien wie "Marco Polo".
Angesichts von nur sechs von den Weinsteins produzierten Filmen im vergangenen Jahr wird klar: Die Brüder wollen sich im Bereich Kino nur noch auf jene Werke konzentrieren, die das Publikum wirklich packen, also mehr Klasse als Masse produzieren.
Inzwischen hat Harvey Weinstein sich andere Ziele gesetzt, etwa der Kampf für die Reform des US-Strafrechtssystems mit einer TV-Serie. Mit Rapper Jay-Z will er die Geschichte des Ex-Insassen Kalief Browder im Doku-Format verfilmen, der von Aufsehern misshandelt wurde und sich nach seiner Entlassung das Leben nahm.
"Wir haben eine Menge kommerziellen Kram gemacht", sagte Weinstein der "New York Daily News" kürzlich. Es sei jetzt an der Zeit, "Menschen zu motivieren".
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