Als Gal Gadot "Wonder Woman" sah, brach sie in Tränen aus
Mancher Leser mag sich noch an die erste Verfilmung von Agatha Christies "Tod auf dem Nil" 1978 erinnern, in dem Mia Farrow, Angela Lansbury, Bette Davis (gest. 1989) und Maggie Smith neben Peter Ustinov (gest. 2004) in der Rolle des legendären belgischen Meisterdetektivs Hercule Poirot zu sehen waren.
Die Rolle des Mordopfers Linnet Ridgeway spielte damals Lois Chiles, die ein Jahr später ihren Durchbruch als Bondgirl in "Moonraker" hatte. Wie passend, dass in Kenneth Branaghs Remake nun Gal Gadot in dieselbe Rolle schlüpft – sie hatte ihr erstes Vorsprechen für einen Bondfilm.
Mit der Neuverfilmung von „Tod auf dem Nil“ hat aber zum Beispiel Kuwait ein großes Problem, dort wird der Streifen nicht in den Kinos gezeigt – wegen Gadot! Angeblich weil sie Israels Militäreinsatz im Gazastreifen 2014 verteidigt hatte. Der kuwaitischen Zeitung Al-Kabas zufolge sollen Boykottaufrufe in Online-Netzwerken der Auslöser gewesen sein.
Über die Probleme ihres Co-Stars Armie Hammer wollte sie nicht sprechen, und gab nur ihrer heimischen Zeitung "N17" in Israel ein Zitat, in dem sie die Vorwürfe gegen ihn als "sehr komplex" bezeichnete: "Wenn die Wahrheit ist, dass er diese Dinge getan hat, dann muss er den Preis für seine Taten bezahlen und Verantwortung dafür übernehmen. Ich weiß nicht, was passieren wird." Uns erzählte sie von dem Film, ihrer Familie und der nächsten legendären Rolle.
KURIER: "Tod auf dem Nil" wurde Covid-bedingt mehrmals verschoben. Wann haben Sie ihn gedreht?
Gal Gadot: Ich habe "Tod auf de Nil" gleich nach "Wonder Woman" gedreht, und es war fast eine Überraschung für mich, normale Kleidung zu tragen! Ja, es waren Kostüme aus den 1930er-Jahren, aber es waren normale Kleider. Und ich sagte zu jedem, oh, das ist alles so einfach! Alles, was ich tun muss, ist schauspielen! Ohne hoch oben an Seilen zu hängen oder im Wasser zu kämpfen oder mit Metallkostümen zu sprinten. Es war so simpel.
"Wonder Woman" machte Sie weltberühmt. Was haben Sie empfunden, als Sie sich zum ersten Mal in der Rolle sahen?
Ich habe nicht mit meiner Reaktion gerechnet. Ich war schrecklich emotionell und begann zu weinen. Dann habe ich kapiert warum. Ich hatte so einen Film mit so einem starken Mädchen – denn der Film beginnt ja mit der acht Jahre alten Version der Hauptfigur – nie vorher gesehen. Auf einmal war ich die achtjährige Gal, die das achtjährige Mädchen sieht, das großartige Taten vollbringt. Ich war so unendlich glücklich, dass wir diesen Film herausbringen konnten. denn ich glaube fest daran, dass wenn du etwas Beeindruckendes siehst, dann kannst du träumen, dass du es auch schaffst.
Sie haben Politikwissenschaften und Jus studiert. Wie hat die Schauspielkarriere begonnen?
Schauspielerin zu werden, war nie eine Option für mich. Ich habe getanzt, habe diese Art von Kreativität immer geliebt, aber mein Vater ist Ingenieur, meine Mutter Lehrerin. Es wurde von mir erwartet, dass ich auf die Uni gehe und studiere. Dann bekam ich einen Anruf, dass ich für einen Bondfilm vorsprechen soll. Ich sagte, ich bin nicht interessiert, es ist alles auf Englisch, ich gehe nicht hin. Dann habe ich meine Meinung geändert und drei Kameratests gemacht. Und dadurch habe ich gemerkt, dass mir das wirklich taugt. Mein Mann meinte, Gal, du kannst immer auf die Uni zurückgehen, aber hier hast du eine Chance, etwas anderes auszuprobieren. Mein Mann ist der Wind unter meinen Flügeln. Und ich glaube an einen universalen Plan und an Karma.
Sie sind schon lange verheiratet, nicht wahr?
Wir sind seit 16 Jahren zusammen, ich war sehr jung, als wir geheiratet haben, 23. Aber es ist Liebe. Ich liebe die Liebe. Ich liebe es, jemanden zu lieben und geliebt zu werden. Liebe ist alles, eine Beziehung ist alles für mich. Ich bin auch sehr einfach, ich streite nicht, ich hasse Konflikte, mir ist Harmonie wichtig. In der Kabbala lernte ich, dass es für Paare eine Regel gibt: Du sollst immer darüber nachdenken, wie du deinen Partner glücklich machen kannst. Und er soll immer darüber nachdenken, wie er dich glücklich machen kann. Der einzige Grund für einen Streit kann nur sein, dass ich das Beste für ihn will und er das Beste für mich. Ich habe das Glück, so einen Partner zu haben. Ich weiß, dass wir gemeinsam die Welt erobern können.
Wie drückt sich das aus?
Es muss nichts Großes sein. An unserem 10-jährigen Hochzeitsjubiläum musste ich drehen, und er überraschte mich, führte mich aus, arrangierte den romantischsten Abend und machte mir noch einmal einen Heiratsantrag. Und weil ich mich immer lustig gemacht hatte, dass er beim ersten nicht in die Knie ging, kniete er sich beim Zweiten hin. Er ist wirklich der Beste. Und unsere Kommunikation funktioniert einfach.
Sie haben drei Töchter, Alma (9), Maya (4) und Baby Daniella (7 Monate) mit Ihrem Mann Yaron Versano. Wie finden Sie eine Work-Life-Balance?
Das ist meine größte Challenge. Die meisten Frauen, die eine Karriere haben, werden da zustimmen. Natürlich will man so viel Zeit wie möglich mit den Kindern verbringen. Aber ich habe eben auch eine Karriere. Meine Tochter wollte einmal, dass ich sie zur Schule bringe und sagte, warum kannst du nicht wie andere Mütter einfach ein bisschen zu spät zur Arbeit kommen? Ich musste ihr erklären, dass eine gesamte Crew von meiner Pünktlichkeit abhängig ist. Das ist der Preis, den ich bezahle. Und ich versuche immer, Zeit für meine Mädels freizuschaufeln. Und wenn ich bei ihnen bin, dann 100 %. Dann gibt es keine Ablenkungen. Was ich in den letzten zwei Jahren gelernt habe, ist, dass die magischsten Momente die simpelsten sind, dass man nicht in einem wunderschönen Hotel auf einer Tropeninsel sein muss, sondern einfach zu Hause miteinander kocht und lacht und Monopoly spielt.
Ihr nächster Film ist allerdings wieder eine Riesenproduktion. Sie spielen Kleopatra.
Ja, aber das ist physisch nicht annähernd so anstrengend wie Wonder Woman. Ich will diese Rolle schon seit Jahren. Kleopatra war eine vielschichtige Strategin und wir erzählen diese Version.
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