Thomas Gottschalk wird frisch in Pension 75: Die Höhen und Tiefen einer TV-Karriere

Thomas Gottschalk
Kurz vor seinem runden Geburtstag überraschte Thomas Gottschalk die Fernsehnation: Er geht in Pension. Zumindest was die große Samstagabend-Unterhaltung betrifft. Über Jahrzehnte prägte der Entertainer mit Schlagfertigkeit, saloppen Sprüchen, schrillen Outfits und internationalen Superstars auf der Gästeliste das deutsche Showgeschäft, vor allem mit dem ZDF-Klassiker "Wetten, dass..?". Am Sonntag (18. Mai) wird er 75 Jahre alt.
Zahlreiche Stars übermittelten Glückwünsche, wie in einem von Gottschalk geteilten Instagram-Video zu sehen ist. Unter den Gratulanten befinden auch die Musik-Größen Robbie Williams, Udo Lindenberg und Jon Bon Jovi. Moderator Günther Jauch sprach von Freundschaft seit einem "halben Jahrhundert". Er hoffe auf "mindestens 25 weitere Jahre":
Zuletzt schlug Gottschalk immer wieder Gegenwind entgegen. Etwa, weil er weibliche Gäste in "Wetten, dass..?" regelmäßig mit einer gewissen Selbstverständlichkeit berührte, zum Beispiel am Knie. "Ich habe Frauen im TV rein dienstlich angefasst. Wie ein Schauspieler, der im Film küsst, weil es im Drehbuch steht. Das lasse ich mir nicht als Attacke vorwerfen", hatte er dem Spiegel dazu gesagt. Trotzdem würde er das heute bleiben lassen. Offenbar aber nicht, weil er verstanden hat, warum sein Verhalten vielfach kritisiert wurde. Er würde das heute vielmehr deshalb bleiben lassen, weil er wisse, "dass gewisse Dinge mittlerweile politisch inkorrekt sind, die es damals nicht waren", sagte er dem Spiegel. Die Empörung war groß.
Rund 50 Jahre im Showgeschäft liegen hinter Gottschalk. Auch wenn er immer seine Liebe zum Radio betonte, so war es das Fernsehen, das Gottschalk in die A-Liga der Showmaster katapultierte. Im Bayerischen Rundfunk ließ er sein Moderatoren-Talent sowie sein Gespür für Situationskomik und schnellen Witz aufblitzen. Im ZDF schaffte er es dann in den 80er-, 90er- und frühen 2000er-Jahren, Millionen Menschen vor den Fernsehgeräten zu versammeln. "Wetten, dass.."“ galt als Lagerfeuer der Nation.
Gottschalk verstand sich als Unterhalter. Seine grellen Outfits, die meist ebenso lustigen wie unsinnigen Wetten und die Superstars - man denke nur an den Auftritt von Michael Jackson - sorgten jedenfalls regelmäßig für Gesprächsstoff bis in den Montagmorgen hinein. 2011, nach dem schweren Unfall des Wettkandidaten Samuel Koch, machte Gottschalk Schluss mit "Wetten, dass..?". Die Show wurde für Generationen zur Erinnerung an wohlige Heile-Welt-Kindheits-Fernsehabende.
Show-Flops und Kritik
Für Gottschalk war der TV-Erfolg und damit der Rummel um seine Person einst so groß, dass er mit seiner damaligen Frau Thea und den beiden Söhnen nach Kalifornien auswanderte. Dabei war längst nicht jede Show, die Gottschalk moderierte, ein Quotenschlager. Mit seiner Late-Night-Show bei RTL setzte er Mitte der 1990er-Jahre noch Maßstäbe, Formate wie "Gottschalks Hausparty" bei Sat.1 oder der ARD-Vorabend-Talk sind dagegen inzwischen weitgehend in Vergessenheit geraten. Kritik hagelte es auch für seine Auftritte in der "Supertalent"-Jury an der Seite von Dieter Bohlen. Mit seinem Kumpel Günther Jauch und Moderatorin Barbara Schöneberger blödelte er sich in den vergangenen Jahren durch den Samstagabend bei RTL. Nach der Ausgabe von "Denn sie wissen nicht, was passiert" am 10. Mai verkündete er seinen Show-Abschied. Schließlich sei er mit 75 Jahren nun älter als der Papst, sagte Gottschalk.
"Wetten, dass..?"-Revival vor fast 14,5 Millionen Zuschauenden
Noch zu seinem 70. Geburtstag hatte er sich TV-Rente nicht vorstellen können. Im Gegenteil: Das ZDF kündigte damals ein Comeback von "Wetten, dass..?" für 2020 an. Wegen der Corona-Pandemie ging dieses ein Jahr später über die Bühne - und geriet zu einem umjubelten Revival vor fast 14,5 Millionen Zuschauern und Zuschauerinnen. Bei zwei weiteren Show-Auflagen 2022 und 2023 wurde die Kritik an Gottschalk dann wieder lauter. Der Showmaster eckte immer öfter mit seinen Aussagen an. Sei es in seinem inzwischen ebenfalls beendeten "Supernasen"-Podcast mit Mike Krüger oder in Interviews.
Es scheint, als habe sich Gottschalk mit dem stärker werdenden Protest abgefunden. In seinem im vergangenen Herbst veröffentlichten Buch "Ungefiltert" schreibt er, man habe ihn auch zum peinlichen Urvater des Herrenwitzes gemacht. In dieser Causa bekenne er sich einiger Ausrutscher schuldig, die ihm heute so nicht mehr herausrutschen würden.
Der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte er damals: "Gewisse Dinge passen nicht mehr in die Zeit, ob ich das so sehe oder nicht spielt da keine Rolle, als Entertainer bist du nur dem Publikumsgeschmack verpflichtet. Wenn der sich ändert, musst du dich auch ändern." Und er betonte: "'Bereuen' tue ich gar nichts." In seinem Alter müsse man nicht mehr "cool" sein, so Gottschalk. "Das war ich mein Leben lang."
Spätes zweites Liebesglück
Privat hat Thomas Gottschalk ein spätes zweites Liebesglück gefunden: Mit seiner Frau Karina zeigt er sich gerne auf dem roten Teppich. Das Paar ist von Baden-Baden in die Nähe von München gezogen und sagte dazu der dpa vergangenen Herbst: "Nix gegen Baden Baden, da lässt es sich vortrefflich leben, aber ich bin Bayer und werde meine Rundreise durch die Welt in München beschließen." Seine Frau denke da sehr ähnlich, obwohl sie mehr als 30 Jahre in Baden-Baden gelebt habe.
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