Felix Baumgartners Image im freien Fall
Extremsportler Felix Baumgartner beschäftigt mit beachtlicher Beharrlichkeit die, wie er es selbst nennt, "Dauer-Kopiermaschinen schlechter Berichterstattung". Letzteres Zitat stammt aus Baumgartners Facebook-Posting vom heutigen Nationalfeiertag. Darin beschäftigt sich der Stratosphären-Springer mit jenem Wirbel, den er eben erst am Sonntag mit seinem Lob des "Identitären"-Chefs Martin Sellner ausgelöst hatte. Deutschsprachige Medien würden gerade einen "medialen Amoklauf" veranstalten, um ihn "ins rechte Eck" zu schreiben.
Baumgartner: "Historischer Tag"
Was war geschehen? Drei von fünf Gästen der Diskussionssendung "Talk im Hangar 7" auf Servus TV haben vergangenen Donnerstag ihre Teilnahme abgesagt. Grund dafür war die Einladung von Martin Sellner, dem Co-Leiter der als rechtsextrem eingestuften "Identitären".
Eben diese Einladung Sellners bezeichnete Baumgartner auf Facebook als "historischen Tag in der deutschsprachigen TV Geschichte". Das überschwängliche Lob galt einerseits einem "intelligenten Gesprächspartner, der durch Eloquenz, Höflichkeit und gute Argumenten besticht" und andererseits dem Privatsender ServusTV, der sich "als erstes Medium europaweit" traue, "einen 'Identitären' ins Hauptabendprogramm einzuladen". Erwähnen muss man in diesem Zusammenhang, dass ServusTV zum Red-Bull-Konzern gehört, der nicht nur mit Baumgartners Lebensleistung, aus Rekordhöhe aus der Stratosphäre Richtung Erde zu springen, eng verbunden ist.
"Identitären"-Chef erneut verteidigt
Baumgartner nimmt in seinem Posting von heute den "Identitären"-Chef ein weiteres Mal in Schutz. Dass Sellner (27) dem näheren Umfeld um den wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung verurteilten Neonazi Gottfried Küssel angehörte, tut er als "Fehler aus der Jugendzeit" ab. Zum Vergleich zitiert Baumgartner aus dem Lebenslauf des deutschen Grün-Politikers und Ex-Außenministers Joschka Fischer, der in seiner Jugendzeit einer militanten linksradikalen Gruppe angehörte. Baumgartners "ironisch gemeintes" Resümee: "Man muss sich in jungen Jahren für die richtige Seite entscheiden, also nicht rechtsradikal, sondern linksradikal!"
Medialer Absturz
Wer schreibt Baumgartner, der auf Facebook auch Wahlwerbung für den FPÖ-Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer betrieb, nun "ins rechte Eck"? In Deutschland ist es zum Beispiel die Onlineausgabe der renommierten F.A.Z., die über den "Absturz des Felix Baumgartner" berichtet.
Und Stern.de schreibt gar: "Felix Baumgartner sprang als erster Mensch aus der Stratosphäre. Das war allerdings die letzte positive Nachricht von ihm."
Bild: Baumgartners Freundin als menschlicher Tisch beim Grillen - nur einer von vielen Facebook-Fehltritten
Auch die Gratiszeitung Österreich berichtete über den "tiefen Fall des Sportstars", was Baumgartner in seinem aktuellen Facebook-Posting dazu verleitete, deren Herausgeber Wolfgang Fellner anzugreifen.
Die medialen Wellen, über die sich Baumgartner genauso amüsiert wie über die regelmäßigen Shitstorms, haben sich nun aber offenbar bis nach Großbritannien ausgebreitet. Dort wurde die Boulevardzeitung Sun auf eine Meldung aufmerksam, die vor einem Monat durchs Netz gegeistert ist. Sie basiert auf dem in einem Buch aufgegriffenen Gerücht, dass Red-Bull-Boss Didi Mateschitz kein Wort mehr mit Baumgartner wechsle, weil dieser vor dem weltweit beobachteten Stratos-Sprung hätte sagen sollen: "This is the world of Red Bull." Er sagte aber bekanntlich: "I’m going home now."
Was macht Red Bull?
Die genannten deutschen Medien interessieren sich in ihren Berichten etwas ernsthafter für die Rolle von Baumgartners Sponsor Red Bull, weil sich dieser bisher nicht von Baumgartners Facebook-Aktivitäten distanziert hat. Auf der Webseite der Getränkemarke wird der Schützling mit dem losen Mundwerk jedenfalls noch in den höchsten Tönen gelobt: "Am 14. Oktober 2012 ist Felix Baumgartner endgültig zur Legende geworden."
Baumgartner wäre nicht die erste Legende, die ihren Status in Windeseile verliert. Der Absturz in der medialen Berichterstattung hat jedenfalls längst begonnen.
Aus dem Archiv:
Markige Sprüche: Die Welt von Baumgartner
2013 polarisiert er mit der Aussage, eine "gesunde Ohrfeige" würde manchen Jugendlichen nicht schaden.
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