Die letzte Versuchung Christi: Als Willem Dafoe zu Jesus wurde

Willem Dafoe als Jesus
Der Film feiert heuer das 35-Jahre-Jubiläum, und sorgte für große Proteste.

"Versuchungen sollte man nachgeben. Wer weiß, ob sie wiederkommen", meinte schon der irische Schriftsteller Oscar Wilde (gest. 1900).

Auch der Film "Die letzte Versuchung Christi", der heuer sein 35-Jahre-Jubiläum feiert, spielt mit den Versuchungen, die Satan für Jesus bereithält, um ihn von einem Tod als Messias abzuhalten.

Das geht sogar so weit, dass sich der Sohn Gottes vom Kreuz davonstiehlt, um gemeinsam mit Maria Magdalena (Barbara Hershey) eine Familie zu gründen – das entpuppte sich dann aber doch nur als Vision und Jesus stirbt auch im Film den Tod am Kreuze.

Dennoch sorgte allein die Tatsache, dass dies zum Thema gemacht wurde, damals für einen großen Skandal und wütende Proteste von konservativen Christen, die Regisseur Martin Scorsese (80) sogar Blasphemie vorwarfen.

Es kam zu einem Brandanschlag auf ein französisches Kino und einem Verbot des Streifens in Chile. Hier entschied allerdings der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte, dass dies unvereinbar mit dem Grundrecht auf freie Meinungsäußerung sei.

Herausfordernde Rolle

Den Part von Jesus übernahm der US-amerikanische Schauspieler Willem Dafoe (67) und bezeichnete es als "eine der herausforderndsten Rollen".

Besonders schwer sei ihm die Szene auf dem Kreuz gefallen. "Unabhängig von der religiösen Erziehung hat man eine starke Assoziation mit dem, was das ist, und wenn man es dann am eigenen Körper erlebt, ist es sehr kraftvoll. Ich war auf diesem großen Hügel im ländlichen Marokko und konnte meilenweit sehen, und der Himmel war blau, blau, blau", so Dafoe.

Die letzte Versuchung Christi: Als Willem Dafoe zu Jesus wurde

Willem Dafoe

Der Film wurde nämlich nicht in Israel gedreht, sondern eben in Marokko. In einem Interview thematisierte Dafoe auch, wie er die Proteste erlebt hatte. "Die eine Sache, an die ich mich erinnere, ist, dass die meiste Kritik von den Leuten kam, die ihn noch nicht einmal gesehen hatten. Sie mochten einfach die Idee daran nicht."

Regisseur Scorsese kann dies sogar zu einem gewissen Teil verstehen, wie er einmal in einem Interview sagte. "Jeder, der absolut und felsenfest an die Unfehlbarkeit der Bibel glaubt, dass man kein Wort in der Bibel anders auslegen kann, würde natürlich ein Problem mit dieser Interpretation haben. Dieser Film soll aber niemanden in seinem Glauben erschüttern. Das ist das Letzte, was ich will."

Jesus ganz persönlich

Er habe nur Jesus von einer persönlicheren Seite zeigen wollen, um ihn so auch den Menschen näher zu bringen. Für die Rolle von Pontius Pilatus wäre zuerst Musiker Sting (71) vorgesehen gewesen, der sich dann aber doch dagegen entschied. Auch Singer-Songwriter Lou Reed (gest. 2013) war im Gespräch.

Schlussendlich bekam aber Musiklegende David Bowie (get. 2016) den Part. "Ich war etwas überrascht, als ich Bowie zum ersten Mal traf. Er war so ein stiller, konzentrierter und nachdenklicher Mann und er war wirklich bescheiden. Eine pure Freude", so Scorsese nach Bowies Tod.

Nach wie vor werden in Filmen gerne religiöse Themen aufgegriffen. So widmet sich etwa "The Pope’s Exorcist" mit Russell Crowe (59) in der Hauptrolle, dem kontroversen Thema Exorzismus und läuft gerade in den Kinos.

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