Christoph Wagner-Trenkwitz: "Ich habe Panik, Menschen zu langweilen"
Es gibt zwei Gründe, warum sich der Chefdramaturg der Wiener Volksoper das „Schutzhaus am Heuberg“ als Treffpunkt ausgesucht hat. Erstens‚ weil Christoph Wagner-Trenkwitz und Cornelia Horak, Ehefrau Nr. 2, um die Ecke wohnen. Und zweitens, weil hier wienerisch und indisch gekocht wird. „Indisches Gulasch“ nennt der Magister der Philosophie, der schon während des Studiums G’schichteln auf Ö3 erzählte und im Kellertheater spielte, das Beef-Curry.
Entertainer
Der Hans-Dampf-in-allen-Gassen ist ein Entertainer, der jederzeit als Rowan Atkinsons Double für Mr. Bean einspringen könnte. Das Multitalent schreibt Bücher, moderiert und gibt Soloprogramme, wie den „Silvester-Schwan“ am 31.12. im Theater Akzent, wo er Anekdoten erzählt und Opernmenschen von Parcel Prawy bis Ioan Holender zum Zerkugeln imitiert. „Nur Hohenlohe nicht. Er ist tonlos, diskret und zurückgenommen, dass er sich jeglicher Parodie entzieht.“
Karl Hohenlohe streut seinem Freund und Alter Ego Rosen: „Eines seiner herausstechendsten Wesensmerkmale – und das unterscheidet uns am meisten – er ist überhaupt nicht nachtragend. Er ist unglaublich fleißig, manchmal denke ich, es ist zu viel. Er raucht zu viel, er isst zu viel, aber er macht sein Umfeld glauben, dass es ihm nichts ausmacht. Er ist also ein guter Schauspieler und manchmal denke ich, er wäre vielleicht auf der Bühne am besten aufgehoben.“
Applaus tut dem Ego des kunstsinnigen Wieners, der auch zu Hause nicht schmähstad ist, wie seine Frau bestätigt, gut. „Eine innere Stimme sagt mir, dass ich immer lustig sein muss. Ich habe eine Panik davor, Menschen zu langweilen“, erklärt Wagner, der schon bald den Namen seiner Mutter – Wagner-Trenkwitz – auch offiziell tragen wird.
Damit Cornelia, Sopranistin und „beste Amateurköchin“, die Gault-Millau-Chefredakteurin Martina Hohenlohe kennt, Christoph öfters sieht, begleitet sie ihre große Liebe zu Auftritten und, wie heute, nach Haag, wo er als Intendant des Theatersommers Fritz von Herzmanovsky-Orlandos „Zerbinettas Befreiung“ vorbereitet.
Opernball
Wer die Opernball-Übertragungen im Fernsehen sieht, kennt das kongeniale Moderatoren-Paar Hohenlohe-CWT seit 13 Jahren. Mit Charme und Witz spielt es verbales Pingpong. Die Gästeliste, Fakten und Zahlen des Balls werden akribisch studiert. „Die Witze sind spontan und nicht vorbereitet“, versichert der Vater zweier Töchter.
Kurz vor der Opernball-Fernsehübertragung, die sich seine Frau zu Hause ansieht – „sonst schaue ich nie fern“ (Cornelia) – macht sich bei Christoph und Kari leichte Nervosität breit. „Wir leben sie unterschiedlich aus. Ich verqualme ihm das Kammerl, der Kari wird vollkommen apathisch, man glaubt, er sei eingeschlafen.“
Die dichten, grau melierten Haare streicht er mit der einen Hand aus dem Gesicht, in der anderen hält er elegant die Zigarette mit den Spitzen des Zeige- und Mittelfingers. Dazu ein spitzbübisches Lächeln, in das sich Cornelia 2008 verliebte. Am 18. Oktober. „Das Datum werde ich nie vergessen, weil an diesem Tag Jörg Haider begraben wurde,“ sagt der Sohn eines Arztes und einer Chorsängerin. CeWeTe kann ohne Musik nicht leben. Mit Hausmusik ist er aufgewachsen. Musikberieselung hasst er, er singt lieber selbst. „Den ganzen Tag, egal wo.“
Hohenlohe schätzt vor allem auch die Seite, die kaum einer kennt – Wagner-Trenkwitz’ Verschlossenheit. „Er wird natürlich im zunehmenden Alter schrullig. Er liebt seine Frau, was ich verstehe, und Operette, was ich nicht verstehe.“
Info:
Christoph Wagner-Trenkwitz: „Der Silvester-Schwan“, 31.12., 16 Uhr, www.silvester-im-akzent.at
Marcel Prawy war mein Rabbi.
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum .(Friedrich Nietzsche)
Meine Mutter sagte immer: Hör auf zu rauchen.
Wütend werde ich, wenn sich Leute nicht ordnungsgemäß anstellen, Autofahrer nicht platzsparend parken. Ich mag Respektlosigkeit nicht.
Applaus ist mir wichtig, meine Schönheit habe ich schon
aufgegeben.
Traurig macht mich, wenn ich Zores mit meinen Kindern hab’.
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