#BoycottMulan: Welche Rolle Disney bei den Hongkong-Protesten spielt
Im März 2020 soll das Live-Action-Remake von Disneys "Mulan" in die Kinos kommen. Als heroische Hauptdarstellerin hat sich der Konzern die amerikanisch-chinesische Schauspielerin Liu Yifei (31) ausgesucht, die auf der Leinwand als Mann verkleidet zur Armee gehen und China retten soll. Doch genau die, reitet die ganze Produktion nun vielleicht rein.
Bis dato hatte fast jedes Disney Remake im Vorfeld mit Kritik zu kämpfen. Sei es einfach nur, weil es sich um ein eben solches handelt und es genügend eingefleischte Fans gibt, die das als überflüssig empfinden, oder aber, weil die kleine Meerjungfrau demnächst von einer schwarzen Schauspielerin verkörpert wird. Wo Disney einen Film reproduziert, gibt es Kritiker.
Die negative Rezeption mit der sich die bis dato relativ unbeachtete "Mulan"-Verfilmung auseinandersetzen muss, ist jedoch gänzlich anderer Natur. Da geht es nicht um Fragen des künstlerischen Gustos, sondern um eine handfeste politische Debatte.
Liu nämlich äußerte sich zu den anhaltenden Protesten in Hongkong, bei denen mittlerweile über eine Million Menschen gegen die Regierung unter Carrie Lam protestieren, die die Autonomie der Stadt gegenüber China mit einem neuen Entwurf für ein neues Auslieferungsgesetz stark einzuschränken versuchte. Die chinesische Zentralregierung droht mittlerweile mit militärischem Einschreiten gegen die "Terroristen", viele der Demonstranten werden bei gewaltsamen Interventionen der Polizei verletzt.
"Schande für Hongkong"
Die Protestbewegung sei eine "Schande für Hongkong", äußerte die 30-Jährige auf der (mit Twitter vergleichbaren) Plattform Weibo. "Ich unterstütze die Polizei Hongkong, verprügelt mich dafür", übersetzte der Hollywood Reporter ihren Beitrag. Zudem sollten alle, die nicht "gleichgesinnt" seien, "gehen", hieß es von Liu.
Der Post bleib natürlich nicht unbeachtet und zog eine Welle der Entrüstung nach sich. Vor allem, weil Liu als Mulan eine Rolle spielt, die sich entgegen aller und allem für ihr Vaterland und die Menschen darin einsetzt. Dieses Bild sei nun ad absurdum geführt. Zudem würde sie, als US-Amerikanerin, die Polizeigewalt in Hongkong von einem viel zu sicheren Standpunkt aus betrachten: "Sie ist amerikanische Staatsbürgerin. Muss toll sein währenddessen auf Menschen zu ****** die für Demokratie kämpfen."
Fans rufen nun aus Menschenrechtsgründen zum Boykott der Schauspielerin sowie des Films auf. Unter dem Hashtag #BoycottMulan tauschen sich Anhänger und Kritiker über die Causa aus.
Disney in der Bredouille
Man könnte meinen, einem Filmgiganten wie Disney könnten ein paar Twitter-User und deren evozierte Aufmerksamkeit eher gleichgültig sein, doch weit gefehlt. Die Position Hongkongs stellt für die Produzenten den Zugang zu den chinesischen Kinokassen dar. Findet der Boykott ein großes Publikum in der Stadt, könnte das in Zahlen richtig weh tun.
Auf China entfällt ein großer Teil der internationalen Einspielergebnisse, es handelt sich um den größte Absatzgebiet nach Nordamerika. Allerdings zeigt das Land lediglich 34 Hollywood-Produktionen pro Jahr, um den Markt mit chinesischen Produkten speisen zu können. Was bedeutet, dass der Erfolg oder Misserfolg eines jeden Filmes ausschlaggebend ist - vom vermutlich saftigen Budget mal ganz abgesehen.
Ein Boykott von "Mulan" wäre zudem besonders heikel, da davon auszugehen ist, dass der Film allein aufgrund der in Hollywood sonst selten vertretenen kulturellen Thematik ein großes Publikum hätte finden können.
Bis dato nahmen weder Disney noch Liu Yifei zu den Aussagen Stellung. Zuletzt hatte sich auch Actionstar Jackie Chan (65) gegen die Demonstranten ausgesprochen und dafür einen Shitstorm in Kauf nehmen müssen.
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