Was ist aus Ihnen geworden, Christian Clerici?
Am Mittwoch, 26. November, feiert Christian Clerici seinen 60. Geburtstag. Vorweg: Er sieht keinen Tag älter aus als zu "Herzblatt"- oder "Expedition Österreich"-Zeiten.
In den 1990er- und frühen 2000ern war der Wiener als Moderator diverser Shows Fixpunkt im Fernsehprogramm, Frauen fanden am Feschak genauso Gefallen wie Männer, die in ihm den besten Kumpel sahen. Mit Charme, Witz und manchmal auch Ironie führte er neben den oben genannten auch durch Shows wie "Die Stunde der Wahrheit", "Glücksspirale", oder "Wahre Freunde".
Und heute? Steht Clerici immer noch in der Öffentlichkeit und auf der Bühne, wenn auch auf einer anderen. Er ist vor allem als Kommunikationsberater, Event-Moderator und Projektentwickler im Bereich Nachhaltigkeit und Mobilität tätig – und das höchst erfolgreich: Kürzlich wurde Clerici von Leadersnet unter die Top-LinkedIn-Influencer des Landes gewählt. Zudem investierte er auch in mehrere Startups.
Anlässlich seines 60. Geburtstages baten wir Christian Clerici zum Interview.
Alles Gute zum 60. Geburtstag! Wie werden Sie feiern?
Christian Clerici: Herzlichen Dank! Ich werde nichts Besonderes machen… wobei, das stimmt nicht, meine Frau hat einen Tisch für uns reserviert und wir werden sehr gut zu Abend essen.
Ist der 60er ein besonderer Geburtstag für Sie? Oder ist Alter generell nur eine Zahl für Sie?
Es ist ein Geburtstag wie jeder andere, ich habe es nicht so mit Zahlen. Ich finde es immer etwas seltsam, die Vergänglichkeit zu feiern. Ich bin dankbar, für das, was ist.
Wie gehen Sie mit dem Älterwerden um?
Jeder Mensch altert so, wie er sein Leben lebt. Es gibt diejenigen, die sich immer Sorgen machen und sich vor etwas fürchten, und die, die es nehmen, wie es ist: Ein Auf und Ab. Man wird kein anderer Mensch, nur weil man altert. Man ist, was man ist. Ich betrachte das Leben als Geschenk und so sollte man es auch behandeln. Egal wie alt man ist. Oder wird.
Wenn Sie zurückblicken: Was hat Sie am meisten geprägt – privat und beruflich?
Das ist so eine Frage, die man eigentlich nicht beantworten kann. Alles und Nichts. Besser ist es wohl, man blickt versöhnlich auf das zurück, was war und widmet sich neugierig dem, was ist und kommt.
Googelt man Ihren Namen, kommt der Vorschlag: „Was wurde aus Christian Clerici“? Zuerst: Schmerzt so eine Frage?
Es bedeutet, dass viele Menschen das offensichtlich wissen wollen. Sonst würde Google den Vorschlag nicht machen. Wäre es nicht so, sollte es einen doch eher irritieren, oder?
Die Folgefrage liegt auf der Hand: Was wurde denn aus Christian Clerici nach seinem Abschied aus dem Fernsehen?
Ich habe mich irgendwann mehr auf meine unternehmerische Karriere konzentriert und Prioritäten gesetzt. Alles gleichzeitig geht nicht. Nach wie vor moderiere ich jede Menge Veranstaltungen, aber hauptsächlich beschäftige ich mich mit der Energie- und Mobiliätswende. Ich liebe es, Dinge in Bewegung zu bringen, da war es naheliegend, die Gunst der Stunde zu nutzen und eine Firma mitzugründen, die sich mit Elektromobilität beschäftigt.
Sie haben in mehrere Startups investiert. Wie kam es dazu? Und ist dies nicht finanziell sehr riskant?
Ich folge immer meiner Neugierde und versuche mich dort zu engagieren, wo ich glaube, etwas verändern zu können: Mobilität, Bildung, Nachhaltigkeit. Riskant ist es, zu spekulieren und darauf zu hoffen, dass es gut geht. Das tue ich nicht. Ich setze auf Dinge, mit denen ich mich auskenne und versuche mich operativ so einzubringen, dass ich nicht nur Passagier, sondern Gestalter bin.
Sie sind stark im Bereich Elektromobilität tätig. Wie kam das und woher kommt Ihr Interesse dafür?
Das hat sicher etwas mit meiner ausgeprägten Leidenschaft für Autos zu tun und der Überzeugung, dass der alternative Antrieb die Zukunft ist. Mit "vibe moves you" haben wir mittlerweile 3500 rein elektrische Autos im Abo auf der Straße, wir haben im Herbst nach Deutschland expandiert und wachsen trotz aller Widerstände, die mit einer so epochalen Transformation einhergehen. Mich reizt das Thema auf allen Ebenen, zumal ich glaube, dass mit dieser Technologie deutlich mehr Lebensqualität und Unabhängigkeit in die Welt kommt. Wichtig ist mir nur immer, dass wir Mobilität nicht ideologisieren, sondern möglichst flexibel und modern denken.
Welches Auto fahren Sie privat?
Als Botschafter für BMW bin ich die letzten zwei Jahre den i7 gefahren und jetzt gerade auf den iX umgestiegen. Da denke ich ganz europäisch und repräsentiere damit auch meine tiefe Überzeugung, dass wir uns nicht vor der Welt verstecken müssen. Ja, die Situation der deutschen Autobauer ist angespannt, umso mehr sollten wir uns darauf besinnen, Farbe zu bekennen und unsere kontinentalen Marken wertschätzen!
Würden Sie sagen, dass Sie beruflich nun dort angekommen sind, wo Sie hinwollten? Fühlen Sie sich erfüllt?
Kommt man denn jemals wo an? Ich glaube nicht, dass das ein Ziel ist. Vielmehr möchte ich die Herausforderung niemals missen, immer wieder etwas Neues zu entdecken und auszuprobieren. Natürlich baut man auf seiner Erfahrung auf und konzentriert sich idealerweise auf das, was man gerne tut, was man gut kann und womit man auch etwas Sinnstiftendes macht. Ich beklage nichts, was ich nicht jederzeit eher versuchen würde zu verändern, anstatt darunter zu leiden. Und nein, vor 20 Jahren wäre es undenkbar gewesen, das zu tun, was ich heute mache.
Wieso haben Sie sich eigentlich vom Fernsehen verabschiedet?
Ich habe mich nicht vom Fernsehen verabschiedet, es hat sich so ergeben. Das ist weder gut oder schlecht. Es ist einfach so.
Vermissen Sie die TV-Arbeit?
Ja, manchmal vermisse ich diesen „Zirkus“ – in ein Studio zu kommen und für ein paar Stunden den Ausnahmezustand zu leben, ist herrlich. Ich liebe es, aufzutreten und habe niemals Stress dabei. Die Bühne ist wirklich meins. Aber ich drehe ja immer noch viel für meine eigenen Formate, habe eine Produktionsfirma, mit der ich das mache, was ich immer schon gemacht habe: Gestalten.
Könnten Sie sich vorstellen, wieder zum Fernsehen zurückzukehren?
Wenn es das richtige Format ist: gerne. Es bräuchte eh mal jemanden, der Zukunftsthemen inhaltlich seriös ausstellt und gleichzeitig weiß, wie man die Leut unterhält.
Sie haben viele Sendungen bzw. Formate moderiert. Welche hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?
„Wahre Freunde“ im ORF habe ich geliebt, aber auch „Die Stunde der Wahrheit“ bei SAT1. Oder „Herzblatt“, darauf werde ich immer noch angesprochen. Und natürlich die Zeit, als ich Stefan Raab bei der „TV-Total Stock Car Crash Challenge“ regelmäßig gegen die Wand gefahren habe. Aber im Grunde war „X-Large“, also meine Anfänge Ende der 80er Jahre, die allerbeste Zeit. Alles war erlaubt. Oder besser: nichts war verboten.
Wie sehen Sie die heutige TV-Landschaft? Ist Streaming tatsächlich die Zukunft?
Ja, natürlich ist Streaming die Zukunft, ich glaube aber auch nicht, dass lineares Fernsehen völlig verschwinden wird. Jedenfalls nicht so bald. Früher war nichts besser, es war bloß anders und jede Zeit hat ihre Herausforderungen. Unterhaltung muss sich mit dem Zeitgeist entwickeln, sonst hat sie kein Publikum.
Welche Eigenschaften haben Ihnen geholfen, so lange erfolgreich im Rampenlicht zu stehen?
Ich liebe, was ich tue, und muss mich nicht dazu zwingen auf eine Bühne zu gehen oder in der Öffentlichkeit zu stehen. Sicher hilft mir meine Leidenschaft zu kommunizieren dabei, ich rede und vermittle gerne. Aber in erster Linie bin ich neugierig und möchte dort sein, wo die Musik spielt. Ich mag Menschen und werde nicht müde dafür einzutreten, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen, sondern gemeinsam daran arbeiten sollten, die bestmöglichen Versionen von uns zu sein. Optimismus, Zuversicht, Humor und Selbstironie sind meine Werkzeuge.
Was würden Sie ihrem 20-jährigen Ich sagen oder raten, wenn Sie es treffen würden?
Ich würde versuchen, diesem Ich zu verdeutlichen, dass Zeit, die vergangen ist, niemals wieder kommt und dass jeder Augenblick zählt. Dass es wenig Sinn macht, sich über alles aufzuregen, sondern man besser beraten ist, seine Kraft dafür zu nutzen, etwas Positives zu schaffen, seinen Teil beizutragen, dass man in Frieden leben kann und nicht in ständiger Übertreibung. Ich würde vor allem raten: Nimm Dich selbst nicht so ernst, öffne Dein Herz. Sei klüger als andere. Aber sage es ihnen nicht.
Was möchten Sie in den kommenden Jahren noch erreichen oder ausprobieren?
Ich möchte gesund bleiben, weil alles andere sonst keinen Sinn macht.
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