Otto Retzer wird 75: „Hätte immer gerne einen Wilderer-Film gemacht“
Regisseur Otto Retzer gehört zum Wörthersee, wie das Wörtherseemandl zu Klagenfurt. Vielleicht bringt es ja sogar auch Glück, wenn man ihm über die Glatze streichelt. Sollte man sich das überhaupt trauen, wobei er wahrscheinlich auch darüber mit einem spitzbübischen Lächeln hinwegsehen würde.
Heute, Sonntag, wird er 75, eigentlich kaum zu glauben, so fit und agil wie er immer noch die Stufen des Schlosshotels in Velden hinauf springt.
„In der Früh beim Aufstehen merk’ ich schon, dass ich 75 bin. Und alles, was mir meine älteren Freunde vorhergesagt haben, was ich mal bekommen werde, traf genau so ein. Es tut in der Früh fast überall weh. Dann bekomm ich von meiner Frau (Anm.: mit Shirley ist er seit 45 Jahren zusammen und ihr hat er sehr viel zu verdanken, wie er betont) die Smoothies und immer Ingwertee. Und dann hau’ ich mich auf mein Fahrradl und je weiter ich nach Velden komm, umso übermütiger werde ich“, meint er. „Und wenn ich beim Casino bin, dann glaub ich, ich bin 45“, lacht er im KURIER-Gespräch.
Vom Kellner zum Kult-Regisseur – eine filmreife Erfolgsgeschichte, die eigentlich mit Leberkäse und Salzgurken begonnen hat. Denn das besorgte er einst Produzent Karl Spiehs (89), der ihn dann unter seine Fittiche nahm.
Bereut hat Retzer eigentlich nichts, außer vielleicht, seine Arbeit ein bisschen zu wenig in den Vordergrund gestellt zu haben. Er ist immer der Garant für einen guten Sager und lockeren Spruch, seine ernste Seite kommt eher seltener zum Vorschein.
„50 Jahre den Lustigen zu machen ist eine sehr schwere Rolle. Denn ich bin nicht immer lustig, ich hab schon auch meine Durchhänger. Ich habe mich selber in diese lustige Schiene hineinmanövriert. Statt dass ich mehr über meine Arbeit geredet habe, habe ich über die kurzen Röcke der Hausfrauen gesprochen. Aber das ist ja auch okay“, so Retzer.
„Liebevolles Schandmaul“, nennt ihn sein guter Freund Ottfried Fischer (66), der übrigens während des Interviews im Schlosshotel Velden (schließlich wird dort heute, Sonntag, auch das 30-jährige Jubiläum der Erfolgsserie gefeiert) auch kurz am Tisch vorbei schaut.
„Keine Fragen über abartige Praktiken“, grinst der „Pfundskerl“. Retzer kann dazu nur verschmitzt lächeln. „Ich verhau’ mir auch sehr viel, weil ich ab und zu so ein paar Sprüche rauslasse, die eigentlich nicht so gut sind. Da sagt jeder dann, ich bin ein Macho. Wenn ich in der heutigen Zeit 40 Jahre jünger wäre, wäre ich wegen dieser ganzen #MeToo-Geschichte schon im Gefängnis. Alleine mit den blöden Schmähs, die ich dauernd mach“, meint der gebürtige Löllinger ehrlich.
Apropos Lölling, dort spielte sich einst eine echt mörderische Geschichte ab, die Retzer unbedingt verfilmen wollte. Ein Mann erschoss aus Eifersucht seine Ehefrau, flüchtete in den Wald und ging dann nach einem gescheiterten Selbstmordversuch für zwölf Jahre ins Gefängnis.
„Das wollte ich unbedingt machen, hab sogar schon ein Drehbuch darüber geschrieben“, so das Kärntner Original. Es kam nur leider nie dazu. Auch die Geschichte der Walder-Brüder (Pius Walder war Wilderer und wurde 1982 von einem Jäger erschossen) wollte er auf die Leinwand bringen.
„Ich hätte immer gerne einen Wilderer-Film gemacht. Kein Mensch glaubt, wie viel noch gewildert wird und wie die heute unterwegs sind“, erzählt Retzer begeistert. Und bei seiner Energie kann man sich durchaus gut vorstellen, dass er dann doch noch Schauspieler mit liebevoller Strenge durch die Wälder scheucht.
Zum Geburtstag wünscht er sich übrigens nichts, „außer Gesundheit“. Und, wie man so raushört, dass er nicht in Vergessenheit gerät, denn „ich hab das ja gerne wenn jemand zu mir kommt und mich anspricht“.
Passend dazu auch die humorige Inschrift, die einmal auf seinem Grabstein stehen soll: „Ich bin ein Star, holt mich hier raus.“
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