Nix mit Tüll und Tränen: So schön ist Plus Size
Es zwickt und zwackt, man zupft und rupft, zieht verzweifelt den Bauch ein – und muss sich dann doch frustriert eingestehen: das Traumkleid passt einfach nicht. Eine Horror für jede Frau, und wenn’s dann auch noch das Wunsch-Brautkleid ist, ist die Hochzeit eh fast schon gelaufen. Kleiderkauf jenseits der Größe 42/44 kann in echten emotionalen Stress ausarten, dem jetzt aber Bobby Herrmann-Thurner und Edita Rosenrot den Kampf angesagt haben. Bereits zum zweiten Mal veranstalteten sie im Wiener Brautsalon Flossmann den „Curvect Bride Salon“, wo wirklich für alle Kurven das Passende dabei war – und nicht nur für angehende Ja-Sagerinnen.
"Ich habe vor einigen Jahren mein eigenes Unternehmen gegründet im Plus Size Bereich – ,Curvect' und habe davor, als ich meine Hochzeitsvorbereitungen getroffen habe, die liebe Edita Rosenrot kennengelernt, ihres Zeichens ehemalige Weddingplanerin und Kreateurin von Accessoires für die Braut. Wir haben darüber gesprochen, wie schwierig es ist als Plus-Size-Frau ein richtiges Kleid zu finden. Und wir haben beide gesagt: Da sollte man mal was machen. Und nachdem ich ,Curvect' gegründet habe und der Grundgedanke ohnehin schon da war, bin ich auf sie zurückgekommen und habe gesagt: ,Hey, jetzt wird’s Zeit, machen wir was. So wurde ,Curvect Bride geboren", erzählte Mitinitiatorin Bobby Herrmann-Thurner.
Auch Soul-Stimme Ingrid Diem (sie besang ziemlich pointiert den Bodymassindex) probierte sich begeistert durch. „Es ist so liebevoll gestaltet. Es ist alles so süß und macht Lust aufs Schönmachen. Normalerweise muss ich immer fragen: ‚Oh, gibt es das auch in meiner Größe?‘ Und ich bin ein bissel frustriert, weil von 15 Kleidern nur eines passt. Und dass ich eigentlich jedes Kleid hier anziehen könnte, ist total schön und ermutigend. Ich fühle mich so normal“, lachte sie im KURIER-Talk.
Wirklich böses Body Shaming (also jemanden wegen seiner körperlichen Erscheinung zu beleidigen oder zu diskriminieren) hat sie noch nicht erlebt, ihre Figur war aber immer wieder mal Thema. „Ich habe einmal in einem Jahr 34 Kilo abgenommen – und es war für mich schon irgendwie befremdlich, dass mich beim CD-Signieren nachher die Leute weniger auf meine Musik angesprochen haben, sondern auf meine aktuelle Körbchengröße und dass das anscheinend für wildfremde Menschen total wichtig ist, ob ich jetzt einen Bauch habe oder nicht oder grad Cup B oder D.“ Vor allem Frauen, so fiel ihr auf, machen oft mit Blicken einen negativen „Bodycheck“. „Finde ich schade, wir könnten uns ja auch alle unterstützen.“
Auch in ihrem Song BMI nimmt sie sich dem allgegenwärtigen Thema rund um die weiblichen Rundungen an.
"Für mich war es wichtig, dass ich mich einmal annehme im Ist-Zustand, damit ich mein Leben genießen kann und dass ich nicht so ein Mangel- und Stressgefühl als tägliche Hauptemotion habe - das war nämlich jahrelang so. Und immer dieses ewige Vergleichen! Du brauchst nur zehn Minuten auf Instagram sein und könntest vor Komplexen vergehen mit den ganzen Fotos. Und das macht mir einfach keine Freude mehr", so Diem, die derzeit an ihrem Kabarett-Programm schreibt. "Zum Thema: Wieviel Frau darf’s denn sein? Zum Thema Kurven, Diäten, Ernährung und auch das moderne Onlinedating, also Partner finden über Parship oder Tinder. Love to go. Dass man sich als ersten Kennenlernensatz quasi nur mehr körperliche Vorlieben schreibt und dass das schon salonfähig wurde. Die Premiere ist am 4. Februar im CasaNova in Wien."
Der weiblichen Figuren hat sich auch Designer Juergen Christian Hoerl angenommen, der seit mehr als 19 Jahren Maßmode schneidert. „In Wahrheit ist es egal, ob die Figur Größe 36 oder Größe 44 ist. Du machst immer Kleider für jemanden, die jemand trägt – für Frauen, die schön sein wollen. Und es geht nur darum, dass du die Frau, die bei dir steht, schön sein lässt und mit einem guten Gefühl und einem Lächeln hinausgehen lässt“, so der Modemacher.
Und sah man sich vor Ort um, dann erblickte man wirklich lauter strahlende Gesichter, keine Verzweiflung, keinen Frust – und mittendrin, eine zuckersüße Candy-Bar, die gar nicht ängstlich verschmäht, sondern wo frisch-fröhlich auch zwischendurch zugegriffen wurde. Weil’s einfach gut ist und gut tut.
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