Musiker Andy Lee Lang: "Wir leben im Zeitalter des Jugendwahns"

Musiker Andy Lee Lang
Der Vollblut-Musiker über seine Rolle in der Operette "Wiener Blut" und warum der Rock ’n’ Roll eine Altersbeschränkung hat.

Er ist „Botschafter des Rock ’n’ Roll“ und spielte u. a. mit Größen wie Jerry Lee Lewis (gestorben 2022), Chuck Berry (gestorben 2017), George Harrison (gestorben 2001) oder Fats Domino (gestorben 2017). Andy Lee Lang (59) ist seit fast 40 Jahren im internationalen Musikgeschäft tätig, ist aber auch im Musical (bis jetzt hatte er zehn Musical-Hauptrollen) oder auf der Operetten-Bühne zu finden.

Ur-Wiener

Am kommenden Sonntag feiert „Wiener Blut“ in der Sommerarena Baden Premiere – und mit dabei Andy Lee Lang als Karussell-Besitzer Kagler. „Er ist ein Ur-Wiener, wie er damals im Buche stand“, erzählt Lang lachend im KURIER-Interview. 

Musiker Andy Lee Lang: "Wir leben im Zeitalter des Jugendwahns"

Vom 4. August bis 1. September steht Andy Lee Lang mit Nicole Lubinger in der Operette „Wiener Blut“ auf der Bühne 

„Ich bin jetzt zum ersten Mal in der wirklich klassischen Operette, wo es keine Mikrofone gibt, mit dabei“, so der Musiker. Seine erste Operetten-Rolle hatte er 2023 in Starz, da mimte er den schönen Sigismund im „Weißen Rössl“. 

„Jetzt ist es wirklich das Fach, wo es heißt, aussingen und laut sprechen. Das ist schon neu und gewöhnungsbedürftig, aber ich werde schon über die Runden kommen“, meint er augenzwinkernd. „Es ist schon ein anderes Arbeiten, dir muss bewusst sein, dass du keinerlei technische Hilfsmittel hast.“

Musiker Andy Lee Lang: "Wir leben im Zeitalter des Jugendwahns"

Er habe immer versucht, das, was er macht, auch gut zu machen. Er würde aber nie etwas „nur wegen des Geldes oder nur, weil man mich irgendwo hineindrängt“ tun. 

„Als junger Mensch war ich Rock’n’Roller. Rock ’n’ Roll hat aber, finde ich, schon eine Altersbeschränkung. Ich hab’ dem Jerry Lewis als er 75 war ,Great Balls of Fire’ auch nicht mehr richtig abgekauft. Ich bin ja die letzten Jahre auch immer mehr in Richtung Entertainment gegangen. Dann ist das Wienerlied dazugekommen, dass ich als Wiener natürlich auch spüre, weil das einfach meine Stadt ist und es auch Teil einer Musik ist, mit der ich aufgewachsen bin.“

Größere Rollenvielfalt

Die Operette wäre auch deshalb so reizvoll, weil es da eine größere Rollenvielfalt von alt bis jung geben würde als zum Beispiel im Musical – oder auch in der Filmindustrie. „Wir leben im Zeitalter des Jugendwahns. Und wenn ich mir Musicals anschau’ oder auch amerikanische Filme, findet man kaum Menschen über 40. Oft sind sie gebotoxt oder glattgebügelt, weil sie ewig jung sein müssen, dementsprechend gibt es auch kaum Rollen.“

Und nachdem er auch zehn Jahre lang klassisches Klavier gelernt hat, ist ihm das Genre Operette sowieso nicht fremd. „Für mich ist das so ein bisserl wie der ,Circle of Life’, wie der Elton John so schön gesungen hat. Man kommt zurück zu den Wurzeln, wo man angefangen hat. Und der Kagler ist ja fast nur eine Schauspielrolle, also ganz wenig zu singen und ich liebe das halt. Ich bin die letzten Jahre hineingekracht in das Komödianten-Element und es macht einfach einen Riesenspaß.“

Und daher möchte er auch der Operette treu bleiben. „Ich springe dann ab Oktober in ,Die drei von der Tankstelle’ ins Wiener Metropol. Da werde ich den Rechtsanwalt Dr. Kalmus mimen.“

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