Dieses Liebespaar hat sich beim Senioren-Speed-Dating kennengelernt
Ein geschmücktes Bäumchen vor und noch viel mehr Weihnachtsdekoration im Wiener PensionistInnenklub Wurlitzergasse, denn dort wurde am Montag eine besinnliche Weihnachtsshow mit Moderator Alfons Haider aufgezeichnet (diese wird unter www.pensionistenklubs.at am 24.12. zwischen 15 Uhr und 16 Uhr gezeigt).
„Gerade in dieser fordernden Zeit ist es mir ein persönliches Anliegen, ein bisschen Heiterkeit und Wärme in die Wohnzimmer jener Menschen zu bringen, die jetzt besonders unter Einsamkeit leiden“, so Haider, der seit dem Casting für „Onkel Harry – Das Musical“ ein Riesen-Fan von reiferen Semestern ist.
„Ich habe da so viele tolle Leute kennengelernt. Da waren ja Hundertschaften von Menschen dabei, die tanzen, die steppen, die singen, die schauspielern, die das aber nie gelernt haben. Sie waren leidenschaftliche Theaterbesucher und sagen, sie wollen etwas machen, sie wollen mitspielen. Ich habe das nicht erwartet“, zeigt er sich noch immer ganz begeistert.
Apropos begeistert, das ist auch Erich von seiner Theresia, die beide ebenfalls in der Show zu sehen sein werden. Sie haben sich vor einem Jahr beim SeniorInnen-Speed-Dating in einem Pensionistenheim in Hietzing kennen- und dann auch lieben gelernt.
Von einer Bekannten wurde er eingeladen, dorthin zu gehen. Kam sich anfangs zwar ein bisschen verloren vor, konnte aber so das Interesse von Theresia wecken, die ihn an ihren Tisch bat, wenig später ins Konzert mitnahm und nach einem Ganslessen war eigentlich schon alles klar.
Gemeinsam ist das charmante Pärchen 158 Jahre alt, wie Erich schmunzelnd verrät. „Wenn man ein älterer Mensch ist, wird man oft diskriminiert. Man wird nach dem Alter beurteilt, das im Ausweis steht. Aber man nimmt nicht das biologische Alter her und wir sind gute 10, 15 Jahre zurückgegangen. Wenn man verliebt ist, da schaut die Welt ganz anders aus. Wir haben uns nie versteckt“, lächelt er.
Im ersten Corona-Lockdown haben die beiden die Chance ergriffen und sind sogar zusammengezogen. „Der Erich hatte in der Küche eine Baustelle, konnte eigentlich nicht wirklich etwas wärmen oder kochen. Da hab ich gesagt: ,So geht das nicht, du kommst zu mir, das ist am einfachsten.’ Und so ist es bis heute noch“, erzählt Theresia.
„Die Leute sollen sich trauen, etwas zuzulassen, etwas zu probieren, die Hemmschwelle zu überwinden und in einen Klub gehen. Wenn es einem nicht gefällt, dann geht man halt nicht so oft hin. Man kann an Aktivitäten teilnehmen, an Ausflügen, wie es halt vor Corona war und hoffentlich wieder so werden wird. Es ist wirklich eine nette Gemeinschaft“, so ihr Appell.
Eine wichtige Botschaft hat auch Alfons Haider oder viel mehr einen großen Wunsch: „Ich würde mir wünschen, dass die ewigen Corona-Leugner und Verschwörungstheoretiker sich das noch mal überlegen. Ich glaube voll und ganz, was uns die Wissenschaft sagt und dass wir eine Riesen-Verantwortung haben. Was ist dabei, wenn wir einmal ein Weihnachten nicht zu vierzehnt feiern, sondern nur zu viert? Was ist dabei, wenn wir einmal zu Silvester nicht besoffen auf der Straße feiern bis zum Umfallen und uns umarmen? Unsere Großeltern und Eltern haben zehn Jahre im Krieg einen Dreck zu feiern gehabt. Wir bringen das nicht einmal zusammen? Das ist mein Appell an die Vernunft der Menschen“, so Haider, der in seinem Bekanntenkreis auch schon jemanden an Corona verloren hat.
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