Deshalb findet Harald Krassnitzer Weihnachten "fürchterlich"

Schauspieler Harald Krassnitzer
Was den Schauspieler an den Rauhnächten fasziniert und was ihn an der Zeit rund um Weihnachten stört.

Noch scheint das Weihnachtsfest in weiter Ferne, doch die ersten Christkindlmärkte laden schon zum Flanieren und Punschen ein. Die kuschelige Zeit beginnt, aber auch eine geheimnisvolle, denn die 12 Rauhnächte (zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag) umgibt auch heute noch ein Hauch Magie.

Schon als Kind war Schauspieler Harald Krassnitzer von den Sagen und Märchen seiner Salzburger Heimat fasziniert. Die Geschichten haben seine Fantasie angeregt. Die teils auch gruseligen Erzählungen waren für ihn „eine Art Einstiegsdroge in die griechische Mythologie und Sagenwelt und dann später in die großen Erzählungen von Homer und Ovid.“

Im Buch „Rauhnächte – Wunderbares für eine besondere Zeit“ (Residenz Verlag; 20 Euro) sind zahlreiche solcher Geschichten zu finden, die alte Werte und Traditionen in Erinnerung rufen. Die zeigen, wie die Menschen damals ihre Ängste bewältigt haben, was ihre Träume und Hoffnungen waren.

Für Krassnitzer, der das Vorwort geschrieben hat, sind die Rauhnächte auch wichtige Aus- und Rückzugszeiten, Inbegriff für die Ruhe und die Stille. „In der Zeit gibt’s für mich auch kein Handy oder Computer, zum Leidwesen vieler Menschen um mich herum“, erzählt er dem KURIER. Er sucht da lieber das persönliche Gespräch. Der esoterische Aspekt, wie Räuchern oder bestimmte Verhaltensweisen, die man in besagten Nächten an den Tag legen soll, haben ihn aber nie wirklich interessiert. Für ihn ist es einfach eine Zeit, das alte Jahr zu verarbeiten und das neue vorzubereiten.

Deshalb findet Harald Krassnitzer Weihnachten "fürchterlich"

"Rauhnächte - Wunderbares für eine besondere Zeit" (Residenz Verlag)

Auch wäre es seiner Meinung nach wichtig, zu versuchen der „Erregungskultur“ zu entgehen. „In Österreich haben wir ja in den letzten Monaten sozusagen ein Dauerfeuer der Erregbarkeit gehabt. Das macht einen so mürbe, weil es dann überhaupt nicht mehr die Möglichkeit gibt, einen Schritt zurück zu gehen und zu sagen ,Hoppla, jetzt löse ich mich mal von meinem Erregungszustand. Und schaue einmal, wo sind denn die realen Dinge und wo liegt eigentlich eine Dringlichkeit oder eine Notwendigkeit. Und was bräuchte man eigentlich wirklich?’“ Sich Zeit nehmen, vielleicht auch etwas zurücknehmen, mehr nachdenken, sind da seine persönlichen Ansätze.

Weihnachten an sich ist für den Schauspieler aber eigentlich eher „fürchterlich“. „Weil ich den Widerspruch zwischen dem, das man sagt: ,Es ist die stillste Zeit im Jahr’, dem, dass wir eigentlich einen Geburtstag feiern und aber oft trotzdem eine Grabesstimmung entsteht und gleichzeitig aber sozusagen diesen permanenten Konsumrausch, der da stattfindet, einfach überhaupt nicht aushalte. Das macht mich so müde und so unbefriedigt, dass ich diese Form von Tradition striktest meide.“

Traditionen sind für ihn überhaupt keine festgeschriebenen Normen, sondern in permanenter Bewegung. Vielleicht kann er auch genau deshalb mit Jubiläen (wie heuer 20 Jahre Tatort) und Zahlen nicht viel anfangen. „Ich habe relativ früh und klar gelernt, dass es überhaupt keine Bewandtnis hat. Das ist so eine flüchtige Angelegenheit.“ Er lebt in der Gegenwart, nicht in der Zukunft, wie er erzählt.

Auch seine jahrelangen beruflichen Erfolge (am 24. 11 steht auf ORF2 um 20.15 Uhr wieder eine neue Tatortfolge an) in den unterschiedlichsten Rollen, sieht er ziemlich reflektiert. Nicht immer alles zu ernst und zu wichtig nehmen, ist da sein Motto.

„Ich habe eigentlich nie an Karriere gedacht. Ich habe immer nur daran gedacht, was ist spannend, was ist schön, was macht mir gerade Spaß. Wer interessiert mich gerade, wer begegnet mir, bei wem hab ich ein gutes Gefühl.“

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