Das schwere Schicksal von Jeannine Schiller: "Sie lebt in ihrer eigenen Welt"
Wo bleibt sie, wie geht es ihr, was macht sie? Die Gesellschaft vom Marchfelderhof bis zum Wörthersee rätselte und raunte seit gut zwei Jahren über die optisch so unverwechselbare Society-Löwin Jeannine Schiller (79), die schon vor einem Vierteljahrhundert auf allseits bewunderte, gefeierte und dank toller Spendensummen extrem erfolgreiche Charity-Lady umgesattelt hatte.
Was wurde nicht alles getuschelt! Sie wäre nach einem Sturz gehunfähig, zudem bei lebendigem Leib am Verhungern, da von ihrem Ehemann seit 1979, Ex-Modeunternehmer Friedrich Schiller (75), und den beiden Kindern aus erster Ehe – Michael (60) und Simone (53) – kaltherzig vernachlässigt und in der noblen Hietzinger Villa quasi von der Außenwelt „abgeschottet“.
Der KURIER ging nun der Sache auf den Grund und traf den Mann, der seit 44 Jahren an ihrer Seite steht.
Friedrich Schiller beginnt das Interview mit der Liebeserklärung: „Sie geheiratet zu haben, war und bleibt die beste Entscheidung meines Lebens.“ Und: „Ja, sie hat laut dem von uns konsultierten Kollegium an Neurologen schwere psychische Defizite.“
Das Schicksal nahm vor zwei Jahren seinen Lauf: „Erst kleine Vergesslichkeiten und ungewohnte Launen daheim und in Gesellschaft. Dann ein untypischer Autounfall – zum Glück nur mit Blechschaden – auf altvertrauter Straße und das permanente Verlegen von Schlüssel, Handy oder Börse.“
Pflegerin im Doppelbett
Friedrich Schiller, selbst wegen operierten Hypophysentumors (Geschwulst in der Hirnanhangdrüse) gesundheitlich angegriffen, berichtet vom Verlauf der Beeinträchtigung Jeannines: „Ihr Zustand hat sich verschlechtert. Sie verlässt unser Haus nur aus medizinischen Gründen, wird rund um die Uhr von Pflegerinnen, Ärzten und Therapeuten betreut. Wir haben einen Treppenlift installiert, eine Rampe gebaut und jegliches Hilfsgerät – vom Rollstuhl bis zum Rollator – besorgt. Anfänglich war es für mich schon ungewohnt, dass ich das gemeinsame Ehebett verlassen und der Pflegerin überlassen musste. Ich schlafe nun in meinem Studierzimmer unterm Dach.“
Jeannines Gemütszustand, so ihr Mann, „lässt sich am besten mit dem eines kleinen Mädchens vergleichen, das in seiner eigenen Welt lebt. Sie erkennt fast jeden und sie erinnert sich an manch längst Vergangenes – lediglich das Kurzzeitgedächtnis ist besorgniserregend. Sie ist dank richtiger Medikation meist froh und bedauert kaum den Verlust ihres schönen, abwechslungsreichen und privilegierten Lebens.“
Sie sieht sehr gerne fern, kann sich bei „Two and a Half Men“ oder Peter Alexander-Filmen „zerkugeln“ vor herzhaftem Lachen, „das jeden ansteckt“.
„Bin ja kein Schweinderl“
Schiller: „Sorgen bereitet uns ihr mangelnder Appetit. Nur der Hartnäckigkeit ihrer Pflegerin ist zu danken, dass sie überhaupt was zu sich nimmt. Ihr Gewicht? 36 Kilo auf 1,62 Meter. Sie lässt sich aber nur sehr ungern wiegen: „Ich bin ja kein Schweinderl!“
Die tapfere Frau, die so vielen Menschen geholfen hat, ist nun selbst auf Hilfe angewiesen. Für den Charity-Einsatz wurden ihr hohe Auszeichnungen von Republik und Stadt in Aussicht gestellt, ja sogar der Professorinnentitel stand im Raum.
„Sie aber bat, von all dem Abstand zu nehmen. Fröhliche Kinder und dankbare Eltern waren ihr höchster Lohn“, so ihr Mann, „fast täglich erkundigen sich auch fremde Leute nach ihrem Befinden. Sogar Balázs Ekker (ihr so ungeliebter Partner bei Dancing Stars, 2008) hat angerufen. Wir versuchen alles, dass sich ihr Zustand nicht verschlechtert und sie noch lange ein sorgen- und angstfreies Leben hat. Mehr wagen wir nicht zu hoffen.“
Yvonne Rueff springt ein
Die tröstliche Nachricht zum Schluss: Jeannines Herzensprojekte gehen auch ohne Galionsfigur weiter. Dank sorgsamen Umgangs mit Spenden ist, so Bianca Weissel („Hilfswerk Austria“), der Bestand der moldawischen Heime für 120 behinderte Kinder, Angehörige und Betreuer vorerst gesichert.
Auch „Mama/Papa hat Krebs“ wird von der österreichischen Krebshilfe fortgeführt. Anstelle Schillers wurde „Dancer against Cancer“-Organisatorin Yvonne Rueff mit der Unterstützung betroffener Familien betraut.
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