Sie waren dennoch viel in Europa unterwegs. Wie haben Sie die Krise wahrgenommen?
In Kroatien hat man von Einschränkungen überhaupt nichts gemerkt. Keine Masken, kein Mindestabstand – das hätte ich anders erwartet. In Spanien herrscht hingegen einfach immer und überall Maskenpflicht. Und die Leute sind sehr vorsichtig.
Wird Corona den Segelsport verändern?
Ganz bestimmt. Und zwar längerfristig. Athleten aus Segelnationen wie Australien oder Neuseeland dürfen weiterhin nicht ihr Land verlassen. Alleine das beeinflusst unseren Sport. Und es gibt Länder wie Österreich, die aktuell weniger im Meer an der Welle trainieren können. Das ist ein heftiger Einschnitt. Auch die Vergleiche mit anderen Teams und Booten fehlen.
Wie sieht Ihr Training und die Trainingsplanung derzeit aus?
Im Moment können wir nur dorthin fahren, wo wir auch unser Equipment selbst hinbekommen können. Alles andere wäre zu risikoreich. Daher sind wir oft mit Auto und Anhänger unterwegs. Derzeit können wir nur von Trainingslager zu Trainingslager planen. Wir versuchen, einen mittelfristigen Plan aufzustellen, aber meistens muss der eine Woche später schon wieder umgeworfen werden. Immerhin kenne ich mich schon ganz gut aus, wenn es darum geht, rasch Flüge umzubuchen.
Video: Die verschiedenen Bootsklassen im Vergleich
Was bedeutet ein Jahr mehr Vorbereitung auf Olympische Spiele finanziell?
Kurz gesagt: Es bedeutet höhere Kosten. Wir hoffen einfach mal, dass wir die Unterstützung vom Staat haben. Wir waren jetzt einige Monate kaum bis gar nicht unterwegs, daher konnten wir ein bisschen was zur Seite legen für die kommenden Monate.
Wie gut können Sie vom Sport leben?
Vom Sport leben kann ich überhaupt nicht. Ich bin froh, wenn ich am Ende des Tages nichts draufzahlen muss. Privatsponsoren und Förderungen gehen natürlich direkt und zu 100 Prozent in den Sportbetrieb. Die Anstellung beim Bundesheer ermöglicht mir ein Privatleben mit einer Mietwohnung und dergleichen.
Hat die Bronzemedaille von Rio gar keinen Effekt gehabt?
Langfristig nicht. Wir waren zwar am Anfang öfter in den Medien und bei vielen PR-Terminen. Aber überspitzt kann man sagen: Mit dem ersten Skirennen im Herbst war’s auch schon wieder vorbei mit der Aufmerksamkeit.
Hatten Sie mehr erwartet?
Die Hoffnung war da. Ich hätte geglaubt, dass man nach so einem großen Erfolg etwas leichter Sponsoren findet. Vielleicht war die Annahme auch ein wenig naiv. Ich wusste schon, welchen Stellenwert der Segelsport in Österreich hat.
Sie haben nach Rio Segelpartner und Bootsklasse gewechselt. War es ein Risiko, ein Erfolgsduo aufzugeben?
Der Gedanke kam mir nie. Es war immer klar, dass ich irgendwann wieder zurück ans Steuer will. Ich hab’ immer davon geträumt, als Steuerfrau zu den Spielen zu fahren. Ich weiß nicht, wie es ausgesehen hätte, wenn wir in Rio knapp an der Medaille vorbeigesegelt wären. Aber mit einer gemeinsamen Olympia-Medaille kann man schon leichter sagen: Ich probier’ noch einmal etwas Neues.
Sie galten immer schon als Ausnahmetalent, in der Schule sogar als Wunderkind, das Klassen überspringt. War das nie eine Belastung?
In der Schule war es nicht einfach. Denn die Lehrer haben dementsprechend viel verlangt. Und wenn man im Gymnasium mit 15 oder 16 immer die mit Abstand Jüngste ist, wird es manchmal auch unangenehm. Aber es war ja nie meine Idee, eine Klasse zu überspringen.
Sondern?
Es war die Idee der Lehrer. Mein Direktor wollte irgendwann auch, dass ich noch eine zweite Klasse überspringe. Das kam für mich nicht mehr infrage. Als Alternative hat er angeboten, ich soll doch nebenbei studieren gehen.
Mit 14 ging es auf die Uni, zunächst Biologie, später Ernährungswissenschaften ...
Leider ist man mir dort überhaupt nicht entgegengekommen, was Prüfungstermine angegangen ist. Daher hab’ ich es irgendwann sein lassen, obwohl mich die Studien sehr interessiert haben.
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