Wunder haben viele Namen

Rückkehrer des Sportjahres: Philipp Hosiner
Sportler des Jahres Marcel Hirscher ist auch Glückspilz des Sportjahres.

Acht Wochen nach seiner Wahl zu Österreichs Sportler des Jahres ist Marcel Hirscher auch zum Glückspilz des Jahres geworden. Wobei dieser inoffizielle zweite Titel bzw. die Umstände dafür den Bekanntheitsgrad des Salzburgers mehr erhöhen als so mancher seiner 35 Rennsiege. Das Video von der hinter Hirscher in Madonna di Campiglio zerschellenden Drohne, wurde zum YouTube-Hit. Selbst Medien aus Ländern ohne jeglichem Ski-Bezug berichten vom Torlauf-Skandal.

Oh Madonna, was hätt’ nicht alles passieren können, wenn die Drohne ein paar Augenblicke früher ...

Hirscher bekam erst am Tag danach so richtig feuchte Hände. Und er machte seinem Ärger auch gleich über den neuen (zu geraden) Parallel-Riesenslalom Luft, der einen Tag vor dem Madonna-Slalom laut Hirscher mit "fünf Kreuzbandrissen" enden hätte können. In Alta Badia waren ihm vor dem Weltcup-Premieren-Bewerb auch noch seine roten Atomic-Sieger-Skier gestohlen worden. Werksspionage wird vermutet. Ein Normalskifahrer bringt Hirschers Rennwaffen jedenfalls nicht unfallfrei ums Eck.

Schlagfertig

Ob Dieb oder Drohne – Hirschers Karriere wird von Abenteuern begleitet, wie sie offensichtlich nur typisch sind für Superstars à la Maier, Miller oder Tomba. Auch dass es ausgerechnet Hirscher, dem Torlaufspezialisten, vorbehalten blieb, den bisher einzigen ÖSV-Saisonsieg in einem Speedbewerb (Super-G in Beaver Creek) einzufahren, passt ins Bild einer alpinen Ausnahmefigur. Dieser Status ist Hirscher, obwohl seine schlagfertige Art anderes vermuten lässt, auch nach vier Gesamtweltcup-Siegen noch nicht selbstverständlich. Und so wird ihn am Heiligen Abend daheim im Salzburger Lammertal ein bissel Demut überkommen haben. Zumal Hirscher das Schicksal von Teamkollegen nicht kaltlässt. Die hatten im Gegensatz zu ihm heuer kein First-Class-Ticket in der "Schutzengel-Air".

Gröden-Opfer Matthias Mayer wird nach Wirbel-Operationen bis zum Jahresende in einem Innsbrucker Spitalsbett liegen müssen. Auch die Sportlerin des Jahres, Anna Fenninger, gilt noch für viele Wochen als rekonvaleszent.

Ehrgeizig

Wer den Ehrgeiz der beiden Olympiasieger kennt, traut ihnen zu, in zwölf Monaten für das Comeback des Jahres gefeiert zu werden. Eine Auszeichnung, die 2015 dem Fußballer Philipp Hosiner zusteht.

Tumor an der Niere, so groß wie ein prall gefülltes Geldbörsel. Nach Bekanntwerden der Diagnose im Jänner konnte sich niemand vorstellen, Austrias ehemaligen Schützenkönig je wieder am Ball zu sehen. Inzwischen hat es Hosiner auf etliche Spiele und zu einem Torerfolg gebracht. Nicht irgendwo, sondern in der Deutschen Bundesliga beim 1. FC Köln. Wo es sich selbst ein Trainer mit besonderen menschlichen Qualitäten wie Peter Stöger nicht leisten kann, einen Landsmann auch nur ein Mal aus Mitleid aufzustellen.

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