WM-Gold für Flachwasser-Kanutinnen

WM-Gold für Flachwasser-Kanutinnen
Yvonne Schuring und Viktoria Schwarz setzen sich in Ungarn vor Topfavorit Deutschland durch.

Die Arme gingen gen Himmel, die Stimmen überschlugen sich, die Augen wurden feucht.
Silber.

Natürlich wäre auch die Silbermedaille bei der Weltmeisterschaft in Szeged für Österreichs Top-Kanutinnen Yvonne Schuring und Viktoria Schwarz ein Meilenstein auf dem Weg zu den Olympischen Spielen 2012 in London gewesen.

Doch bei der Anlagestelle kam alles anders. "Weltmeister", sagte Bundestrainer Nandor Almasi, als die beiden Athletinnen von Schnecke Linz aus dem Kanu kraxelten, "ihr seid Weltmeister." Wie in Trance dürften Schuring und Schwarz die Paddeln in das ungarische Wasser getaucht haben, die Gegnerinnen auf der 500-Meter-Strecke ließen sie links und rechts liegen, die gesamte Aufmerksamkeit galt dem Wasser. "Ich kann mich nur noch an die 250-Meter-Marke erinnern, danach waren wir schon im Ziel", erzählt Schwarz.

Frauentausch

Für die 26-Jährige war es die dritte WM-Medaille über die olympische 500-Meter-Strecke, die zweite mit Yvonne Schuring vor ihrer Nase. Die gebürtige Deutsche sitzt erst seit drei Jahren mit Schwarz im Boot.

Zuvor paddelte Schwarz mit Petra Schlitzer um die Wette. Nach Differenzen mit dem Betreuerteam zog der Verband kurz vor den Olympischen Spielen 2008 in Peking die Reißleine und ermöglichte so das Erfolgsgespann Schuring/Schwarz.

Die Partnerschaft klappte auf Anhieb, das Duo qualifizierte sich prompt für Olympia 2008, überzeugte im Weltcup und landete mit WM-Bronze im Vorjahr den ersten großen Erfolg.
"Wir haben den beiden alle Türen geöffnet", sagt Günther Briedl, der sportliche Leiter im österreichischen Kanu-Verband. Das Betreuerteam wurde im vorolympischen Jahr noch einmal erweitert, bei der WM war neben dem Cheftrainer und einem Physiotherapeuten auch ein Arzt vor Ort. "Das ganze Team hat für uns perfekt gearbeitet", sagt Schwarz, "Monat für
Monat fügt sich ein weiterer Mosaikstein in das Bild."

Auch kleinere Rückschläge konnten das Duo nicht verunsichern: Vor der EM im Juni fiel das Training wegen einer Krankheit flach, es reichte nur zu Platz vier; auch einem Weltcupsieg über 500 m paddelte das Duo 2011 vergeblich hinterher. Schwarz: "Wir waren erfahren genug, um das richtig einzuordnen, es ging heuer nur um die WM."

Durststrecke

Die durchaus riskante Strategie des Verbandes, für Olympia alles auf das Parade-Duo und die 500 Meter auszurichten, ging auf - die WM-Goldmedaille ist die erste für Österreich im Flachwasser seit 1970.

Im selben Jahr gab es mit Bronze auch die letzte olympische Flachwasser-Medaille zu bejubeln. Zur Einstimmung geht es für Schwarz und Schuring Ende August zum olympischen Testwettkampf in die englische Hauptstadt. Schwarz: "Spätestens ab dann haben wir nur noch London im Kopf."

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