Shiffrin fixiert in Levi das Slalomdouble, Watsche für den ÖSV
Thomas Trinker war nicht gerade angetan von den Leistungen der österreichischen Slalomfahrerinnen im ersten Bewerb der Saison. Kaum einmal wurde am Samstag die direkte Linie gewählt, das richtige Rennfahren vermisste der ÖSV-Cheftrainer, ein elfter Platz ist für die Mannschaft rund um Torlauf-Weltmeisterin Katharina Liensberger nicht das Maß der Dinge.
Wiedergutmachung war also angesagt im zweiten Slalom im Norden Finnlands, und am Sonntag schien sogar die Sonne durch den dünnen Hochnebel über Levi. Neben der Überraschung von oben gab es auch eine von unten: Die Piste war glatter als tags zuvor und auch ein wenig ruppiger.
Die Weltmeisterin aus Vorarlberg mit Startnummer vier wurde nach einer abermals fehlerhaften Fahrt abseits des Limits gleich einmal an der vierten Stelle notiert, und auch nach Nummer fünf blieb Katharina Liensberger Vierte – die schwedische Samstag-Zweite Anna Swenn-Larsson schied aus. „Ich hatte Schwünge dabei, wo ich gemerkt habe, da geht was weiter“, sagte Liensberger, „aber auch welche, wo ich gemerkt habe, da geht nicht viel. Wichtig ist, dass ich das Vertrauen habe, auf den Schwüngen aufzubauen, die gut waren.“
Immerhin kam sie mit 81 Hundertstelsekunden Rückstand - am Samstag war es noch mehr als doppelt so viel - auf Zwischenrang acht und nicht mehr auf Platz 16; und auch am Ende gab es den achten Rang. Bedenklich ist aber der Rückstand auf die Siegerin: 1,85 Sekunden. „Es war definitiv kein leichter Start in die Saison", resümierte die Göfnerin, „teilweise hat's funktioniert, aber gerade im Flachen muss ich mehr pushen und mehr Gas geben."
Nur zwei von acht im Finale
Die ÖSV-Teamleistung war zum Fürchten: Einzig Katharina Truppe schaffte es als 20. des ersten Laufs noch ins Finale (+1,42), startete dort zwar gut, verlor aber erneut den Faden und rutschte am Ende sogar noch auf Platz 21 zurück (+3,27). „Bin ich froh, dass ich jetzt den Hügel ein Jahr lang nimmer sehen muss“, sagte die Kärntnerin. „So macht das Skifahren einfach keinen Spaß.“
Die übrigen Österreicherinnen waren da bereits in die Zuschauerrolle geschlüpft: Katharina Huber (+1,89), Magdalena Egger (+2,43), Franziska Gritsch (+2,68) und Nina Astner (+4,36) verpassten das Finale wegen des zu großen Zeitrückstandes, Chiara Mair verlor am drittletzten Tor den Außenski, stürzte und schied aus; Marie-Therese Sporer kam überhaupt nur zwölf Tore weit.
Die Beste bleibt auf Kurs
Mikaela Shiffrin baute derweil an der nächsten Bestmarke und machte dort weiter, wo sie am Samstag aufgehört hatte: an der Spitze. Und das trotz Timingproblemen zu Beginn, „und übernervös war ich auch wieder, keine Ahnung, warum.“ Die 27-jährige Amerikanerin nutzte ihre Halbzeitführung zum 76. Weltcupsieg, ihrem 49. im Slalom. „Ich habe mir immer gesagt: Pushe noch mehr, pushe noch mehr", sagte die erfolgreichste Skifahrerin der Gegenwart, die im Weltcup nun schon 75 Punkte Vorsprung auf die zweitplatzierte Wendy Holdener hat.
28 Hundertstelsekunden betrug Shiffrins zweitlicher Vorsprung auf die Schweizerin, die ihren 30. Podestplatz in einem Weltcup-Slalom erntete - und das ohne Sieg, was geschlechterübergreifend längst schon Rekord ist. „Als ich Shiffrin zugeschaut habe ... sie war so auf Schiene und ist so gut gefahren, sie hat verdient gewonnen." Auf Platz drei landete Petra Vlhova (SVK/+0,68) vor der Deutschen Lena Dürr, die wie schon am Samstag Vierte wurde (+0,97).
Pechvogel des Wochenendes war eine 28-jährige Schottin: Charlie Guest lag am Sonntag bei der letzten Zwischenzeit des ersten Durchgangs sensationell eine Hundertstelsekunde vor Mikaela Shiffrin, schied dann aber aus. Bereits am Samstag war sie statt in den Top Ten unter "did not finish" notiert.
Weiter geht es am kommenden Wochenende mit Riesenslalom und Slalom in Killington im US-Bundesstaat Vermont.
Ausgeschieden im 1. Durchgang u.a.: Chiara Mair (AUT), Marie-Therese Sporer (AUT), Anna Swenn-Larsson (SWE), Charlie Guest (GBR)
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Maria Therese Tviberg (NOR), Paula Moltzan (USA)
Weltcup (2/39):
1. Mikaela Shiffrin (USA) 200 2. Wendy Holdener (SUI) 125 3. Petra Vlhova (SVK) 120 4. Lena Dürr (GER) 100 5. Sara Hector (SWE) 81 6. Anna Swenn-Larsson (SWE) 80 7. Leona Popovic (CRO) 66 8. Ana Bucik (SLO) 60 9. Thea Louise Stjernesund (NOR) 58 10. Katharina Liensberger (AUT) 56 11. Hanna Aronsson Elfman (SWE) 53 12. Mina Fürst Holtmann (NOR) 46 13. Zrinka Ljutic (CRO) 36 14. Martina Dubovska (CZE) 33 15. Ali Nullmeyer (CAN) 32 18. Katharina Truppe (AUT) 26 21. Marie-Therese Sporer (AUT) 15 25. Katharina Huber (AUT) 12 27. Chiara Mair (AUT) 11 33. Franziska Gritsch (AUT) 6
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