Winheims Tagebuch: Zwischen Kreuzband-Weltcup und Olympia-Roulette

Alpine Skiing World Cup in Val Gardena
Knapp 50 Tage vor’m ersten chinesischen Olympia-Rennen fehlen nach wie vor chinesische Namen auf allen Weltcup-Startlisten.

Im Februar aber will Gastgeber China sein Starterkontingent (= in jedem Bewerb je zwei Damen und Herren) voll ausnutzen. Das kündigt Chinas steirischer Coach Willi Zechner an.

Seit Mitte August bereitete der ehemalige Abfahrer ein achtköpfiges chinesisches Alpinteam auf dessen olympische Heimspiele in Österreich vor. Zuerst in Sölden, zuletzt auf der steirischen Reiteralm. Dort wurden die internationalen chinesischen Meisterschaften ausgetragen, die – wenig überraschend – keine Chinesen, sondern österreichische Nachwuchsfahrer dominierten.

Zechner lässt seine Staatsamateure lieber bei Regional-Derbys Erfahrung sammeln. Eine Teilnahme in Kitzbühel käme Harakiri mit Anlauf gleich. Spöttisches Lächeln ist unangebracht. Standen doch die meisten der wenigen Rennläufer aus dem Riesenreich erst als 16-, 17-Jährige erstmals auf Skiern. In einem Alter, in dem viele Stars schon einen Kreuzbandriss hinter sich hatten. Bei der aktuell schnellsten Dame, Sofia Goggia, waren es gar drei.

Noch zur Weltcup-Gründungszeit kam ein Kreuzbandriss dem Karriereende gleich. Heute können Sportler dank des chirurgischen Fortschritts nach einem halben Jahr wieder in den Wettkampfmodus einsteigen. Oder sogar noch stärker zurückgekommen, wie das der Mann mit den stärksten Oberschenkeln (über 65 Zentimeter Umfang) beweist:

Der kreuzbandoperierte Norweger Aleksander Aamodt Kilde hält in seiner Comeback-Saison schon bei drei Siegen. „Der is g’fahren wie a Henker“, rief Armin Assinger ins Mikrofon, als Kilde 24 Stunden nach seinem Super-G-Erfolg in der Grödener Abfahrt ausschied.

Dem heute 57 Jahre alten Assinger waren bei einem Sturz (1990 am Lauberhorn) sogar die Kreuzbänder beider Kniegelenke gerissen. Der Unfall sollte die berufliche Zukunft des Gendarms entscheidend beeinflussen. Nutzte der doch seine Zwangspause, um sich beim ORF als Ski-Analyst ins Gespräch zu bringen. Worauf man ihn, den damals noch sieglosen, doch auffallend selbstbewussten Pistenpechvogel in Gröden an der Seite von Robert Seeger mitkommentieren ließ. Und sich 1995 nach dem Karriereende von Assinger an dessen Rede-Ambitionen erinnerte.

Seit 26 Jahren ist der Kärntner nun schon bezahlter Gast in den alpinen Reporter-Kammerln. Seit 19 Jahren verhilft der Sieger von vier Weltcuprennen dem ORF mit dem Millionenquiz gelegentlich sogar zur Millionenquote.

Assinger wurde ein so omnipräsenter TV-Mann, dass er sich in seiner ursprünglichen Kernkompetenz als Ski-Experte auf ein paar Zuckerln (Gröden, Kitz) beschränkt. Olympia 2022 zählt nicht dazu. Aus China wird man ab 5 Uhr früh MEZ die vertraute steirische Stimme von Hans Knauß hören.

Um Medaillen abgefahren werden soll im windigen Yanqing am 6. Februar. Sofern es Wetter und Virus zulassen.

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