Wie Österreichs Leistung bei der Eishockey-WM einzustufen ist

Miachel Raffl hat noch Potenzial
Am Donnerstag geht es gegen Schweden. Die wirklichen Gegner sind aber Norwegen und Italien.

Österreich trifft bei der Eishockey-WM am Donnerstag auf Schweden. Ein Gegner fernab der Reichweite. Nach knapp der Hälfte der Vorrunde ist es Zeit für eine Bilanz.

Was bedeuten die drei Niederlagen von Österreich in den drei ersten Partien?
Wenig. Österreichs Ziel muss der Klassenerhalt sein. Im Kampf um diesen ist weder Russland, noch Lettland oder die Schweiz Gegner.

Am Donnerstag ist Schweden der nächste Gegner. Hat Österreich eine Chance?
Nein. Schweden ist im Eishockey so weit weg von Österreich wie der SC Untersiebenbrunn vom FC Liverpool. In diesem Spiel muss das Team den Spagat schaffen – zwischen „fit bleiben“ und „die Niederlage nicht peinlich hoch werden lassen“. Teamchef Bader hat angekündigt, dass alle Spieler im Powerplay und in Unterzahl zum Einsatz kommen werden, damit am Freitag gegen Norwegen genügend Energie vorhanden ist.

In welchen Spielen hat Österreich noch Chancen?
Keine gegen Schweden. Gegen Norwegen (Freitag) wäre ein Erfolg keine Sensation, sondern eine Überraschung. Gegen Tschechien (Sonntag) müssten alle über sich hinauswachsen, um mitspielen zu können. Und gegen Italien ist Österreich erstmals Favorit. Auch wenn das Teamchef Bader nicht gerne hört und lieber von einer Ausgangslage von 50:50 Prozent spricht. Aber die Italiener machten in den bisherigen Spielen gegen die selben Gegner einen schlechteren Eindruck als die Österreicher. Gegen Russland setzte es ein 0:10. zum Vergleich: Österreich hielt lange gut mit und verlor 0:5.

Es gibt bei der WM viele hohe Resultate. Ist die Kluft zwischen den Top-Nationen und den Nachzüglern größer geworden?
Ja. Selbst Mittelständler wie Norwegen bekommen von Schweden eine 1:9-Packung. Die Schweden könnten mehr als drei Mannschaften nur aus NHL-Profis zur WM schicken. Wenn eine Nation wie Österreich 20 Jahre Entwicklung in einer so komplexen Sportart verschläft, ist alleine die A-WM-Teilnahme schon eine Überraschung.

Welche Österreicher haben bisher überrascht oder enttäuscht?
Von den Leistungsträgern wie den Raffl-Brüdern, von Schneider, Hofer, Zwerger usw. darf mehr erwartet werden. Am spielfreien Mittwoch gab es daher ein paar Einzelgespräche des Teamchefs. Zufrieden darf man mit den beiden Einsätzen von Tormann Kickert sein. Stark spielte bei seinem WM-Debüt der 19-jährige Baumgartner, überaschend gut Verteidiger-Riese Wolf, Stürmer Rauchenwald und auch Routinier Schlacher.

Gibt es zu wenige Spieler in Österreich, die Erstliga-Niveau haben?
Dieses Märchen mancher Funktionäre wurde bei dieser WM als Lügengeschichte enttarnt. Die Leistung des 23-jährigen Salzburgers Raphael Wolf ist der beste Beweis dafür. Bei seinem Ex-Trainer in Dornbirn dufte er bei wenig Eiszeit nur den Puck via Bande aus der Defensive schießen. Wenn ein solcher Spieler A-WM-Niveau hat, dann gibt es noch viele mehr, die gut genug für die Liga wären. Doch dafür bräuchte es Trainer, die Spieler entwickeln wollen und auch von ihren Klubs den Auftrag dazu haben. Davon gibt es aber tatsächlich zu wenige in Österreich.

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