Vierschanzentournee: Flieger, Flows und Flauten

Der Name ist Programm: Domen Prevc dominiert den Weltcup-Winter.
Domen Prevc ist der Top-Favorit bei der Vierschanzentournee. Wer kann ihn ab morgen stoppen?

Am morgigen Freitag beginnt mit dem Springen in Oberstdorf die 65. Vierschanzentournee. Wer wird der neue König der Lüfte? Und welcher Österreicher hat das Zeug für den 17. Gesamtsieg in Rot-Weiß-Rot? Ein Ausblick.

Domen Prevc: Wer, bitteschön, soll den jungen Slowenen stoppen? Oder was? Vielleicht sein jugendlicher Übermut und die fehlende Erfahrung. Domen Prevc springt in diesem Winter in einer eigenen Liga, ob der vierfache Saisonsieger aber mit 17 Jahren schon die Konstanz, Nervenstärke und Abgeklärtheit besitzt, um die Tournee zu gewinnen, das wird sich erst in den kommenden Tagen zeigen. Die Tournee ist für den Bruder des Titelverteidigers Peter Prevc die erste große Reifeprüfung. "Ich will eigentlich nur springen und die Tournee genießen", sagt Prevc.

Daniel-André Tande: Dem Norweger ist bei der Tournee der große Karrieresprung zuzutrauen. Nie war er in dieser Saison schlechter als 14., immer hatte er bei seinen Auftritten noch Luft nach oben. Fraglich ist freilich, wie er den Sturz bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg wegstecken kann. Und wie er mit dem Druck umgeht. Auf dem 22-Jährigen ruhen die Hoffnungen der gesamten Skisprung-Nation Norwegen.

Kamil Stoch: Der neue Cheftrainer Stefan Horngacher hat dem Polen wieder auf die Sprünge geholfen. Stoch präsentiert sich fast schon wieder so stark wie in seinen besten Jahren, als er einen Erfolg nach dem anderen landete. Die Tournee ist die letzte große Trophäe, die dem Olympiasieger (2014), Weltmeister (2013) und Gesamtweltcupsieger (2014) in seiner Sammlung noch fehlt.

Stefan Kraft: Der Salzburger ist in diesem Winter ein Muster an Konstanz und die Verlässlichkeit in Person. Als einziger Springer war der 23-Jährige in allen Bewerben in den Top Ten, dieses hohe Grundniveau könnte ihm zu einem Höhenflug bei der Tournee verhelfen. Ein weiteres Plus des Pinzgauers: Kraft weiß schon, wie man die Tournee gewinnt (2015).

Peter Prevc: Verglichen mit seinem Rekordwinter fabrizierte der slowenische Überflieger eine echte Bruchlandung. Der Tournee-Titelverteidiger hadert sichtlich mit seiner Form und der Dominanz seines jüngeren Bruders Domen. Beim Saisonauftakt in Kuusamo war er gestürzt, bei der Generalprobe in Engelberg hatte es Prevc zuletzt nicht einmal in den Finaldurchgang geschafft. Den 24-Jährigen sollte man aber dennoch nicht frühzeitig abschreiben. Wie meinte doch der deutsche Bundestrainer Werner Schuster: Ein Sprung könne bei einem Springer seiner Klasse genügen, um die Sicherheit und die Leichtigkeit wiederzugewinnen.

Michael Hayböck: Der einzige österreichische Saisonsieger (Engelberg) war schon in den vergangenen beiden Jahren in der Tournee-Gesamtwertung auf dem Stockerl und wäre langsam überfällig für seinen ersten großen Coup. In dieser Hinsicht ist dem 25-Jährigen sein Zimmerkollege Stefan Kraft noch voraus.

Severin Freund:Was für Peter Prevc gilt, das gilt auch für den Deutschen. Freund hat nach seiner Hüft-Operation im Sommer noch Trainingsrückstand, ist aber jederzeit in der Lage, ein Springen zu gewinnen, wie er nicht zuletzt mit seinem Sieg in Kuusamo bewies.Manuel Fettner Der 31-Jährige erlebt gerade die erfolgreichste Phase seiner langen Karriere und hat in diesem Winter einen Stammplatz in den Top Ten. In Sachen Erfahrung kann dem Tiroler, der 2001 sein Tournee-Debüt gab, kaum jemand etwas vormachen. Fettners Dilemma: Die Vierschanzentournee ist eben eine Vierschanzentournee. Auf dem ungeliebten Bakken in Garmisch war der Routinier noch nie in den Top 20.

Simon Ammann & Noriaki Kasai: Der Respekt gebietet es, die beiden Schanzen-Oldies ebenfalls zu erwähnen. Auch wenn ein Erfolg der Routiniers, die zusammen fast 80 Jahre alt sind, in etwa so wahrscheinlich ist wie ein Neujahrsspringen in Bischofshofen. Der Japaner Kasai (44), der schon 1989 in Oberstdorf dabei war, müht sich in diesem Winter ab. Und der Schweizer Ammann (35) müsste in jedem Durchgang zehn Meter weiter springen als die Konkurrenz, um die schlechten Haltungsnoten kaschieren zu können. Bevor Ammann noch einmal einen lupenreinen Telemark zustande bringt, findet das Neujahrsspringen in Bischofshofen statt.

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