Der Absturz zweier Ex-Tournee-Sieger und ein ÖSV-Star als Bergsteiger

Der Absturz zweier Ex-Tournee-Sieger und ein ÖSV-Star als Bergsteiger
Nach dem Kraft-Triumph und Kobayashis Gesamtsieg: Wer waren die Überflieger und Pechvögel der Vierschanzentournee? Die Tops und Flops.

Die 72.Vierschanzentournee ist Geschichte. Mit stoischer Gelassenheit und acht konstanten Sprüngen ist Ryoyu Kobayashi der Hattrick gelungen. ÖSV-Star Stefan Kraft jubelte indes über den finalen Sieg in Bischofshofen. 

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Aber wer waren die Überflieger, wer die Pechvögel? Der KURIER spielt wie jedes Jahr Wertungsrichter und vergibt die Haltungsnoten für die Tournee.

  • 0,5 Punkte: Dawid Kubacki

Der Überflieger der Tournee 2019/’20 legte einen veritablen Bauchfleck hin. Vier Jahre nach seinem Gesamtsieg kam der Pole in Garmisch nicht in den zweiten Durchgang, am Bergisel verpasste Kubacki sogar die Qualifikation und war am Ende als Vorspringer im Einsatz. Die schwachen Auftritte des 33-Jährigen stehen stellvertretend für die polnische Mannschaft, die stark abgebaut hat.

  • 3,5 Punkte: Halvor Egner Granerud

Wie Kubacki war auch der Titelverteidiger bei dieser Tournee nur ein Flugbegleiter. In  Oberstdorf und in Garmisch schaffte der Norweger nicht den Sprung in den Finaldurchgang und landete daher im Gesamtklassement abgeschlagen an 27.Stelle.

Premierensieg für Kraft in Bischofshofen

  • 7,0 Punkte: Lift in Garmisch 

Stefan Kraft wurde in der Qualifikation für das Neujahrsspringen zum Bergsteiger. Weil der Lift im Schanzenturm am Silvestertag bei den letzten vier Skispringern streikte, musste der Salzburger die 332 Stufen zu Fuß meistern.

  • 10,0 Punkte: Two-Nights-Tour

Sportlich war die neue Frauen-Tour hochklassig, aber das Rundherum  war keine Empfehlung  für die Zukunft. Während die Herren in vollen Stadien gefeiert wurden, sprangen die Frauen bei der Premiere der Two-Nights-Tour in Garmisch und Oberstdorf fast unter Ausschluss der Öffentlichkeit. In dieser Form macht die Veranstaltung überhaupt keinen Sinn. Wenn die Frauen in Zukunft Teil der Vierschanzentournee sein sollen, dann müssen sie ihre Wettkämpfe mit jenen der Herren verbinden und dürfen nicht zeitgleich an anderen Orten auftreten.

  • 12,0 Punkte: Karl Geiger 

Der zweifache Saisonsieger aus Deutschland war als Mitfavorit nach Oberstdorf gereist, doch die Leistungen konnten mit  den hohen Erwartungen keineswegs Schritt halten. Karl Geiger kam im Gesamtklassement über Rang 14 nicht hinaus und enttäuschte wie das gesamte deutsche Team mit Ausnahme von Andreas Wellinger.

  • 18,0 Punkte: Stephan Embacher

Rang 13 im ersten Weltcupspringen – selten einmal hat ein Springer einen so fulminanten Einstand gefeiert wie der 17-jährige Tiroler. Embachers starker Auftritt am Bergisel ist ein Versprechen für die Zukunft, trotzdem wäre es ratsam, den jungen Mann jetzt nicht gleich schon in die  Kategorien eines Jungstars und Wunderkindes zu heben.

Der Absturz zweier Ex-Tournee-Sieger und ein ÖSV-Star als Bergsteiger

Der 17-jährige Stephan Embacher feierte einen perfekten Einstand in den Weltcup.

  • 18,5 Punkte: Clemens Aigner

Der Pater-Noster-Springer aus dem Wipptal, der Zeit seiner Karriere ständig zwischen Kontinentalcup und Weltcup pendelt, war einer der Lichtblicke dieser Tournee. Der sechste Platz in Bischofshofen war das beste Ergebnis seiner Karriere, nach dem achten Gesamtrang hätte sich Aigner verdient, nicht wieder in den  Kontinentalcup abgeschoben  zu werden.

  • 19,5 Punkte: Jan Hörl

Der 25-jährige Pongauer springt gerade die beste Saison seiner Laufbahn und belohnte sich für seine Konstanz mit dem emotionalen Heimsieg am Bergisel.  Auch für das Feiern und Jubeln – Jan Hörl rutschte bäuchlings den Bergisel-Auslauf hinunter – verdiente  er sich hohe Haltungsnoten.

  • 19,5 Punkte: Stefan Kraft

Auf der ungeliebten Schanze in Garmisch war er sportlich nicht ganz auf der Höhe, am Bergisel hatte er Windpech. In der Vergangenheit hätten diese Rückschläge Stefan Kraft noch ordentlich aus der Flugbahn geworfen. Heuer ließ sich der Dominator des Winters nicht beirren und feierte in Bischofshofen endlich seinen ersten Heimsieg bei einem Tourneespringen.

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  • 20,0 Punkte: Ryoyu Kobayashi

2 +2 + 2 +2 = Erster – das war die Erfolgsrechnung des Japaners bei dieser Tournee. Mit vier zweiten Plätzen sicherte sich der 27-Jährige souverän seinen dritten Gesamtsieg und untermauerte seinen Ruf als Tourneespezialist. Die einzige leichte Blöße gab sich Kobayashi beim Finale in Bischofshofen, als er seine Skier vergaß.

  • 20,0 Punkte: Die Atmosphäre

Ausverkaufte Stadien in Oberstdorf und Garmisch-Partenkirchen, Menschenmassen am Bergisel und in Bischofshofen, die dann auch noch zwei  Heimsiege bejubeln durfte – die Begeisterung rund ums Skispringen macht Lust auf die 73.Tournee.

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