Vettori: "Die Erfolge waren nicht normal"

APA3656746 - 24022011 - OSLO - NORWEGEN: Der Sportliche Leiter für Skispringen und Nordische Kombination im ÖSV, Ernst Vettori und Sprungcheftrainer Alexander Pointneranl. einer PK im Hotel der Österreicher am Mittwoch, 23. Februar 2011. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Sportdirektor Ernst Vettori zieht Zwischenbilanz.

Ernst Vettori hatte bisher ein leichtes Amt als Nordischer Sportdirektor des ÖSV. Bei der WM 2011 in Oslo hatten seine Springer sämtliche Goldmedaillen abgeräumt, im Vorjahr war das Siegespodest bei der Tournee für drei Österreicher reserviert.

KURIER: Jetzt findet man in der Tournee-Gesamtwertung gerade einmal zwei Österreicher unter den ersten 20. Was ist los?

Ernst Vettori: Bitte machen wir nicht alles an zwei Wettkämpfen fest. Wir hatten jetzt zwei Springen, die sonderbar und außer der Norm waren. Für uns ist es nicht gut gelaufen, aber die Situation im Vorjahr war auch nicht normal.

Nicht normal?

Drei Leute auf dem Podest – das war eine Ausnahmesituation. Was mich stört, dass das als völlig selbstverständlich hingenommen wird. Ich habe im Vorjahr keinen gehört, der gesagt hätte: "Hey, drei Leute unter den ersten drei. Das ist etwas Außergewöhnliches." Mir war immer klar, dass das nicht ewig so weitergehen kann. Weil dann wären ja alle anderen nicht ganz bei der Sache.

Die Super-Adler haben mit ihren Erfolgen die Erwartungshaltung selbst so hoch geschraubt.

Man lernt die Sachen erst wieder zu schätzen, wenn es einmal nicht mehr so läuft. Wenn du immer nur gewinnst, dann werden Siege auf einmal normal. Aber das ist nicht die Realität.

Eine andere Realität sieht so aus: Seit Jahren schafft es kein Talent mehr in das ÖSV-Team. Machen Sie sich keine Sorgen um die nächste Generation der österreichischen Super-Adler?

Leute wie Schlierenzauer, Morgenstern oder auch Kofler zählen doch nicht zum alten Eisen, die werden uns noch lange Freude bereiten. Tatsache ist: Bei uns ist es schwierig in das Team reinzukommen. Bei uns herrscht das Leistungsprinzip. Die Jungen müssen sich erst im Kontinentalcup richtig bewähren, bevor sie in den Weltcup kommen.

Bleiben da nicht zwangsläufig einige Talente auf der Strecke?

Wenn du richtig gut bist, dann hält dich sowieso keiner auf. Das sieht man ja: Ein Morgenstern, ein Schlierenzauer, die haben mit 16 ihren Weg gemacht, weil sie außergewöhnlich sind.

Gibt’s denn im ÖSV-Nachwuchs schon neue Jungstars à la Schlierenzauer und Morgenstern?

Wir reden da schon von außergewöhnlichen Sportlern. Das sind besondere Geschichten. Es kommt ja auch nicht jedes Jahr ein neuer Lionel Messi daher.

Die Finnen haben das Skispringen einst ähnlich dominiert, wie jetzt die Österreicher. Bei der Tournee ist nun nur noch ein Finne dabei. Könnte dem ÖSV auch so ein Absturz passieren?

Nein, dafür sind wir in den Verbänden und in den Vereinen zu gut aufgestellt. Das ist mit finnischen Verhältnissen nicht zu vergleichen. Unsere jungen Springer werden immer ein bestimmtes Niveau erreichen, das reicht, um vorne mitzuspringen. Dass wir nicht immer alles gewinnen können, ist aber auch klar.

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