Vanessa Bittner: Österreichs junge Eiseilige
Wenn Michael Hadschieff die Laufbahn von Vanessa Bittner betrachtet, dann fühlt er sich manchmal ein wenig an seine Karriere erinnert. Damals in den späten 80er Jahren, als Österreich, angeführt von Zugpferd Hadschieff eine große Nummer war im Eisschnelllaufsport und die rot-weiß-roten Eiseiligen verlässliche Medaillenlieferanten bei Olympischen Spielen waren. "Ich glaube, wir sind jetzt auf dem besten Weg wieder so eine Ära zu starten. Wir haben mit Vanessa eine richtige Frontfigur."
Vanessa Bittner ist so etwas wie der Shootingstar der neuen Weltcupsaison, die an diesem Wochenende im japanischen Obihiro offiziell gestartet wurde. Die 19-jährige Innsbruckerin nahm auf Anhieb die Überholspur und erregte mit beeindruckenden Zeiten einiges Aufsehen. In der B-Gruppe, in der Bittner wegen ihrer fehlenden Weltcuperfahrung und -ergebnisse noch starten musste, lief das Ausnahmetalent zum Auftakt in einer eigenen Liga und gewann sowohl über 500 Meter als auch über 1000 Meter mit Rekordvorsprung.
Mehr noch: mit ihrer Zeit über 500 Meter (38, 50 Sekunden) wäre Bittner unter allen 34 Teilnehmern an der dritten Stelle gelandet – vor den übrigen Europäerinnen – über die 1000 Meter (1:16,77 Minuten) hätte es immerhin für den vierten Platz gereicht. Auf die niederländische Siegerin Marrit Leenstra fehlte der Tirolerin lediglich eine halbe Sekunde. "Dabei könnte sie noch bei den Junioren starten", erklärt Michael Hadschieff, den seit einigen Monaten beim österreichischen Eisschnelllaufverband als Sportdirektor fungiert.
Dornröschenschlaf
Hadschieff hatte insgeheim bereits mit einer Leistungsexplosion seiner Athletin gerechnet. Vanessa Bittner gilt schon seit Jahren als die große Zukunftshoffnung für den österreichischen Eisschnelllaufsport. 2013 hatte die Innsbrucker Schülerin mit dem Junioren-WM-Titel aufgezeigt, mit 17 hielt sie schon die österreichischen Rekorde über ihre Paradestrecken 500 und 1000 Meter.
Für Hadschieff ist es nur eine Frage der Zeit, bis Vanessa Bittner auf seinen Spuren wandelt und ihre ersten Medaillen in der Eliteklasse sammelt. "Sie ist auf dem besten Weg, bei den Olympischen Spielen 2018 eine Medaillenkandidatin zu sein", sagt der ehemalige Weltrekordhalter und zweifache Olympiamedaillengewinner Hadschieff.
Was für den 51-Jährigen aber noch weit mehr zählt. In Bittner gibt es nun eine Sportlerin, die das Zeug hat, den heimischen Eisschnelllauf aus dem Dornröschenschlaf zu wecken. "Wir hatten ja jahrelang kein Image. Die Vanessa bringt jetzt alles mit: sie ist jung, sieht gut aus und ist erfolgreich, so stellt man sich eine perfekte Athletin und Werbeträgerin vor", erklärt Hadschieff, der auf weitere Talente hofft.
Dass Eisschnellläufer hierzulande durchaus das Zeug zum Liebling der Massen haben, zeigt der Blick in die Siegerlisten der Wahl zu Österreichs Sportlern des Jahres. 1986 (Hadschieff) und 1994 (Emese Hunyady) waren Eisschnellläufer die Nummer eins.
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