Vanek: „Die Spieler müssen stolz sein“

Thomas Vanek freut sich nach der enttäuschenden NHL-Saison auf die WM.

Zum sechsten Mal in den letzten sieben Saisonen wurde Thomas Vanek bester Torschütze der Buffalo Sabres in der National Hockey League. Der Stürmerstar aus Österreich kam in 38 Partien auf 20 Tore und 21 Assists, in der Torschützenliste nahm er Rang zehn ein. Am Freitag verwandelte er im letzten Saisonspiel im Österreicher-Duell mit Michael Grabner und den New York Islanders den entscheidenden Penalty zum 2:1-Erfolg. Da Buffalo den Einzug ins Play-off nicht geschafft hat, verstärkt der 29-jährige Steirer Österreichs Nationalteam bei der am Samstag beginnenden Weltmeisterschaft in Finnland und Schweden. Im KURIER spricht der NHL-Star über die abgelaufene Saison und seine WM-Hoffnungen.

KURIER: Wie groß ist die Freude, dass Sie nach vier Jahren wieder zum Team kommen?
Thomas Vanek:
Sehr groß. Ich habe vor ein paar Wochen wegen einer Bauchmuskelverletzung ein paar Spiele verpasst. Seit den letzten zehn Tagen fühle ich mich sehr wohl. Deshalb freue ich mich schon sehr auf die WM.

Motiviert Österreichs Olympia-Teilnahme 2014 zusätzlich?
Nein, ich wäre auch gekommen, wenn wir nicht in Sotschi dabei wären. Aber die Olympia-Qualifikation ist für den gesamten Sport in Österreich gut.

Nach Ihrer letzten WM 2009 haben einige Spieler ihre Unzufriedenheit mit der Betreuung durch den Verband geäußert. Haben Sie das Gespräch mit Verantwortlichen gesucht?
Nein, danach habe ich mit niemandem geredet. In den letzten Wochen habe ich oft mit Teamchef Manny Viveiros telefoniert. Er hat mir versichert, dass es sein größtes Ziel ist, die Stimmung zu verbessern. Er wollte, dass die Spieler wieder mit Stolz und Energie zum Team kommen.

Wo lag das Problem?
Wir haben nicht jene Stimmung gehabt, die eine kleine Nation braucht, um erfolgreich zu sein. Wir müssen ein System haben, das für uns gut ist. Auch abseits des Eises. Der Manny hat das geschafft. Mit seiner Erfahrung und seinem Hintergrund weiß er, dass wir nicht mit vier Linien mit den besten Teams mithalten können. Aber wir werden zwei Linien haben, die nach vorne etwas erreichen können. Die Spieler aus der dritten und vierten Linie müssen hart arbeiten, stolz auf ihre Rolle sein und dürfen nicht angefressen sein, dass sie nicht in Überzahl spielen.

Wie verfolgen Sie das österreichische Eishockey?
Über das Internet. Ich sehe mir Artikel an, Videos, ab und zu auch ganze Spiele. Ich habe gesehen, dass das Nationalteam ganz gut spielt. Es wird wichtig, als Team aufzutreten und nicht als Summe von Einzelspielern. Aber der Schlüssel wird unser Tormann (Anm.: Bernhard Starkbaum) sein. Bei meiner ersten WM 2004 in Prag haben wir eine gute Mannschaft gehabt. Aber Reinhard Divis hat uns in jedem Spiel, auch gegen Kanada (Anm.: 2:2), die Chance gegeben, dran zu bleiben.

Ist bei der WM in Helsinki mehr als der Klassenerhalt möglich?
Es wäre dumm, wenn wir mehr erwarten würden. Ziel ist es nicht abzusteigen. Wir werden in allen sieben Partien unser Bestes geben. Wenn dann mehr herausschaut, wäre das ein Zuckerl. Wir dürfen auf keinen Fall die Erwartung haben, ins Viertelfinale zu kommen.

Zu Buffalo: Nach der Übernahme des neuen Besitzers Terry Pegula vor zwei Jahren wurde viel Geld investiert und man dachte an einen Aufschwung der Sabres. Jetzt hat das Team wieder das Play-off verpasst.
Terry macht viel Gutes für die Sabres. Aber Geld kann keinen Titel kaufen. Du brauchst trotzdem die richtigen Leute. Wir haben eine gute Mannschaft gehabt, aber wahrscheinlich fehlen uns zwei, drei weitere gute Spieler für eine Top-Mannschaft.

Stand zu Transferschluss Anfang April zur Diskussion, dass Sie Buffalo verlassen könnten?
Ich habe mit Buffalo nie darüber geredet. Mein Vertrag geht bis 2014 und ich denke, dass ich nach dem Sommer zurückkomme.

Es wurde in US-Medien kolportiert, dass Sie nur bleiben wollen, wenn Buffalo eine starke Mannschaft aufbauen will.
Das will doch jeder. Ich fühle mich noch jung, bin aber schon ein paar Jahre in der NHL und habe mehr als 500 Spiele absolviert. Die Karriere geht schneller vorüber als man denkt. Natürlich will ich in einer Mannschaft spielen, die eine echte Chance auf den Titel hat.

Ist es sicher, dass Sie bis zum Ende Ihres 50-Millionen-Dollar-Vertrages in Buffalo bleiben?
Sicher auf keinen Fall. Wenn sie mir sagen, dass sie mich tauschen wollen, dann muss ich abwarten, welche Optionen es gibt. Bis dahin gibt es keinen Grund für Spekulationen.

Buffalo hat das letzte Saisonspiel gegen die Islanders mit Michael Grabner 2:1 gewonnen, Sie haben den entscheidenden Penalty verwandelt. Sind Sie ein wenig neidisch, dass die Islanders erstmals seit 2007 wieder im Play-off stehen?
Nein, ich freue mich für den Grabse. Sie haben eine sehr gute und junge Mannschaft, die schnell spielt. Ich bin nicht überrascht, dass sie es ins Play-off geschafft haben. Aber ja, neidisch bin ich auf alle 16 Mannschaften, die jetzt im Play-off um den Stanley Cup spielen können.

Gruppe S (Stockholm):

Tschechien, Schweden, Kanada, Norwegen, Schweiz, Dänemark, Weißrussland, Slowenien

Gruppe H (Helsinki):

Russland, Finnland, Slowakei, USA, Deutschland, Lettland, Frankreich, Österreich.

Österreich-Spiele:

4. Mai, 11.15 (MESZ): USA
5. Mai, 11.15: Frankreich
7. Mai, 15.15: Lettland
8. Mai, 15.15: Deutschland
10. Mai, 15.15: Slowakei
11. Mai, 15.15: Finnland
13. Mai, 19.15: Russland

alle Spiele live im ORF.

Modus

Die beiden Gruppenletzten steigen ab und werden bei der WM 2014 in Weißrussland durch die Aufsteiger Italien und Kasachstan ersetzt. Die ersten Vier der beiden Gruppen stehen im Viertelfinale (1. Gruppe S – 4. Gruppe H). Titelverteidiger ist Russland, Vizeweltmeister die Slowakei.

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