Van Deer in Sölden: Marcel Hirschers neue Mission
Marcel Hirscher muss sich an diesem Wochenende zwangsläufig an die Zeiten erinnern, als er noch selbst in Sölden am Start stand. Egal, wo man dieser Tage auch hinkommt, alles redet beim Weltcup-Auftakt über ihn. Selbst wenn er persönlich gar nicht da ist.
Zu seiner aktiven Zeit wollte vor dem ersten Saisonrennen jeder wissen: Wie fährt er Ski? Heute lautet die Frage: Wie läuft sein Ski?
Königstransfer
Der Weltcup erlebt an diesem Sonntag die Premiere von Van Deer, im Riesentorlauf auf dem Rettenbachferner werden drei Athleten mit Brettl’n aus dem Hause Hirscher unterwegs sein: Der Brite Charlie Raposo und die beiden Norweger Timon Haugan und Henrik Kristoffersen. Der frühere Erzrivale von Marcel Hirscher war der Königstransfer von Van Deer.
Nicht zuletzt aufgrund der Verpflichtung des 28-fachen Weltcupsiegers sind viele überzeugt, dass Hirschers Prophezeiungen schon in Sölden wahr werden könnten. Bei der Präsentation von Van Deer vor gut einem Jahr hatte der achtfache Gesamtweltcupsieger angekündigt: „Dieser Ski wird Weltcuprennen gewinnen.“
Rampenlicht
Für diese Aussage hatte er damals in der Skiszene Kopfschütteln geerntet. Doch mittlerweile belächelt niemand mehr das junge Ski-Projekt, das seit dem Einstieg von Dietrich Mateschitz offiziell Van Deer Red Bull Sports heißt. „Uns ist bewusst, dass wir hier in Sölden im Fokus stehen“, sagt Dominic Tritscher. Er hat die Idee einer eigenen Skimarke zusammen mit Hirscher entwickelt und ist der offizielle Manager. „Die Firma wurde aus einer rein sportlichen Vision ins Leben gerufen. Der Name Marcel Hirscher hilft uns dabei sehr.“
Dream-Team
Der Skistar gab in den vergangenen Monaten den Testpiloten, der mit der gleichen Leidenschaft und Akribie wie früher am Material herumtüftelt und damit offenbar einen Siegläufer wie Henrik Kristoffersen zum Wechsel überzeugen konnte. „Jetzt verstehe ich ein bisschen besser, wie Marcel diese acht Gesamtweltcup-Kugeln in Serie gewonnen hat“, erklärte der Norweger in Sölden.
Es habe sich ihm eine völlig neue Welt mit ungeahnten Möglichkeiten eröffnet, versichert Kristoffersen. „Das ist ein anderer Planet. Ich kann mich jetzt voll aufs Skifahren konzentrieren.“
Tatsächlich hat Hirscher die klügsten Köpfe und besten Hände des Skisports um sich geschart. Vom ÖSV kam Langzeit-Sportdirektor Anton Giger, auch die erfahrenen Serviceleute Edi Unterberger und Raphael Hudler verließen den Skiverband Richtung Van Deer. Dazu kommt noch der Erfahrungsschatz von Papa Ferdinand Hirscher. All diese prominenten Namen stehen für Erfolg.
„Wir machen uns selbst keinen Druck, sondern wollen den historischen ersten Weltcup auch genießen“, sagt Manager Dominic Tritscher. „Der erste Sieg darf aber gerne passieren.“
Talentsichtung
Vorerst sind im Weltcup die drei Van-Deer-Läufer sowie die Österreicher Max Franz und Christoph Krenn im Einsatz, die auf Augment-Skiern unterwegs sind. Hirscher hat die Skimarke aus Stuhlfelden im Pinzgau übernommen, die vor allem im Skisprungsport sehr erfolgreich ist.
In naher Zukunft werden dann auch Österreicher Brettl’n aus dem Hause Van Deer fahren. In Sölden wurden Gespräche über eine Aufnahme in den Austria Skipool geführt, „Der Vertrag liegt fertig vor“, sagt Tritscher.
Van Deer verfolgt laut Tritscher eine klare Strategie: „Wir wollen den nächsten österreichischen Sieger finden und junge Läufer aufbauen.“
Fast noch wichtiger ist ihm aber eine andere Mission. „Ich denke, dass wir viel frischen Wind in den Skisport bringen und ihn jünger und cooler machen.“
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