Tournee-Auftakt: Hayböck zum Auftakt Zweiter
Auf einmal gab es in der Allgäu-Arena kein Halten mehr. Die Welle schwappte plötzlich durch das ausverkaufte Sprungstadion (22.500 Besucher), dazu wurden schon lautstark Freudengesänge angestimmt.
Man muss die Skisprung-Feste eben feiern, wie sie fallen. Seit 13 Jahren hatte kein Deutscher mehr beim Tournee-Start in Oberstdorf gewonnen, der letzte Gesamtsieg (Sven Hannawald 2001 /2002) ist sogar schon noch länger her. Kein Wunder also, dass der deutsche Auftakt nach Übermaß überschwänglich bejubelt wurde.
Premierenerfolg
Severin Freund, der Weltcupgesamtsieger und Weltmeister der Vorsaison – wer auch sonst – beendete die lange deutsche Durststrecke in Oberstdorf und nährte die Hoffnungen auf einen Coup bei der prestigeträchtigen Vierschanzentournee. „Sensationell, besser kann man in eine Tournee nicht starten“, jubelte der 27-Jährige nach seinem Premierenerfolg bei einem Tourneespringen.
Severin Freund war zwar alles andere als ein Zufallssieger, aber der Zufall spielte in Oberstdorf im Finaldurchgang dann doch Regie. Gerade als die Besten ihrer Zunft über die Schattenbergschanze gingen, spielte der Wind verrückt und wirbelte das Klassement durcheinander.
Gleich mehrmals musste das Startgate geändert werden, mal kam der Wind von vorne und beflügelte die Athleten, mal blies er von hinten und machte ihnen das Leben und das Springen schwer. „Man darf man nicht alles für voll nehmen. Wenn man drei Mal verlängert und drei Mal verkürzt, dann passt das nicht mehr so zusammen“, gestand auch Sieger Severin Freund, der im Finale das Windglück des Tüchtigen hatte und von den wechselnden Bedingungen genauso profitierte wie Michael Hayböck.
Im Aufwind
Der Oberösterreicher sorgte mit einem Sprung auf 139 Meter für den weitesten Sprung des Tages und landete damit wie im Vorjahr auf dem zweiten Rang. „ Ich war sicher auf der glücklicheren Seite. Das war aber auch ein genialer Sprung. Ich hätte mir keinen besseren Start vorstellen können“, strahlte der 24-Jährige, der damit der große österreichische Hoffnungsträger auf eine Fortsetzung der rot-weiß-roten Erfolgsserie ist. Seit 2009 haben die ÖSV-Adler immer den Tourneesieger gestellt. „So springt sich’s jetzt leichter.Ich habe gesehen, dass die Form stimmt“, so Hayböck.
Während Hayböck im Auslauf jubelte, zog Titelverteidiger Stefan Kraft ein langes Gesicht. Unmittelbar vor dem Salzburger hatte der Wind gedreht, mit einer Brise von hinten hatte er keine Chance mehr, um den Tagessieg zu springen und wurde Siebenter. „ Ein gutes Gefühl ist das jedenfalls nicht. Ich habe probiert, das Beste zu machen, aber mehr war nicht drin“, so der 22-Jährige.
Ausleseverfahren
Ein alter Leitspruch lautet: Man kann die Tournee in Oberstdorf nicht gewinnen, man kann sie dort aber verlieren. Durch die Windlotterie im Finaldurchgang ist gestern jedenfalls schon eine kleine Vorentscheidung gefallen. Stefan Kraft liegt als Siebenter bereits 20 Punkte zurück. Trotzdem sagt Severin Freund. „Da ist noch alles offen.“
Manuel Fettner landete an der 20. Stelle. Der zweifache Tournee-Sieger Gregor Schlierenzauer verpasste als 31. den zweiten Durchgang. Auch Manuel Poppinger musste als 35. im Finale zuschauen. Der zweite Bewerb findet am Neujahrstag (14 Uhr) in Garmisch-Partenkirchen statt.
Kommentare