Tag 1: Die Natur lässt sich nicht planen

Tag 1: Die Natur lässt sich nicht planen
Am ersten Tag der Fulda Challenge kam zuerst alles anders. Doch dann amüsierte man sich beim Schneemobil-Rennen, verausgabte sich beim Proviantschlitten-Ziehen und genoss Landschaft, Karibu-Wurst und Lagerfeuer-Romantik.

Schon die Anreise war eine Challenge, eine Geduldsprobe für Sitzfleisch und Nerven. Knapp 30 Stunden dauerte es, bis Teilnehmer, Crewmitglieder und Journalisten in Whitehorse angekommen waren. Einzelne waren sogar noch länger unterwegs. Für Erholung blieb in der ersten Nacht deshalb wenig Zeit: Schon um 07:00 Uhr wuselte es in der Hotel-Lobby. Die Organisatoren teilten Autos ein, es wurde  Thermo-Kleidung getauscht und die 14 Athleten trugen hastig das Equipment zum Wagen. Zum Schluss waren ihre Kia Sportage bis zum Dach mit Skischuhen, Reisetaschen, Schaufeln, Schlafsäcken, Langlaufskiern und anderen wichtigen Kleinigkeiten beladen. Jeder war bereit. Jeder wollte die ersten Meter durch den Yukon fahren und die Spiele offiziell eröffnen. Aber: Spiele brauchen Regeln und die wollen kommuniziert werden. Besonders wenn das Wetter die Planung schwierig macht.

Der Wettergott ist ungnädig

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Die klirrende Kälte, die normalerweise die Seen im "südlichen" Yukon ellendick gefrieren lässt, ließ dieses Jahr auf sich warten. Ungewöhnlich mild – um die minus fünf Grad - waren die Temperaturen in der Gegend rund um Whitehorse und Skagway in den letzten Tagen. Auf dem Gelato des Summit Lake wollten die Veranstalter deshalb kein Schneemobil-Rennen veranstalten. Zu gefährlich. Aber selbst wenn man die Athleten mit 300 Kilogramm schweren Schneemobilen auf dünnes Eis geschickt hätte, wäre die Fahrt nach Alaska unmöglich gewesen. Der Whitepass wurde in der Nacht von einer Lawine verschüttet. Fulda verlegte das Skidoo-Rennen deshalb in die Carcross Desert und das Proviantschlitten-Ziehen in den Ort Carcross.

Im Konvoi starteten 20 schwarze SUV am frühen Mittag von Whitehorse richtig Norden. Während die ersten Kilometer auf dem vereisten Klondike Highway abgespult wurden, spielte das Radio Country. Die McPeek Brothers sangen die Zeile "The sun comes up" und manifestierten sich als Wettergott: Die Wolken verzogen sich. Man genoss den Ausblick auf verschneite Berge, schneebeladene Fichten und vereiste Straßenschilder, die illustrierten, dass man nun den Versorgungsbereich von Rettung, Polizei und Feuerwehr verlässt. Der erste Gruß der Wildnis.

Die kleinste Wüste der Welt

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Eine knappe halbe Stunde Highway-Gleiten später erreichten wir die Car Cross Desert, die kleinste Wüste der Welt. Die 500 Meter lange Strecke für das Schneemobil-Rennen war bereits vorbereitet. Hans Joachim "Strietzel" Stuck, der Wettkampfleiter der Fulda Challenge, gab höflich letzte Anweisungen und streng endgültige Belehrungen. Zwei Minuten später fiel der Startschuss. Das österreichische Team - Angelika Hohenwarter und Martin Zach – eröffneten die Wettkampfphase. Sie fuhren drei konstante Runden und landeten in der Teamwertung auf Platz 2. Gewonnen haben die Kanadier Chantal MacKenzie und Ryan Smith. Eigentlich kein Wunder, gilt das Schneemobil doch als Motorrad des Nordens.

Es wird kalt, die Athleten schwitzen

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Nicht dass rasantes Schneemobilfahren nicht anstrengen würde, aber richtig ins Schwitzen kamen die Teilnehmer beim "Sled Pulling" in Carcross. Die Sportler mussten einen Schlitten mit 100 Kilogramm Grundgewicht und zusätzlich mit 75 Prozent des Körpergewichts rund 50 Meter weit ziehen, kehrt machen und den Weg zurückgehen. Klingt simpel, war es aber nicht: Der Holzschlitten hatte keine Metallkufen und als Brustgurt musste ein Seil herhalten, das sich bei minus 18 Grad zum Eiszapfen aus Hanf verfror. Mit jedem Teilnehmer wurde die Strecke weicher. Eine verdammt ungemütliche Schinderei. Das Schlittenziehen lag den Österreichern nicht ganz so gut: Platz 4 für Angelika H. und Martin Z. Vor ihnen auf Platz 3 das Schweizer Team (Angelo Brack und Jelena Maksimovic). Ex aequo auf Platz 1: Der Paraolympics-Rekordgewinner Gerd Schönfelder und Kickbox-Weltmeisterin Christine Theiss sowie Team Kanada.

Tag 1: Die Natur lässt sich nicht planen

Frische Luft macht bekanntlich hungrig. Sogar sehr, wie das Ärzte-Team behauptet. Die empfehlen den Athleten "fette Kost". Das heißt: 5000 Kalorien dürfen es bei diesen Temperaturen schon sein. Das sind rund 8 – 10 Wiener Schnitzel. Den Tag ließ man deshalb am Lagerfeuer mit Karibu-Wurst, Steaks, Rote-Beete-Fenchel-Salat und bei einem Glas Yukon Gold ausklingen.

Fulda Challenge - Zwischenstand:

Platz 1: Team Kanada (26 Punkte)

Platz 2: Team Theiss + Schönfelder, Team Schweiz, Team Österreich (jeweils 18 Punkte)

Platz 6: Team Deutschland (16 Punkte)

Platz 7: Van der Mars + von Wilmsdorff

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