Stil am Eis, oder: 25 Jahre Weltcup in Sölden
Es war Ende der 1980er-Jahre, als man bei der FIS den Entschluss fasste, den Alpinen Skiweltcup auf Eis zu legen. Auf Gletschereis. Es ging dabei einerseits darum, neue Weltcuporte zu erschließen, andererseits wollte der Weltverband durch die Gletscherrennen den Beginn der Wintersaison nach vorne verlegen. Ursprünglich war sogar ein Triple geplant, aus dem Trio Tignes, Sas-Fee und Sölden sollte schließlich nur die Ötztaler Gemeinde übrig bleiben.
Seit der Premiere im Jahr 1993 hat sich Sölden über die Jahre zu einem regelrechten Klassiker entwickelt. An diesem Wochenende feiern die Gletscherrennen ihren 25. Geburtstag. Zeit für einen Blick zurück auf die Helden, Highlights und Hoppalas von Sölden.
Die ersten Sieger
Die Söldener Erfolgsstory begann mit einem Heimsieg. Die Vorarlbergerin Anita Wachter trug sich vor 25 Jahren als Erste in die Ötztaler Siegerlisten ein. Bei den Herren gewann der Franzose Franck Piccard. Gerade einmal 20 Journalisten berichteten damals live vor Ort, zum Vergleich: In diesem Jahr sind knapp 500 Reporter im Ötztal. Auf der Piste, auf der seinerzeit am Rettenbachferner die Premiere stattfand, könnte heute übrigens gar nicht mehr gefahren werden. Dort ist das ewige Eis schon längst dem Geröll gewichen, der Klimawandel und die Gletscherschmelze sind auch schuld daran, dass der Steilhang von Jahr zu Jahr steiler wird.
Die Bombendrohung
Es gibt rund um das Gletscherrennen viele Anekdoten und Episoden, die nie das Ötztal verlassen haben. Über manche Vorkommnisse wurde auch ganz bewusst der Mantel des Schweigens gehüllt. So wissen nur die wenigsten, dass es 1996 eine anonyme Bombendrohung gab, die sich zum Glück als dummer Lausbubenstreich herausstellte.
Der Dreifachsieg
Im Jahr 2002 herrschte akuter Platzmangel auf dem Siegespodest. Denn gleich drei Läuferinnen mussten sich das oberste Treppchen teilen. Andrine Flemmen (NOR), Tina Maze (SLO) und die Tirolerin Nicole Hosp kamen alle mit der gleichen Zeit ins Ziel uns sorgten für den bislang einzigen Dreifachsieg in der Geschichte des Skiweltcups.
Die Absage
2006 mussten die Gletscherrennen schon im Vorfeld abgeblasen werden. Wegen des warmen Wetters konnte keine renntaugliche Piste präpariert werden. 2017 wurde das Herren-Rennen wegen heftiger Windböen abgesagt.
Der Altstar
Didier Cuche ließ bei seinem Sieg im Jahr 2009 die Konkurrenz alt aussehen. Mit der Triumphfahrt stellte der Schweizer seinerzeit eine Bestmarke auf, die noch heute Bestand hat. 35 Jahre und 3 Monate war Didier Cuche damals – kein anderer Sieger eines Weltcup-Riesentorlaufs war bislang älter.
Die Dreifachsieger
Dass das Rennen auf dem Rettenbachferner nicht von ungefähr zu den schwierigsten Riesentorlaufhängen zählt, zeigt sich nicht zuletzt an den Gewinnern. Auf 2750 Metern gibt es keine Zufallssieger, mit Tina Maze (Siege 2002, 2005, 2012) und Hermann Maier (1998, 2000, 2002) sind zwei Skilegenden die erfolgreichsten Läufer auf dem Gletscher.
Der Männerzwist
Mit Jakob Falkner und Peter Schröcksnadel haben sich die beiden Richtigen gefunden. Der eine ist der Mister Ötztal schlechthin und als Chef der Seilbahnen einer der mächtigsten Männer Tirols und der Vater der Gletscherrennen. Der andere wird nicht von ungefähr gerne Alpen-Napoleon und der Bernie Ecclestone des Skisports genannt. 2011 prallten die beiden Tiroler Alphatiere und Sturschädel publikumswirksam im Zielraum des Rettenbachferners aufeinander.
Hintergrund: Die Ötztaler hatten sich erdreistet, das US-Skiteam finanziell zu unterstützen und den Weltcupauftakt in Sölden mit Plakaten zu bewerben, auf denen US-Läufer zu sehen waren. „Das Ötztal darf nicht Colorado werden“, polterte der ÖSV-Chef und drohte sogar, Sölden den Weltcup zu entziehen. Nach einem spektakulären Streit vor laufenden Kameras hatten sich die beiden dann aber doch wieder lieb – und natürlich startet der Weltcup weiterhin im Ötztal.
Die One-Man-Show
Man hat Marcel Hirscher selten einmal so ratlos gesehen wie an diesem Sonntag im Oktober 2012. 3,12 Sekunden nahm ihm damals der Sieger Ted Ligety (USA), dass Hirscher mit diesem Rückstand trotzdem noch Dritter wurde, unterstreicht die Performance des Eiseiligen aus den USA auf dem Gletscher. In den 25 Jahren hatte in Sölden kein Läufer einen größeren Vorsprung als Ligety, der den ersten Konkurrenten um stolze 2,75 Sekunden distanzierte.
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