Chamonix-Slalom: Österreich enttäuscht, ein Grieche auf dem Podest

Podest-Premiere für Griechenland: AJ Ginnis
Der Schweizer Zenhäusern siegt im letzten Bewerb vor der WM vor dem sensationellen Griechen AJ Ginnis. Den Österreichern bleibt das Rätseln.

Eigentlich hätte man erst ab Montag damit gerechnet. Bei der diesjährigen Ski-WM in Frankreich gehören in machen Momenten auch wieder den Exoten die Schlagzeilen, zumindest in den Qualifikationsrennen. Doch ein Grieche hat sich bereits am Samstag im Slalom von Chamonix, dem letzten Weltcuprennen vor der Weltmeisterschaft, ins Rampenlicht gewedelt.

AJ Ginnis belegte sensationell Rang zwei, der in Athen geborene Technikspezialist, der erst 2020 vom US-Verband gewechselt war, sorgte damit für den ersten Podestplatz eines Griechen. Mit einem sensationellen zweiten Lauf sprang der 28-Jährige nach Platz 23 im ersten Durchgang noch auf Rang zwei (+1,02). Nur Ramon Zenhäusern zog noch am Griechen vorbei und siegte überlegen. Dritter wurde mit Daniel Yule ebenfalls ein Schweizer.

Chamonix-Slalom: Österreich enttäuscht, ein Grieche auf dem Podest

Im Kreis der Großen: AJ Ginnis (1,78 Meter) mit den Wallisern Ramon Zenhäusern (2,02) und Daniel Yule (1,87)

Rot-weiß-roter Einschlag

„Sensationell, unglaublich, ein Traum", sagte AJ Ginnis, der eigentlich Alexander heißt und vor 28 Jahren in Athen das Licht der Welt erblickt hat. Einen elften Rang in Flachau hat der 28-Jährige im Jänner 2021 vorzuweisen gehabt, nun strahlte der Student, der als Sohn eines Skischulbetreibers am Parnass aufgewachsen ist. Einige Zeit verbrachte Ginnis in Kaprun, wo er ab seinem zwölften Lebensjahr auch den Grundstein für seine Skikarriere legte, mit 15 wechselte er in die USA.

 1. Ramon Zenhäusern (SUI)        1:42,94       50,43 52,51
 2. AJ Ginnis (GRE)               1:43,96 +1,02 51,81 52,15
 3. Daniel Yule (SUI)             1:44,00 +1,06 50,45 53,55
 4. Atle Lie McGrath (NOR)        1:44,32 +1,38 50,89 53,43
 5. Sebastian Foss-Solevåg (NOR) 1:44,34 +1,40 50,86 53,48
 6. Linus Straßer (GER)           1:44,41 +1,47 51,16 53,25
 7. Jett Seymour (USA)            1:44,59 +1,65 51,38 53,21
 8. Alex Vinatzer (ITA)           1:44,71 +1,77 51,39 53,32
 9. Alexander Steen Olsen (NOR)   1:44,77 +1,83 51,82 52,95
  . Samuel Kolega (CRO)           1:44,77 +1,83 51,67 53,10
11. Tommaso Sala (ITA)            1:44,94 +2,00 51,58 53,36
12. Luke Winters (USA)            1:44,98 +2,04 51,54 53,44
13. Fabio Gstrein (AUT)           1:45,10 +2,16 51,91 53,19
14. Manuel Feller (AUT)           1:45,28 +2,34 51,93 53,35
  . Filip Zubcic (CRO)            1:45,28 +2,34 51,41 53,87
16. Luca Aerni (SUI)              1:45,30 +2,36 51,43 53,87
17. Marc Rochat (SUI)             1:45,32 +2,38 51,51 53,81
18. Sam Maes (BEL)                1:45,55 +2,61 51,78 53,77
19. Simon Maurberger (ITA)        1:45,58 +2,64 51,88 53,70
20. Timon Haugan (NOR)            1:45,61 +2,67 51,67 53,94
21. Adrian Pertl (AUT)            1:45,75 +2,81 51,69 54,06
22. David Ketterer (GER)          1:45,95 +3,01 51,82 54,13
23. Laurie Taylor (GBR)           1:46,02 +3,08 51,95 54,07

Ausgeschieden im 1. Durchgang: Kristoffer Jakobsen (SWE)

Ausgeschieden im 2. Durchgang: Johannes Strolz (AUT), Henrik Kristoffersen (NOR), David Ryding (GBR), Loïc Meillard (SUI), Albert Popow (BUL), Alexander Schmid (GER), Clément Noël (FRA)

Weltcup, gesamt (28/39):

  1. Marco Odermatt (SUI)         1.386
  2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR)1.073
  3. Henrik Kristoffersen (NOR)     779
  4. Vincent Kriechmayr (AUT)       767
  5. Loic Meillard (SUI)            692
  6. Lucas Braathen (NOR)           671
  7. Alexis Pinturault (FRA)        535
  8. Marco Schwarz (AUT)            494
  9. Manuel Feller (AUT)            474
 10. Daniel Yule (SUI)              394
 13. Daniel Hemetsberger (AUT)      335
 21. Matthias Mayer (AUT)           268

Slalom Männer (8/10):

 1. Lucas Braathen (NOR)        430
 2. Daniel Yule (SUI)           394
 3. Henrik Kristoffersen (NOR)  389
 4. Ramon Zenhäusern (SUI)      327
 5. Manuel Feller (AUT)         309
 6. Loic Meillard (SUI)         307
 7. Linus Straßer (GER)         280
 8. Clement Noel (FRA)          232
 9. Atle Lie McGrath (NOR)      215
10. Tommaso Sala (ITA)          167
12. Marco Schwarz (AUT)         159
13. Fabio Gstrein (AUT)         158
19. Adrian Pertl (AUT)          104
29. Michael Matt (AUT)           65

Mannschaft Männer (28/39):

 1. Schweiz       4.672
 2. Norwegen      3.643
 3. Österreich    3.517
 4. Frankreich    1.911
 5. Italien       1.678
 6. Deutschland   1.268
 7. USA             894
 8. Kanada          880
 9. Slowenien       524
10. Kroatien        274

Nationencup (56):

 1. Schweiz            8.211
 2. Österreich         6.394
 3. Norwegen           5.107
 4. Italien            4.634
 5. USA                3.380
 6. Frankreich         2.908
 7. Deutschland        2.286
 8. Kanada             1.572
 9. Slowenien          1.382
10. Schweden           1.373

An der Green Mountain Valley School im Bundesstaat Vermont hatten schon die US-Abfahrer AJ Kitt und Daron Rahlves das Rüstzeug für ihre Erfolge erhalten, so recht in Schwung sollte seine Karriere aber erst nach dem Nationenwechsel kommen. Die letzte Saison hatte er wegen eines Kreuzbandrisses verpasst, nun feierte er hüpfend und jubelnd im Ziel von Chamonix.

„Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Alles ist gut gegangen, ich habe Glück gehabt, bin gut gefahren", erklärte AJ Ginnis, der schon beim Comeback in Val-d'Isère Halbzeit-Zwölfter war, dann aber einfädelte. Die oftmals weichen Bedingungen im Jänner seien für ihn nicht ideal gewesen, „heute war endlich mal ein bisschen Eis, da ist es mir besser gegangen. Ich habe sehr viel Glück in meinem Leben gehabt, aber leider hatte ich zu viele Verletzungen. Für Griechenland ist es jetzt einfacher als noch im Team der USA."

Rätselraten in Rot-Weiß-Rot

Eine – freundlich formuliert – sehr durchwachsene Bilanz müssen die österreichischen Techniker ziehen. Manuel Feller, nominell ihr Bester, leistete sich im ersten Lauf einen Riesenfehler, konnte mit Mühe das Ausscheiden vermeiden und lag bei Halbzeit bereits 1,65 Sekunden zurück – ex aequo mit seinem Vorarlberger Teamkollegen Johannes Strolz auf Platz 28.

„An dem ist es aber nicht gelegen, das hat maximal eine halbe Sekunde gekostet. Ich hab’ überhaupt kein Tempo aufgebaut und bin verhungert“, sagte Feller, „da müssen wir uns materialmäßig etwas anderes einfallen lassen, damit wir mehr Speed aufbauen.“ Das gelang zwar – doch dieses Mal bremste sich der Fieberbrunner durch zwei Steher, unterm Strich blieb Platz 14 (+2,34). „Beim zweiten Fehler zum Schluss hab' ich viel Zeit liegen lassen", erklärte Manuel Feller, „aber das Problem war vor allem der erste Lauf. Es bleibt aber noch genug Zeit, um das bis zu den Technikbewerben bei der WM hinter uns zu lassen."

Sein Tiroler Landsmann Fabio Gstrein, in diesem Winter bereits vier Mal in den Top Ten, war als 13. (+2,16) von den eigenen Ansprüchen ebenso weit entfernt wie die Teamkollegen. Slalom-Vizeweltmeister Adrian Pertl kassierte 2,81 Sekunden und wurde 21., Kombi-Olympiasieger Johannes Strolz setzte seinen Pleiten-Pech-und-Pannen-Winter mit einem Einfädler im zweiten Lauf fort.

Matts vergebene WM-Chance

Die übrigen Österreicher schafften es nicht einmal ins Finale: Kombi-Weltmeister Marco Schwarz war zuletzt verkühlt und handelte sich 1,80 Sekunden ein. „Am Material ist es bei mir nicht gelegen, ich hab’ zu wenig attackiert“, sagte der Kärntner nach Platz 37.

Michael Matt verschenkte seine letzte Chance auf ein WM-Ticket mit 1,91 Sekunden Rückstand (40.). ÖSV-Cheftrainer Marko Pfeifer hatte dem Flirscher die Tür nach Courchevel zuletzt geöffnet, dafür allerdings einen Stockerlplatz eingefordert. Nun verpasste Matt die Qualifikation für das Finale ebenso wie seine Tiroler Landsleute Simon Rueland (39./+1,86) und Dominik Raschner (48./+2,16).

Damit steht unterm Strich das schwächste ÖSV-Slalom-Ergebnis seit Madonna di Campiglio 2021 – damals war Michael Matt als 20. der Beste in Rot-Weiß-Rot, in den folgenden 15 Weltcupbewerben war stets mindestens ein Österreicher in den Top Ten.

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