Slalom in Adelboden: Braathen siegt, ÖSV-Ass Schwarz auf Platz 6
Das große Favoritensterben beim Slalom von Adelboden begann so früh wie möglich: Henrik Kristoffersen leistete sich mit Startnummer eins einen kapitalen Fehler, verletzte sich am Kinn und verpasste mit 4,12 Sekunden Rückstand die Qualifikation für den zweiten Durchgang. Noch schlechter als dem Norweger erging es am Sonntagvormittag dem französischen Slalom-Olympiasieger von Peking: Clément Noël scheiterte nach Zwischenbestzeit.
Somit war der Weg frei für Lucas Braathen: Der 22-jährige Norweger, der sich am Samstag in Riesenslalom an der linken Hand verletzt hatte, fand sich am Chuenisbärgli trotz Schmerzen hervorragend zurecht und wurde in 54,24 Sekunden gestoppt, das brachte den zweifachen Saisonsieger (Slalom Val-d’Isère, Riesenslalom Alta Badia) auf Kurs zu seinem fünften Karriereerfolg. Denn der Schweizer Loïc Meillard lag bereits 0,52 Sekunden zurück, Linus Straßer (GER) war mit 0,60 Dritter.
Und Braathen brachte seine vierte Halbzeitführung tatsächlich ins Ziel, eine Premiere für Pinheiro, wie sie ihn dank seiner brasilianischen Mutter nennen. 0,71 Sekunden lag er am Ende vor seinem Teamkollegen Atle Lie McGrath und 0,92 vor Linus Straßer.
Zwei Freunde Arm in Arm
„Es waren sehr schwierige Wochen“, sagte Braathen, der zuvor drei Mal in Serie ausgefallen war. „Und dann komme ich hier am Chuenisbärgli ins Ziel, sehe das grüne Licht aufleuchten und die erste Person, die ich sehe, ist mein Freund Atle. Es ist unglaublich. Das ist der Tag, von dem wir geträumt haben.“
Und Atle Lie McGrath ergänzte umarmt vom Sieger: „Als wir zwölf Jahre alt waren, hatten wir einen Traum: Zusammen Platz eins und zwei im gleichen Weltcuprennen zu machen. Und jetzt ist dieser Tag da. Es ist Wahnsinn, unglaublich. Wer gewinnt, ist egal: Es ging nur um diesen Doppelsieg.“
Vor zwei Jahren hatten sich beide in Adelboden noch schwer verletzt, nun feierten die Kollegen vom Skiclub Bærum gemeinsam. „Das ist die Revanche für 2021, und endlich sind wir wieder Freunde von Adelboden", sagte McGrath.
Zwei Österreicher in den Top sieben
Marco Schwarz bestätigte als Sechster (+1,13) seine aktuelle Formkurve und wurde bester Österreicher. „Es ist nicht schlecht, aber natürlich will ich mehr. Und das hab’ ich auch drauf. Aber es ist nur eine Frage der Zeit.“
Sein Tiroler Teamkollege Manuel Feller konnte hingegen nicht ganz mithalten, der von neuerlichen Rückenproblemen geplagte Halbzeitvierte aus Fieberbrunn kämpfte sich nach einem wilden zweiten Lauf auf Platz 7 (+1,19). „Es war im zweiten Lauf einfach ein Alzerl zu wenig, dass ich aufs Podium fahre. Lucas Braathen war sicher in einer eigenen Liga, aber alles andere wäre definitiv drin gewesen mit ein bisserl mehr Gas.“
Die Unserie des Johannes Strolz
Kombi-Olympiasieger Johannes Strolz baute unterdessen seine Unserie auf nunmehr schon vier Ausfälle in Serie aus, saisonübergreifend sind es sogar fünf. Der Vorarlberger Adelboden-Sieger von 2022 lag bei Halbzeit an zwölfter Stelle (+1,70), fädelte dann aber am vierten Tor ein.
„Wenn man so früh schon liegt, dann muss es irgendwo gröber fehlen“, sagte Strolz. „Ich bin selber etwas ratlos, es ärgert mich unheimlich, dass ich so depperte Fehler mache. Ich habe schon größere Hürden überwunden, aber es tut einfach weh zur Zeit. Ich muss mich massiv an der Nase nehmen und dahinterkommen. Ich denke, dass es eher eine Kopfsache ist, die Fehler sind die Folge davon.“
Trost kam von Manuel Feller: „Slalom ist der Sport, der dir immer wieder in die Fresse haut. Aber Johannes’ Form passt definitiv. Er muss einfach abschalten und weiterfahren. Dann kommen auch die Ergebnisse. Ich hab’ das selbst oft genug erlebt.“
Nächster Halt Wengen
Der Kärntner Slalom-Vizeweltmeister Adrian Pertl kam im vierten Rennen nach einjähriger Pause wegen eines Kreuzbandrisses auf Platz 12 (+1,95). „Der erste Lauf war ein bissl verschlafen, der zweite solide. Mir fehlt noch etwas die Selbstverständlichkeit bei schwierigen Passagen“, sagte der 26-Jährige.
Michael Matt landete nach einigen Problemen auf Platz 23 (+2,78), Dominik Raschner wurde 24. (+2,81). Fabio Gstrein fädelte hingegen im zweiten Lauf ein, Simon Rueland verpasste die Qualifikation fürs Finale (44./+4,75).
Weiter geht’s in dieser Woche in Wengen, geplant sind Super-G (Freitag), Abfahrt (Samstag) und Slalom (Sonntag).
Ausgeschieden im 1. Durchgang: Luke Winters (USA), Sebastian Foss-Solevaag (NOR), Kristoffer Jakobsen (SWE), Clement Noel (FRA)
Ausgeschieden im 2. Durchgang: Johannes Strolz (AUT), Fabio Gstrein (AUT), Tanguy Nef (SUI), Erik Read (CAN)
Gesamtweltcup (17/38):
1. Marco Odermatt (SUI) 1046 2. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 646 3. Henrik Kristoffersen (NOR) 565 4. Lucas Braathen (NOR) 465 5. Vincent Kriechmayr (AUT) 432 6. Manuel Feller (AUT) 406 7. Alexis Pinturault (FRA) 401 8. Loic Meillard (SUI) 398 9. James Crawford (CAN) 317 10. Zan Kranjec (SLO) 290 11. Marco Schwarz (AUT) 288 12. Matthias Mayer (AUT) 268 13. Atle Lie McGrath (NOR) 229 14. Daniel Hemetsberger (AUT) 216 15. Daniel Yule (SUI) 210 28. Raphael Haaser (AUT) 103Slalom Männer (4/10):
1. Lucas Braathen (NOR) 250 2. Manuel Feller (AUT) 241 3. Henrik Kristoffersen (NOR) 220 4. Daniel Yule (SUI) 210 5. Loic Meillard (SUI) 142 6. Linus Straßer (GER) 140 7. Marco Schwarz (AUT) 117 8. Alexis Pinturault (FRA) 109 9. Tommaso Sala (ITA) 91 10. Kristoffer Jakobsen (SWE) 86 11. Fabio Gstrein (AUT) 83 12. Ramon Zenhäusern (SUI) 82 13. Atle Lie McGrath (NOR) 80 14. Timon Haugan (NOR) 78 15. Albert Popow (BUL) 76 19. Adrian Pertl (AUT) 57 26. Michael Matt (AUT) 37Mannschaft Männer (17):
1. Schweiz 2.750 2. Österreich 2.248 3. Norwegen 2.247 4. Frankreich 1.212 5. Deutschland 841 6. Italien 767 7. Kanada 616 8. USA 529 9. Slowenien 410 10. Kroatien 179Nationencup (35):
1. Schweiz 5.082 2. Österreich 4.041 3. Norwegen 3.141 4. Italien 2.692 5. USA 2.119 6. Frankreich 1.817 7. Deutschland 1.371 8. Kanada 1.090 9. Slowenien 979 10. Schweden 967
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