Skisprungstar Stefan Kraft: "Das Feiern kann ich nachholen"

Skisprungstar Stefan Kraft: "Das Feiern kann ich nachholen"
Der Salzburger zieht im Interview Bilanz über seine erfolgreiche Saison.

Eigentlich wäre am Wochenende noch der Höhepunkt der Skisprung-Saison auf dem Programm gestanden: Die Skiflug-WM in Planica. Doch das Corona-Virus hat die Adler auf den Boden der Tatsachen geholt. Stefan Kraft war der Dominator des Winters, zum zweiten Mal nach 2016/'17 gewann der Pongauer den Gesamtweltcup.

"Unglaublich, dass das wieder passiert ist. Das ist natürlich ganz was Großes, wenn man das zum zweiten Mal erreicht. Weil es die Arbeit eines ganzen Jahres wieder spiegelt. Da waren Auf und Abs, schöne und schwierige Zeiten", sagt der 26-Jährige.

Was waren denn die schwierigeren Momente?

Es schaut nach außen immer alles schön einfach aus. Es waren schon einige turbulente Wochen auch dabei. Gerade der Herbst war schwierig, da habe ich kurz einmal fast die Nerven verloren. Das hat viel Energie gekostet, weil es springerisch nicht funktioniert hat.

Sie sind zum zweiten Mal Gesamtweltcupsieger. Kann man die beiden Erfolge vergleichen?

Nach dem ersten Erfolg 2017 habe ich mir gedacht: ,Genieß es, wer weiß, ob du das noch einmal erreichen kannst.‘ Dass es jetzt noch einmal gelungen ist, macht mich stolz. Der erste Gesamtweltcupsieg war etwas emotionaler, der zweite hat aber auch einen sehr hoher Stellenwert. Weil es immer schwer ist, so etwas zu wiederholen.

In den letzten sechs Jahren waren Sie im Gesamtweltcup nie schlechter als Sechster. Woher kommt diese Konstanz?

Dass das immer wieder funktioniert hat, macht mich unheimlich stolz. Vor allem wenn man weiß, wie eng das zusammen liegt. Das muss echt alles zusammen passen, denn Skispringen besteht aus sehr vielen Puzzleteilen. Mein familiäres Umfeld, meine Freundin, das Betreuerteam, die Trainer hauen sich immer voll rein. Ich kann mich wirklich voll auf meinen Sport konzentrieren.Und dann habe ich mit Patrick Murnig noch einen wichtigen Mann an meiner Seite. Der holt mich immer wieder auf den Boden, der gibt mir auch einmal einen Arschtritt. Das ist es egal,  wenn wir einmal einen Trainerwechsel haben, weil wir unseren Plan haben und uns immer wieder sortieren.

Was waren die Highlights dieser Saison?

Sicher der Heimsieg am Kulm. Ich bin in den letzten Jahren immer wieder danach gefragt worden, wann ich denn endlich das erste Mal in Österreich gewinne. Das war fast schon ein bisschen anstrengend. Deshalb war es jetzt umso schöner, endlich die Hymne daheim  hören zu können.

Sind Sie enttäuscht, dass die Saison so ein Ende genommen hat?

Dass es so schnell geht, hat mich schon überrascht. Was da alles passiert ist, wie sich das entwickelt hat: Ich hab‘ am Anfang auch gedacht: ,Was macht ihr so einen Tamtam wegen dem Coronavirus?‘ Aber mittlerweile sieht man schon, wie ernst die Lage ist. Und dann muss man auch nicht große Feiern machen. Ich weiß, dass ich die Kugel gewonnen habe, dieses Gefühl ist ganz tief drinnen. Und das Feiern kann ich nachholen. Eine spontane Feier hatten wir ja eh schon.

Ach ja?

Beim Heimflug aus Norwegen ist es im Flieger ziemlich zugegangen. Ich glaube die Stewardess war froh, wie der Flug vorbei war.

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