Spätstarterin feiert mit 26 Jahren Weltcup-Debüt

Eva "Ufo" Pinkelnig freut sich auf ihr Weltcup-Debüt.
Eva Pinkelnig erlernte erst mit 24 das Skispringen. Zwei Jahre später hebt sie erstmals im Damenweltcup ab.

Man kann sich seinen Kosenamen nicht aussuchen. Er wird einem einfach verpasst. Und wer dabei das Glück hat, eine schlagfertige Frau wie Daniela Iraschko-Stolz zur Teamkollegin zu haben, der muss mit allem rechnen. "Die Dani sagt neuerdings nur mehr Ufo zu mir", schmunzelt Eva alias "Ufo" Pinkelnig.

Ufo – das könnte eigentlich sogar ihr richtiger Vorname sein. Denn diese junge Dame mit dem weißblonden Kurzhaarschnitt und dem kecken Dauerlächeln auf den Lippen ist tatsächlich ein unbekanntes Flugobjekt. Wenn Eva Pinkelnig an diesem Freitag in Lillehammer in den Weltcupwinter der Skispringerinnen abhebt (15.15 Uhr, live in ORFeins), dann ist sie gerade einmal ihren österreichischen Teamkolleginnen ein Begriff.

Schanzen-Insider wissen jedenfalls mit dem einprägsamen Namen der Vorarlbergerin noch nicht viel anzufangen. Ja selbst für den österreichischen Skiverband scheint diese Eva Pinkelnig eine große Unbekannte zu sein. Im offiziellen Kaderverzeichnis 2014/15, in dem auf 283 Seiten penibelst sämtliche ÖSV-Athleten und Mitarbeiter aufgelistet sind, findet sich kein Eintrag über die spätberufene Skispringerin.

Wilde Henne

Dabei könnte Eva Pinkelnig mit ihrer Laufbahn ganze Kapitel füllen. Die Dornbirnerin hat wohl eine der bemerkenswertesten Karrieren hingelegt, die es je am Schanzentisch zu bestaunen gab: Pinkelnig ist Skispringerin auf dem dritten Bildungsweg. "Ich hab’ erst 2012 angefangen", berichtet die ehemalige Skirennläuferin.

Spätstarterin feiert mit 26 Jahren Weltcup-Debüt
Eva Pinkelnig, Skispringerin aus Vorarlberg, Bild ist HONORARFREI!!!
Und das auch mehr aus Jux und Tollerei als mit ernsthaften Hintergedanken. Ihr offizieller Jungfernflug, der eigentlich nur ein besserer Jungfernhüpfer war, fand seinerzeit auf einer Kinderschanze im Rahmen der Dornbirner Herbstmesse statt. Aber dann war’s gleich um Eva Pinkelnig geschehen. Die Vorarlbergerin ist sofort auf den spektakulären Sport angesprungen, "und den Traum, irgendwann einmal hundert Meter weit zu springen, den hatte ich sowieso als Kind schon."

Gesagt, getan, gesprungen. Im vergangenen Winter gab Eva Pinkelnig im Austria Cup eine dermaßen gute Figur ab, dass sie Andreas Felder als erste Amtshandlung schnurstracks in den Nationalkader beförderte. "Die Eva ist eine wilde Henne und eine super Athletin. Die belebt definitiv unsere Mannschaft", lobt der neue Cheftrainer der österreichischen Skispringerinnen.

Altes Küken

Den Traum vom 100-Meter-Flug hat Pinkelnig inzwischen längst schon in die Tat umgesetzt, mehrmals sogar, die Vorarlbergerin hält inzwischen bei einer persönlichen Bestmarke von 112 Metern. Und wenn man Trainer Andreas Felder glauben darf, dann könnte das Teamküken bereits am Freitag beim Weltcupdebüt in den Punkterängen landen. "Ich kann es immer noch nicht ganz glauben, dass ich jetzt auf einmal im Weltcup springen darf."

Spätstarterin feiert mit 26 Jahren Weltcup-Debüt
Eva Pinkelnig, Skispringerin aus Vorarlberg, Bild ist honorarfrei
Ihre Kinder waren eine der ersten, die vom Karrieresprung erfahren haben. Die diplomierte Freizeitpädagogin arbeitete noch im vergangenen Monat in einer Kindereinrichtung. "Das war zuletzt nicht immer einfach, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen", gesteht die 26-Jährige, die vor ihrem Debüt noch ordentlich ins Trudeln kam. So professionell, wie sie das Projekt angeht, hat sie noch schnell eine Facebook-Seite ins Netz gestellt.

Für ihren Traum vom Fliegen hat Eva Pinkelnig nun sogar ihren sicheren Job gekündigt. Es ist ein Sprung ins kalte Wasser. "Im Dezember komm ich finanziell noch über die Runden. Dann muss’ ich einfach darauf hoffen, dass sich was auftut und dass ich fleißig Punkte sammle."

Frischer Wind

Das Dilemma von Pinkelnig: Ihre Karriere ist so ungewöhnlich, dass sie bei den meisten Förderungsstellen durchgefallen ist. Eine spätberufene Skispringerin hat niemand auf dem Radar. Umso glücklicher ist die 26-Jährige, dass sie – wie auch andere Nordische ÖSV-Sportler – von der OMV Unterstützung erhält. "Auch wenn’s nicht einfach ist und viele meinen Schritt vielleicht nicht verstehen: Ich musste diese Chance einfach nutzen. Und ich bin überzeugt davon, dass das Leben fair ist."

Und dann wird auch ihr neuer Kosename eine andere Bedeutung bekommen. Ufo, wie – unaufhaltsames Flugobjekt.

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