Überflieger aus der zweiten Reihe: Der ÖSV steckt im Dilemma

Schön langsam muss der Konkurrenz angst und bang werden vor den österreichischen Skispringern. Da lässt die Top-Nation beim Auftakt des Sommer-Grand-Prix seine Stars Daniel Tschofenig, Jan Hörl und Stefan Kraft allesamt daheim – und dann kommt der nächste Österreicher daher, der alle überflügelt.
Niklas Bachlinger landete im zweiten Wettkampf in Courchevel den Sensationscoup und ließ dabei hochdekorierte Springer wie die norwegischen Weltmeister Marius Lindvik und Johann Andre Forfang hinter sich.
„Ich glaube, ich habe die österreichischen Kollegen gut vertreten“, sagte der 23-jährige Vorarlberger, der selbst von seinem perfekten Auftritt überrascht war. „Eigentlich hatte ich auf einen Platz in den Top 15 gehofft.“

ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl hat ein Luxusproblem
Dieser Erfolg zeigt auch, welches Potenzial in Niklas Bachlinger steckt. Nicht von ungefähr hat ÖSV-Cheftrainer Andreas Widhölzl den Junioren-Weltmeister von 2021 schon in jungen Jahren zusammen mit Daniel Tschofenig in den Kreis der Nationalmannschaft geholt.
Schwierige Jahre
Die Karriere von Niklas Bachlinger nahm dann aber nicht diesen kometenhaften Verlauf wie jene seines WG-Kollegen Tschofenig, dem besten Springer des letzten Winters.
„Ich war damals wahrscheinlich noch nicht so weit in meiner Entwicklung, dass ich es gleich schaffe. Die letzten Jahre waren nicht immer einfach, aber ich weiß, dass ich früher oder später auch dahin kommen kann, wo Daniel Tschofenig jetzt ist.“
Davon ist auch Cheftrainer Andreas Widhölzl überzeugt, der beim jungen Vorarlberger riesige Leistungssprünge sieht. „Er hat in diesem Jahr gute Schritte in die richtige Richtung gemacht.“
Das lässt sich auch an den Ergebnislisten ablesen: Im Dezember 2024 sprang Niklas Bachlinger noch im FIS-Cup, der dritthöchsten Leistungsstufe. Ab Jänner landete der 23-Jährige im Kontinentalcup (2. Stufe) regelmäßig in den Top Ten. Nun stellte er im Sommer-Grand-Prix eindrucksvoll seine Fähigkeiten unter Beweis.
Fixplatz als Ziel
Die nächste Mission ist klar: Bachlinger will im Kontinentalcup aufzeigen und sich auf diesem Weg - die Nationen, die in der Gesamtwertung in den Top 3 vertreten sind, erhalten einen zusätzlich Startplatz - für den Weltcup qualifizieren. Es ist für einen Österreicher die einzige Chance, um in den Weltcup zu gelangen.

Daniel Tschofenig gewann im Vorjahr den Gesamtweltcup und die Tournee
Hartes Los
Das Beispiel von Niklas Bachlinger zeigt: Junge Skispringer haben in Österreich keinen leichten Stand. Die Dichte an Athleten mit Überflieger-Potenzial ist so groß wie in keinem anderen Land, Springer wie Niklas Bachlinger oder seine ÖSV-Kollegen aus dem Kontinentalcup wären vermutlich in jeder anderen Nation im Weltcup gesetzt.
Kraft wird Papa
Bei den Österreichern muss man – so hart es klingt – auf das Verletzungspech eines Kollegen hoffen, um einen der begehrten Plätze im stärksten Skisprungteam der Welt zu ergattern. Ohne die Knie-OP von Routinier Daniel Huber wäre Maximilian Ortner (23) im letzten Winter nie ins Aufgebot gerutscht und hätte sich an der Weltspitze (zwei Podestplätze im Weltcup, WM-Silber im Team) etabliert.
Durch den Rücktritt von Michael Hayböck wurde für die neue Saison zwar ein Platz im Nationalteam frei, der ist aber mittlerweile wieder durch den Salzburger Daniel Huber belegt, der sich nach seiner Verletzung zurückgemeldet hat.
Stefan Kraft verkündete derweil, dass er und seine Frau Marisa im Winter Nachwuchs erwarten.
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