Hayböck mischte sich unter Tourneefavoriten
Michael Hayböck weiß, was auf ihn zukommt. Der Oberösterreicher verließ Oberstdorf wie im Vorjahr als Zweiter der Vierschanzentournee und zählt damit neuerlich zu den Anwärtern auf den ersten Gesamtrang. "Ich traue mir den Tourneesieg auf jeden Fall zu", gab sich der 24-Jährige nach dem Auftaktbewerb optimistisch.
Mit drei Punkten Rückstand auf Severin Freund und 4,3 Zählern Vorsprung auf Peter Prevc rangiert Hayböck zwischen den beiden Dreifach-Siegern der Saison. Er hatte wie Freund im Finale die Gunst einer kurzen Aufwindphase genützt und mit der Tageshöchstweite von 139 Metern zum dritten Mal in den jüngsten vier Weltcupbewerben den zweiten Rang belegt.
"Ich habe im zweiten Durchgang sicher meinen besten Sprung gemacht und ihn auch noch gut gesetzt", freute sich Hayböck, für den die Platzierung vor Topfavorit Prevc auch selbst überraschend kam. "Aber der Vorsprung ist eigentlich nichts, in Garmisch geht es für mich bei Null weiter", sagte der Bischofshofen-Sieger der vergangenen Saison.
Hayböck, der im Vorjahr bei der Tournee sogar die Weltcupführung übernommen hatte, steuert wieder auf eine ähnliche Beständigkeit zu. "Wenn ich mit dieser Konstanz weiterspringe, das täte mir voll taugen", meinte der mit neuem Hai-Design auf dem Helm angetretene ÖSV-Athlet. Da ist auch der Griff nach der Adler-Trophäe, die im Vorjahr sein Zimmerkollege Stefan Kraft erobert hatte, nicht vermessen. "Ich werde darum kämpfen", kündigte der in Rif bei Hallein lebende Hobby-Pilot an.
Unglaublich, grandios, bombastisch
25.500 Fans in der schon vor dem Bewerbstag ausverkauften Arena hatten für eine tolle Stimmung gesorgt. Der Erfolg von Severin Freund verzückte die Zuschauer, die bei der Hymne lautstark mitsangen. "Dass der Sevi vorne ist, das tut der ganzen Veranstaltung gut", sagte denn auch Hayböck. Wohl wissend, dass in der zweiten Tourneehälfte der Heimvorteil für die Österreicher sprechen würde.
Freund bezeichnete die Atmosphäre im Stadion als unglaublich, grandios, bombastisch, wusste seinen Erfolg und den windbedingten Vorteil gegenüber Halbzeit-Spitzenreiter Prevc aber auch richtig einzuordnen. "Er hätte es bei gleichem Wind runtergebracht, dafür war sein Vorsprung groß genug und dazu ist er in den drei Sprüngen zuvor zu gut gewesen", gab der Weltmeister und Weltcupsieger zu. Er habe aber viel Selbstvertrauen gewonnen. "Von dem was ich hier erreicht habe, kann sich etwas entwickeln", betonte der Bayer.
Prevc auch nur ein Mensch
Freund hatte im Finale einen um drei Luken kürzeren Anlauf, bekam daher 11,1 Punkte mehr als Prevc. Beim Slowenen vermochte auch ein Plus von 11,9 Windpunkten den Nachteil der Brise in den Rücken bei weitem nicht auszugleichen. So schaffte Freund seinen ersten Tagessieg bei der Tournee, Prevc muss darauf weiter warten.
Der 23-Jährige aus Kranj war vor dem Finale in sieben Durchgängen (Training, Qualifikation, Bewerbe) stets der Beste gewesen. "Ich habe mehr erwartet als den dritten Platz, aber es ist eben ein Freiluftsport", erklärte Prevc, ohne seinen Nachteil im Finale zu kommentieren. Mit der Qualität seiner Sprünge sei er sehr zufrieden, sagte der Olympia-Zweite, mit dem Ergebnis aber nicht. "Es schaut aus, als ob ich in Oberstdorf auf dritte Plätze abonniert bin, das war ich jetzt zum dritten Mal in Folge."
Der DSV-Bundestrainer Werner Schuster sah aktuell Prevc von der Klasse her noch im Vorteil. "Wenn man bei so einem Rückenwind 130 m springt, ist das eine Topleistung", meinte der Österreicher anerkennend. Doch Prevc sei auch nur ein Mensch und müsse sich Tag für Tag neu beweisen. Zudem erwartet Schuster für den weiteren Tourneeverlauf noch mehr Einflüsse von außen. "Das Wetter wird noch kippen, da können wir uns auf einiges gefasst machen."
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