Damen heben in ihre vierte Weltcup-Saison ab

Iraschko-Stolz hüpft mit 31 Jahren noch mit.
Das Damen-Skispringen erlebt eine rasante Entwicklung.

Wer wissen möchte, welchen Sprung das Damenskispringen gemacht hat, der braucht lediglich einmal fünf Jahre zurück blicken. Damals bei der offiziellen WM-Premiere im tschechischen Liberec hegten die wenigen Augenzeugen ernsthafte Zweifel, ob die Adlerinnen tatsächlich jemals zu einem Höhenflug würden ansetzen können. Bei einem Sauwetter, bei dem die Herren-Stars wohl nie und nimmer über die Schanze gelassen worden wären, hüpften, besser torkelten und purzelten junge, heillos überforderte und heillos unterqualifizierte Mädchen durch den WM-Bewerb und die ganze aufstrebende Bewegung erntete vorrangig Spott und Mitleid. „Das war damals keine Werbung für unseren Sport“, erinnert sich Daniela Iraschko-Stolz.

Skurrile Szenen wie damals in Liberec gibt es mittlerweile längst nicht mehr zu sehen, wenn die besten Damen der Welt skispringen. In kürzester Zeit ist es den Adlerinnen gelungen, sich zu emanzipieren und das Leistungsniveau, vor allem auch die Leistungsdichte beim olympischen Damenbewerb heuer in Sotschi, waren beeindruckend. „Es ist in unserem Sport sehr sehr schnell sehr viel weiter gegangen“, sagt auch Chika Yoshida, die FIS-Renndirektorin im Damen-Weltcup.

Ein Hauptgrund für den Aufwind ist die Einführung einer eigenen Weltcupserie. In Lillehammer heben die Skispringerinnen heute (15.15 Uhr, live in ORFeins) bereits in ihrer vierte Weltcupsaison ab und so mancher Star von heute wäre längst abgesprungen, hätte der Internationale Skiverband den Damen keine würdige Plattform gegeben. „Ohne Weltcup und Olympia würde ich vermutlich inzwischen arbeiten gehen“, sagt Daniela Iraschko-Stolz.

Harte Lehrjahre

Mit ihren 31 Jahren ist die Eisenerzerin so etwas wie eine Pionierin, keine Athletin hat so viele Kontinentalcup-Springen gewonnen wie sie (46), „aber von den 250 Euro brutto, die du da für einen Sieg gekriegt hast, kann man ja nicht leben“, erinnert sich Iraschko-Stolz. „Da bist du die beste Springerin der Welt und kannst dir nichts kaufen. Es war oft sehr beschämend, wenn ich die Mama um Geld fragen musste.“

Heute kann die Silbermedaillengewinnerin von Sotschi über die harten Lehrjahre schmunzeln. Denn mittlerweile ist aus der Hobbyspringerin ein Vollprofi geworden. Seit der Einführung des Weltcups und der Aufnahme ins Olympiaprogramm befinden sich die Skispringerinnen im Hoch. Dank Sponsoren wie der OMV werden mittlerweile pro Weltcup 20.000 Franken an Preisgeldern ausgeschüttet, der Siegerin von Lillehammer winken immerhin 3000 Franken. „Seit drei Jahren haben ich das Leben, das ich immer haben wollte“, lächelt Iraschko-Stolz.

Und der Aufwärtstrend im Damen-Skispringen hält ja munter an. Weltweit gibt es mittlerweile 250 eingetragene Skispringerinnen, Tendenz stark steigend. „16 Nationen sind eigentlich fast immer am Start“, erklärt FIS-Renndirektorin Yoshida. Vor allem in ihrer Heimat Japan fliegen die Menschen auf die jungen, mutigen Damen.

Beim Weltcup in Sapporo hatten die Damen im vergangenen Winter bereits mehr Zuschauer als die Herren und Sarah Takanashi, die 18-jährige zweifache Weltcupgesamtsiegerin genießt in ihrer Heimat eine ähnlich hohe Popularität wie Noriaki Kasai, weiß Chika Yoshida zu berichten. „Sie hat Werbeverträge und ist auch in den Medien sehr präsent. In Japan werden alle Damenskispringen im Fernsehen übertragen.“

Visionen

Und dabei steckt das Damenskispringen eigentlich noch in den Kinderschuhen. Die FIS-Verantwortlichen haben einige Visionen, die sie in den nächsten Jahren in die Tat umsetzen wollen: ein Damen-Pendant zur Vierschanzentournee zum Beispiel, oder auch eigene Damenteambewerbe.

Und nicht zuletzt soll auch der unterhaltsame Mixed-Teambewerb die Aufnahme ins olympische Programm schaffen. „Wichtig ist, dass wir nicht zu viele Schritte auf einmal machen. Der Sport muss wachsen“, erklärt Chika Yoshida.

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