Bei ÖSV-Adlern stehen die Zeichen auf Umbruch

Die ÖSV-Adler (vo.re.: Thomas Diethart, Gregor Schlierenzauer, Andreas Kofler und Stefan Kraft) ließen im letzten Teambewerb der Konkurrenz keine Chance.
Österreichs Skispringer haben einen turbulenten Winter hinter sich. Die Teamführung steht vor dem Absprung.

Gleich vorweg die gute Nachricht: Österreichs Skispringer haben beim Weltcup-Finale in Planica in der Besetzung Schlierenzauer, Diethart, Kraft, Kofler den Teambewerb gewonnen und damit die Lufthoheit in der Nationenwertung zurückerobert.

Der Pflichterfolg – die Österreicher waren in den letzten zehn Jahren neun Mal die Nummer eins – kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die erfolgsverwöhnten ÖSV-Herren-Adler einen für ihre Verhältnisse mittelprächtigen Winter hinter sich haben.

Keine Einzelmedaille bei Olympia und bei der Skiflug-WM; kein Österreicher im Gesamtweltcup in den Top 5; kein Tagessieg im Weltcup seit mehr als drei Monaten (Diethart in Bischofshofen) – das ist die kritische Betrachtungsweise des Olympiawinters.

Der sechste rot-weiß-rote Tourneesieg in Serie (Diethart); der Gesamtsieg im Kontinentalcup (Fettner); ein geglückter Generationswechsel – das ist die positive Sicht der Dinge.

"Die Saison war sicher nicht so schlecht, wie sie von vielen geredet wurde", sagt Sportdirektor Ernst Vettori, "aber klar ist: wir werden alles genau analysieren und besprechen müssen."

Abwärtstrend

Das gilt auch und vor allem für Gregor Schlierenzauer, der gerade den schlechtesten Winter seiner erfolgreichen Laufbahn hinter sich hat (siehe Grafik) und seinen hochgesteckten Zielen (Olympiagold) und der Konkurrenz hinterher sprang. "Es ist mir in dieser Saison nie wirklich leicht von der Hand gegangen", meint der 24-Jährige, der den Weltcup als Sechster abschließen wird – zuletzt war in der Saison 2000/01 der beste Österreicher im Gesamtweltcup schlechter platziert (Loitzl, 7.).

Zum Formtief kamen die Turbulenzen mit Alexander Pointner. Dass Schlierenzauer kein erklärter Fan des österreichischen Cheftrainers ist, war schon länger bekannt, in Sotschi hatte der 24-Jährige nun erstmals auch öffentlich Kritik an Pointner geübt. Es ist ein offenes Geheimnis, dass sich der Stab von Schlierenzauer einen Wechsel in der Teamführung wünscht.

Die erfolgreiche Ära von Alexander Pointner als Cheftrainer scheint nach zehn Jahren jedenfalls dem Ende zuzugehen. Zumal auch ÖSV-intern Veränderungen herbeigesehnt werden. Mit Pointner als Chefcoach könne es nicht mehr weitergehen, erklärte ein hochrangiges Mitglied der österreichischen Skisprung-Familie. Allgemeiner Tenor: Es müsse nun eine Veränderung geben. Möglicher Kandidat für die Nachfolge: Heinz Kuttin.

Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass Pointner ("mir macht die Arbeit Spaß") dem ÖSV erhalten bleibt und die Karriereleiter nach oben steigt. Denn auch Sportdirektor Ernst Vettori steht nach vier Jahren im Amt vor dem Absprung. Der Tiroler ist keiner, der das Rampenlicht genießt und sein Selbstwertgefühl über den Job definiert. In Sotschi verriet er zu später Stunde bereits: "Ich muss das nicht machen."

Endstand:
1. Österreich 1.045,6
Stefan Kraft 135,0 / 133,5
Andreas Kofler 135,5 / 131,0
Thomas Diethart 127,5 / 129,0
Gregor Schlierenzauer 128,5 / 136,0
2. Polen 1.007,6
Maciej Kot 133,5 / 130,0
Piotr Zyla 141,0 / 126,0
Klemens Muranka 118,5 / 126,5
Kamil Stoch 127,5 / 134,5
3. Norwegen 1.007,3
Andreas Stjernen 128,5 / 124,0
Tom Hilde 138,5 / 117,0
Anders Fannemel 130,5 / 129,0
Anders Bardal 131,0 / 132,5
4. Deutschland 1.001,5
Andreas Wank 127,5 / 133,0
Marinus Kraus 141,5* / 117,5
Richard Freitag 134,0 / 129,5
Severin Freund 133,0 / 133,5
5. Slowenien 976,8
Cene Prevc 134,0 / 124,0
Nejc Dezman 133,0 / 119,0
Robert Kranjec 126,0 / 124,0
Peter Prevc 130,0 / 125,0
6. Japan 943,1
Reruhi Shimizu 133,0 / 128,0
Kento Sakuyama 122,5 / 120,0
Yuta Watase 115,5 / 122,0
Noriaki Kasai 139,0 / 123,5
7. Tschechien 938,2
Antonin Hajek 127,0 / 125,0
Jakub Janda 131,0 / 128,0
Jan Matura 135,0 / 127,0
Roman Koudelka 135,0 / 104,5
8. Schweiz 901,5
Marco Grigoli 120,5 / 112,5
Simon Ammann 129,0 / 136,0
Gabriel Karlen 125,5 / 126,0
Gregor Deschwanden 122,5 / 120,5
Nicht für 2. Durchgang qualifiziert:
9. Finnland 461,8
10. Russland 450,9
11. Italien 450,7
Bei ÖSV-Adlern stehen die Zeichen auf Umbruch

Die Japanerin Sara Takanashi hat das Saisonfinale in Planica gewonnen. Die Japanerin setzte sich beim Skispringen von der Großschanze überlegen mit 271,6 Punkten vor ihrer Landsfrau Yuki Ito und Julia Clair (FRA) durch. Die Österreicherin Chiara Hölzl landete auf dem 13. Platz, es war ihr zweitbestes Karriereergebnis. "Ich bin überglücklich, die Sprünge waren recht gut", sagte die 16-Jährige.

Nicht am Start war die deutsche Olympiasiegerin Carina Vogt, die sich am Montag einer Knieoperation unterziehen wird. Silbermedaillengewinnerin Daniela Iraschko-Stolz (Meniskuseinriss im linken Knie) und Jacqueline Seifriedsberger (Kreuzbandriss) fehlten ebenfalls verletzungsbedingt. "Ich bin mittlerweile ohne Krücken unterwegs. Nach Sotschi war ich super in Form, wollte richtig durchstarten, leider bin ich aber in die andere Richtung durchgestartet", sagte die Steirerin Iraschko-Stolz, der das Zuschauen schwer fiel.

Iraschko-Stolz landete im Gesamtweltcup an fünfter Stelle, schon länger als Siegerin fest stand die überragende Takanashi. Die 17-Jährige hält inklusive Planica nun bei 24 Einzelsiegen im Weltcup. Sie gewann 15 der 18 Saisonbewerbe, wurde zweimal Zweite und einmal Dritte. Nur bei den Winterspielen ging sie als Vierte leer aus.

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