Eberharter erinnert sich an die Ski-WM 1991: "Ich hole mir die Goldene"
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Ski-WM 1991: Stephan Eberharter ist Doppel-Weltmeister
Zusammenfassung
- Stephan Eberharter gewann überraschend die Super-G-Goldmedaille bei der Ski-WM 1991 in Saalbach, obwohl er zuvor kaum bekannt war.
- Mit einem weiteren Sieg in der Alpinen Kombination wurde Eberharter zum Superstar der Ski-WM.
- Eberharter sieht sowohl seine Erfolge als auch die Negativjahre als entscheidend für seine persönliche und sportliche Entwicklung.
"Supersieg von Eberharter mit Super-Vorsprung", schrieb der KURIER am 24. Jänner 1991. "Es war der junge Außenseiter Stephan Eberharter, 21, der für die erste ganz große Sensation in Saalbach sorgte. Mit einem Traumlauf deklassierte er die komplette Weltelite."
Eberharter war gerade Super-G-Weltmeister in Saalbach-Hinterglemm geworden. Was der damals 21-Jährige in den folgenden Stunden erlebte, war schwer zu begreifen. "Um mich herum spielten plötzlich alle verrückt. Als wäre ein Außerirdischer gelandet", sagte der Tiroler im Rückblick im Gespräch mit der APA. Ab Dienstag findet abermals eine Ski-WM im Glemmtal statt.
Sensationssieger Eberharter
Eberharter war ein Sensationssieger. Zuvor im Weltcup erst einmal auf dem Stockerl gewesen, ließ er vor 10.000 Zuschauern auf dem vom österreichischen Norwegen-Trainer Dieter Bartsch gesetzten Kurs nicht nur die weiteren Medaillengewinner Kjetil-Andre Aamodt und Franck Piccard hinter sich, sondern auch seine Teamkollegen Günther Mader (12.), Helmut Mayer (19.) und Hubert Strolz (22.). "Mir ist ein Traumlauf gelungen. Jeder Schwung auf Zug, kein einziger Rutscher, nichts ...", sagte Eberharter damals.
Der Zillertaler hatte den Heimvorteil optimal ausgenützt, wusste nach dem vielen Training auf dem Zwölferkogel, in dem er seine prominenteren Landsleute regelmäßig "hergebügelt" habe, um die Tücken auf der Strecke. "Genauso war es beim Rennen dann auch gesetzt, mit einer Schwierigkeit im unteren Drittel, die habe ich dann sehr gut gemeistert." Er habe sich selber den "Megadruck" gemacht: "Als ich schlafen gegangen bin, habe ich mir gesagt, ich hole mir morgen die Goldene und sonst keine andere."
In der Öffentlichkeit bis zur WM "nahezu unbekannt", fühlte er sich danach "wie aus dem Leben herausgerissen". Als bodenständiger Mensch habe er sich zum einen über vieles gewundert, zum anderen alles mit Spannung beobachtet. In der Zeit ohne Mobiltelefone gab es zum Entgegennehmen der Glückwünsche das Hoteltelefon und Telegramme von "Bundespräsident, dem Bundeskanzler und allem, was Rang und Namen hat".
Der zweite Streich
Bei der Alpinen Kombination sieben Tage später sei die Tribüne schon zur Hälfte mit Zillertalern gefüllt gewesen. Er bedankte sich mit der zweiten Goldmedaille und der KURIER schrieb: "Zwei Goldene. Stefan Eberharter wird zum Superstar dieser Ski-WM und zu einem Ski-Gütezeichen."
Der heute 55-Jährige weiß nicht nur seine Glanzzeiten zu schätzen, sondern auch die schwierigeren Phasen. "Saalbach ordne ich sehr hoch ein, aber ich will nicht Highlights rauspicken, ich sehe immer meine ganze Karriere, sie verlief wie an der Börse. Ich möchte die Negativjahre nicht missen, weil die mich im Endeffekt dazu gemacht haben, wer ich heute bin. Nicht aufzugeben, weiterzumachen, durchzubeißen."
Große Ratschläge, wie Österreichs Nominierte mit den Besonderheiten einer Heim-WM umgehen sollen, hat Eberharter nicht. "Jeder Mensch ist verschieden und reagiert auf Druck und Stress anders. Jeder muss schauen, wie er das für sich löst." Grundsätzlich sei eine Großveranstaltung in der Heimat aber ein Segen, schon allein, weil man sich den ganzen Reisestress erspare. Er sei aber auch gerne gefahren, wo niemand mit dabei gewesen sei – wie bei den Olympischen Spielen in Nagano (Riesentorlauf-Silber) oder Salt Lake City (Riesentorlauf-Gold).
In seiner Karriere brachte es Eberharter auf jeweils vier Olympia- und Weltmeisterschaftsmedaillen sowie 29 Weltcupsiege und zwei Gesamterfolge.
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