Joachim Puchner über die Silberfahrt seiner Schwester Mirjam: "Abgebrüht"

- Joachim Puchner beschreibt die schwierige Vorbereitung seiner Schwester Mirjam und den unerwarteten Druck vor dem Rennen.
- Trotz eines kleinen Fehlers in der Abfahrt bewies Mirjam mentale Stärke und gewann Silber dank einer perfekten Tagesverfassung und etwas Glück.
- Die Familie plant, die Leistung zu feiern, während Joachim die enge sportliche und emotionale Bindung zu seiner Schwester betont.
Joachim Puchner fehlten im Ziel die Worte. Welche Höhen und Tiefen seine Schwester Mirjam Puchner durchlebt hat, bis sie hier in Saalbach auf dem Podest stehen konnte, das weiß er als ihr sportlich engster Vertrauter wohl am besten.
Mit dem KURIER sprach er nach dem Rennen über...
...die unglückliche Vorgeschichte:
„Das musst du dir vorstellen. Als die WM hierher vergeben wurde, weißt du, vom Alter her und allem rundherum: Da kann ich dabei sein. Und dann stimmst du so viel ab, dass das genau an dem Tag passt. Du hast eine perfekte Vorbereitung, dann geht die Saison los und dann geht eigentlich alles in die komplett falsche Richtung.“ Auf einmal sei das Thema nicht mehr gewesen, wie man eine erfolgreiche WM so nahe der Heimat fahren könnte, sondern wie man sich am besten qualifiziert. „Auf einmal müssen wir froh sein, dass sie überhaupt dabei ist“, sagt der Bruder, der sie sportlich unterstützt und dabei „auch viel von ihr abverlangt“.
...das Hoch seit der Ankunft in Saalbach
„Dann kippt die da runter, beim ersten Training hat sie sich super wohl gefühlt, in der Quali legt sie mit acht Zehntel vor. Auf einmal schaut es wieder gut aus.“
...den plötzlichen Druck
„Auf einmal sagt jeder 'das Rennen liegt dir' und 'die Medaille holst du dir'…das ist unfassbar schwer! Du bist daheim. So viele Leute sind gekommen. Ich habe größten Respekt davor, dass sie das so abgebrüht runtergelegt hat und auch noch eine Medaille holt. Ich habe in den letzten Tagen gemerkt, dass sie sich einfach auf das Rennen freut. Sie hat in der Vergangenheit schon öfter bewiesen, dass sie mental sehr gut und stabil ist und das hat sie heute unglaublich abgerufen. Vielleicht hat das alles auch genau so gepasst, dass sie nicht die Topfavoritin war, nicht so viel auf Augenmerk auf ihr war.“
...die Fahrt der Schwester
„Sie hat da oben einen kleinen Fehler gehabt. Genau in der Passage, wo sie sich eigentlich die Zeit rausholt. Ich dachte mir, das gibt es nicht! Dann ist sie ins Ziel gekommen mit Nummer 9, 15 Hundertstel hinten. Die Breezy Johnson ist eine gute Zeit gefahren im Vergleich zu den Trainings und ich habe nur gehofft, hoffentlich hat der eine Fehler nicht die Medaille gekostet.“
...das nötige Glück
„Es muss immer so viel zusammenpassen, da spielt Glück, die Formkurve muss genau ansteigen, es ist einfach Tagesverfassung und deswegen muss man da so dankbar sein, dass das genau an dem Tag passieren kann, passieren darf und Glück und Unglück, das ist da so nah beieinander und heute war sicher das Glück auf unserer Seite.“
...die Feierpläne der Familie
„Unsere Eltern sind da und der Fanclub und viele Unterstützer. Was willst du Schöneres als daheim eine Medaille bei so einem Wetter? Es passt einfach alles perfekt. Wir werden das feiern. Wann, wenn nicht jetzt?“
...über ihr spezielles Geschwister-Verhältnis
„Wenn sie vom Rennen heimkommt und alles in die Hosen gegangen ist, sitze ich bei ihr, wenn Tränen fließen. Aber wenn du so etwas erleben darfst wie heute, das ist einfach! Skitechnisch habe ich ihr nicht mehr viel mitgegeben in den letzten Tagen. Was bringt es, jede Kurve zu zerteilen? Ich hab nur gesagt, du hast ein gutes Gefühl. Geh' an den Start, probier' alles zu geben, sodass du im Ziel abschwingst und nichts vorwerfen kannst.“
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