Liensberger ist die Hoffnungsträgerin in der Problemdisziplin

Katharina Liensberger hat bei der WM in Cortina Lust auf mehr bekommen.
"Ich habe den Eindruck, sie ist irgendwie auf einer Mission", sagt der österreichische Chefcoach Christian Mitter vor dem Riesentorlauf.

Als Katharina Liensberger am Mittwoch nach dem Teambewerb bei den Interviews Rede und Antwort stand, meldete sich bei ihr niemand übers Funkgerät. Tags zuvor hatte die Vorarlbergerin bekanntermaßen auf diesem Wege von ihrem Cheftrainer eine halbe Stunde nach Rennende erfahren, dass sie doch noch Weltmeisterin im Parallelrennen geworden war.

Aber diesmal stellte sich die Frage erst gar nicht. Diesmal hatte die Jury das eigene Regelwerk und die Technik besser im Griff. Vor allem aber gab es keine Zweifel: Die Österreicher waren schlicht nicht gut genug für die angepeilte Medaille im Teamwettkampf. Fabio Gstrein fasste die Stimmungslage nach dem Viertelfinal-Aus gegen den späteren Vizeweltmeister Schweden (Finalniederlage gegen Norwegen) zusammen: „Es zipft jeden von uns an.“

Große Emotionen

Bei Weltmeisterin Katharina Liensberger hielt sich die Enttäuschung über die verpasste Medaille noch am ehesten in Grenzen. Die 23-Jährige hatte getan, was in ihrer Macht steht und all ihre Duelle gewonnen. Und das nach einer für sie äußerst unruhigen Nacht. „Viel geschlafen habe ich nicht“, gestand Liensberger. Zu viel ging ihr nach dem größten Erfolg in ihrer Karriere durch den Kopf. Zu aufgewühlt war sie angesichts der vielen Eindrücke, die am Dienstag auf sie einprasselten. „Es waren so viele Emotionen da. Es wird einige Zeit dauern, bis ich das verarbeiten kann.“

Andererseits wartet schon heute mit dem Riesentorlauf der nächste Einsatz. Und auch da ist die Weltmeisterin neben Stephanie Brunner die größte heimische Hoffnung. Wenngleich eine Medaille in der Problemdisziplin des ÖSV – auch die Herren sind im Riesentorlauf nur Außenseiter – eine Sensation wäre. „Aber ich weiß, was ich kann und was möglich ist.“

Davon ist auch der österreichische Chefcoach Christian Mitter überzeugt. Ihn hat Liensbergers WM-Titel keineswegs überrascht. „Ich habe ihr das absolut zugetraut“, erklärt der Steirer und verweist auf die Podestplätze der Vorarlbergerin in diesem Winter in ihrer Paradedisziplin, dem Slalom. „Sie trainiert zielstrebig, sie ist mental gut drauf. Ich habe den Eindruck, sie ist irgendwie auf einer Mission.“

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Weniger Druck

Natürlich hatte Christian Mitter mitbekommen, dass er in der Heimat bereits in der Kritik stand, nachdem sein Frauen-Team in den ersten drei WM-Rennen leer ausgegangen war. Auch im altehrwürdigen Cortina gibt es Internet. „Deppert ausschauen tu’ ich sowieso. Mit dem muss ich leben. Wenn man sich über das Gedanken macht, dann darf man sich nicht in die Öffentlichkeit stellen.“

Er blickte auch nicht neidisch zu seinem Herren-Kollegen Andreas Puelacher, der sich in den ersten drei WM-Bewerben über drei Goldmedaillen freuen durfte. „Es hat schon auch ein bisschen Druck von uns weggenommen, dass die Herren die Medaillen geholt haben“, weiß Christian Mitter. „Mir ist lieber: Wenn wir schon nichts machen, dann sollen wenigstens die Herren alles abräumen. Wenn die gut fahren, dann sind die Journalisten auch mit anderen Sachen beschäftigt.“

Mitter ist überzeugt, dass seine Läuferinnen in den beiden verbleibenden Rennen nun befreiter drauf losfahren können. „Es fällt jetzt ein wenig Last ab. Das gibt Ruhe und Sicherheit und zeigt, dass der Weg, den wir gehen, sehr gut ist“, sagte der österreichische Coach und ergänzt: „Wir sind schon einmal nicht umsonst hergefahren. Es wird im Verband doch ein großer Aufwand betrieben. Und dann möchte man ja auch etwas zurückgeben.“

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