Prominente Einkehrschwünge: Für zwei Große ist nach Åre Schluss

Lindsey Vonn und Aksel Lund Svindal haben die Speed-Disziplinen dominiert. Nach der WM werden sie sich verabschieden.

Es hatte sich ja schon im Herbst angekündigt, dass nach dieser WM-Saison einige ganz Große des alpinen Skirennlaufs in die Pension wechseln, nun aber geht es doch schneller als von Lindsey Vonn und Aksel Lund Svindal erhofft. Es geht einfach nicht mehr, die Körper, speziell die Knie des 36-jährigen Norwegers und der 34-jährigen Amerikanerin sind den Belastungen ihres Berufs nicht mehr gewachsen. Vonn und Svindal werden in Åre ein letztes Mal zu sehen sein – dann ist Schluss.

Für Aksel Lund Svindal bietet sich die Gelegenheit, einen Kreis zu schließen. Denn vor zwölf Jahren ist bei der letzten WM in Schweden sein Stern so richtig aufgegangen: Gold in Abfahrt und Riesenslalom, wenig später gewann der sympathische Hüne auch noch erstmals den Gesamtweltcup, dazu die Disziplinwertungen in Riesenslalom und Kombination.

„Der Sport wird ihn sehr vermissen“, sagt Vincent Kriechmayr. Für den Oberösterreicher stehen die Chancen, dass sich der Olympiasieger in der Abfahrt von 2018 mit einem Coup verabschiedet, gar nicht schlecht. Denn Svindal hatte die – letztlich abgesagten – Rennen in Garmisch-Partenkirchen von seinem Fahrplan gestrichen und bereitet sich in Ruhe auf sein großes Finale vor. Kriechmayr: „Da können wir uns auf einiges gefasst machen.“

 

Aksel Lund Svindal im Porträt:

SKI-WELTCUP IN KITZBÜHEL - "KITZRACEPARTY 2019": SVINDAL

Selten hat ein Sport-Superstar so schön seinen Rücktritt erklärt. Und das auch noch an einem so geschichtsträchtigen Ort wie Kitzbühel. Im Smoking teilte Aksel Lund Svindal auf der elitären "KitzRaceParty" mit, dass die Rennen bei der Ski-WM in Åre seine letzten sein werden. 

Prominente Einkehrschwünge: Für zwei Große ist nach Åre Schluss

Svindal hatte bereits vergangenen Sommer länger überlegt, ob er seine Karriere fortsetzen soll, aber der zweifache Olympiasieger fühlte sich noch nicht bereit. "Ich will hundertprozentig wissen, dass das die richtige Entscheidung ist", hatte der stets faire Sportsmann, der skandalfrei durch seine Karriere schritt und dennoch tiefe Spuren hinterließ, beim Saisonauftakt in Sölden besonnen gemeint.

Prominente Einkehrschwünge: Für zwei Große ist nach Åre Schluss

Er war nie ein Mann der lauten Worte, aber einer der viel zu sagen hatte und den Skisport prägte wie kaum ein anderer.

Prominente Einkehrschwünge: Für zwei Große ist nach Åre Schluss

"Ich bin happy, dass es jetzt entschieden ist. Jetzt kann ich mich auf die letzten beiden Rennen vorbereiten. Es war komisch, es auszusprechen, aber auch in Ordnung. Ich bereue es nicht", sagte er zu norwegischen Medien.

SKI-WELTCUP IN KITZBÜHEL: ABFAHRT DER HERREN / SVINDAL (NOR)

Der fehlende Abfahrtssieg bei den Hahnenkammrennen trübt vielleicht die persönliche Bilanz des großen Svindal ein klein wenig, nicht aber die eigentliche. 

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Seine ersten zwei von fünf Weltmeistertitel in drei Disziplinen (zweimal Abfahrt, zweimal Kombination, einmal Riesentorlauf) fuhr er schon 2007 in Åre ein, dort wird er nun in Kürze auch Abschied von der großen Bühne nehmen.

Prominente Einkehrschwünge: Für zwei Große ist nach Åre Schluss

"Viele Freunde und die Familie werden da sein, das können schöne Rennen zum Abschied werden. Man kann einen großen Kampf um die Medaillen erwarten, ich fühle mich mental sehr gut vorbereitet."

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Svindal kämpft seit seinem Horrorsturz 2016 in der Kitzbühel-Abfahrt mit den Folgen der schweren Knieverletzung. Es war nicht seine einzige schwere Verletzung,

Svindal in Lake Louise immer für einen Sieg gut

Es war nicht seine einzige schwere Verletzung, im Oktober 2014 hatte er sich bei einem Jux-Fußballspiel die Achillessehne gerissen und war ein Jahr ausgefallen.

Das Speed-Idol

Ob wie 2007 wieder norwegische Fans mit nacktem Oberkörper der Kälte von Åre trotzen, um ihr Idol zu Gold zu brüllen? „Viele Freunde und meine Familie werden da sein, das können schöne Rennen zum Abschied werden“, sagt Svindal, „ich fühle mich mental sehr gut vorbereitet.“

Mit zwei dritten Plätzen in Abfahrt und Super-G von Beaver Creek sowie dem Sieg im Super-G von Gröden hat er jedenfalls gezeigt, dass mit ihm zu rechnen ist. Die einzige Frage ist jene nach dem rechten Knie. Anhaltspunkte wird das erste Abfahrtstraining am Dienstagmorgen liefern.

Die Unvollendete

Zu diesem Zeitpunkt bereitet sich Lindsey Vonn schon auf den vorletzten Start ihrer großen Karriere vor, denn am Dienstag um 12.30 Uhr geht es um die Medaillen im Super-G. Bereits am Montag haben die Damen ein erstes Abtasten mit der Abfahrtsstrecke.

Mit Åre hätte Lindsey Vonn ja an sich noch eine Rechnung offen: Als sie vor zwölf Jahren als Favoritin auf Gold in die Speedrennen ging, hatte sie das Pech, dass sich Lokalmatadorin Anja Pärson in Überform befand und beide Bewerbe gewann. Vonn blieb jeweils Silber, das Versäumte holte sie dann 2009 in Val d’Isère nach.

Jedoch hat sich inzwischen vieles verändert. Im vergangenen Jahr hatte die Amerikanerin im Scherz gemeint, mit einem „Robo-Knie“ könne sie noch weiterfahren. Nun aber ist klar: „Mein Körper ist gebrochen, nicht mehr zu reparieren, und er lässt mich nicht die letzte Saison bestreiten, von der ich geträumt habe.“

Die Trainings und Rennen in Cortina waren zu viel, im ersten Training wurde bei einer Landung im Flachen nach dem Zielsprung der Wadenbeinnerv beschädigt, die weiteren Fahrten vergrößerten das Problem bis über die Schmerzgrenze, und die liegt bei Lindsey Vonn ohnehin jenseits des Vorstellbaren. Nach etlichen Stürzen und Hoppalas gibt es nicht viel in ihrem Körper, das noch nicht ramponiert worden wäre, zuletzt fuhr die 34-Jährige mit Schienen an beiden Beinen.

Dass sie Stenmarks Rekord von 86 Weltcupsiegen nicht mehr erreichen kann, ist angesichts aller Schmerzen ihr kleinstes Problem: „Ich hoffe, dass ich eines Tages noch mit meinen Kindern skifahren kann.“

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Ihre Weltcup-Karriere begann - man glaubt's kaum - mit einem Slalom. Am 18. November 2000 konnte sich die 16-Jährige allerdings nicht für den zweiten Durchgang qualifizieren. 

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Die ersten Punkte im Weltcup holte sie erst ein Jahr später beim Super-G von Val d'Isere, wo sie 26. wurde. 

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Der endgültige Durchbruch sollte in der Saison 2003/'04 folgen. In Cortina d'Ampezzo raste sie in der Abfahrt als Dritte erstmals aufs Podest. 

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In Lake Louise landete sie in der Abfahrt ihren ersten Weltcup-Sieg. Mit fünf weiteren Podestplätzen etablierte sie sich in dieser Saison endgültig in der Weltspitze. 

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Was danach kam ist Ski-Geschichte: Vier Mal gewann die US-Amerikanerin den Gesamtweltcup (2007/08, 2008/09, 2009/10, 2011/12), ...

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... acht Mal den Abfahrts-Weltcup (2007/08, 2008/09, 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2012/13, 2014/15, 2015/16), fünf Mal den Super-G-Weltcup (2008/09, 2009/10, 2010/11, 2011/12, 2014/15) sowie drei Mal den Kombinationsweltcup (2009/10, 2010/11, 2011/12). 

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Auf der Piste mag Lindsey Vonn vielleicht ein Ass sein. Ihr Liebesleben ist bisher aber weniger erfolgreich verlaufen. 

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Vor zwei Jahren erzählte sie in einer Show, dass sie sie wegen all den schlechten Beziehungserfahrungen inzwischen gar nicht mehr an die wahre Liebe glaube.

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